Tag der Tour: Mittwoch, 15.03.2017
Neben den neun kleineren Runden plus zwei Varianten in den diversen Stadtteilen von Wien gibt es offiziell noch eine große, welche um das gesamte Stadtgebiet herumführt („rundumadum“). Bis vor wenigen Jahren konnten ambitionierte Wanderer auch noch für zwei andere ca. 110 bis 120 km lange Rundstrecken Stempel und somit auch Wanderabzeichen erwerben, den W 10 sowie den W 11.
Den W 10 bin ich von 2014 bis 2016 in Einzelstrecken bereits vollständig gegangen, vor ein paar Tagen habe ich dann den W 11 begonnen. Es ist die erste längere Tour in diesem noch sehr jungen Wanderjahr, etwa 24 Kilometer stehen am Programm – auch wenn das Fotowetter alles andere als vielversprechend ist. Um 8:30 Uhr finde ich mich bereits beim Bahnhof in Heiligenstadt ein, obwohl ich auch erst in Nussdorf losmarschieren könnte. Allerdings erweisen sich die Anschlussverbindungen dorthin als suboptimal.
Daher ergibt sich folgende Streckenführung: Heiligenstadt – Klosterneuburg – Weidlingbachtal – Toiflhütte – Sofienalpe – Vorderhainbach – Purkersdorf.
Ich komme rasch bis zur Donau voran, wo ich das erste Mal die pinke Markierung des 11ers wahrnehme. Die Sonne verschwindet ab da hinter dicken Wolken und ich werde sie erst auf der Heimfahrt von Purkersdorf wieder sehen – schmecks!

Was nun folgt, ist kilometerlange Monotonie entlang der Donau entweder auf einem Radweg, auf einem Fußweg oder beides, in jedem Fall aber auf Asphalt. Unangenehmerweise sind zu dieser frühen Stunde schon zahlreiche Radler unterwegs. Ich bin deshalb froh, dass ich vorübergehend auf eine nichtgeteerte Parallelroute ausweichen kann.


Der Asphalt hat mich bald wieder und so geht es dann auch durch einen Gewerbepark am Rande von Klosterneuburg bis zu einem Kreisverkehr. Der Weiterweg ist wegen der für Fußgänger gesperrten Unterführung der Bahntrasse ein wenig umständlich. Bis zur Unterquerung des Bahnhofes Weidling-KLosterneuburg muss ich vorgehen, ehe ich auf die andere Seite wechseln darf. Diese Gegend ist wahrlich nicht mein Fall und so beeile ich mich, den Weidlingbach mit seinem Promenadenweg zu erreichen.

Die Gehrichtung ändert sich zwar, vorerst nicht jedoch der Belag. Bis Weidling muss ich rechts neben mir auch noch eine Straße ertragen. Irgendwann wechsle ich über einen Steg die Seite des Baches und stehe vor einer Zwergenkolonie.

Ebendort zweigt die Weidlingbachgasse von der Hauptdurchzugsstraße ab. Bei der Abzweigung befindet sich auch eine „Orientierungstafel“, für die der Wanderer die Grundrechnungsarten beherrschen sollte.

Noch schlappe 2:45 Stunden sind es bis zum Mittagessen auf der Sofienalpe. Voll motiviert und leichtfüßig lasse ich Weidling rasch hinter mir und strebe dem Ort Weidlingbach zu, wo es endlich wieder einmal nennenswerte Höhenmeter zu überwinden gilt. Es dauert allerdings nicht lange, da gebietet mir ein Straßenschild auch schon wieder Einhalt.


Ich verlasse die Asphaltstraße bei einem Spielplatz und bewege mich nun wie schaumgebremst am Waldhang auf einem Erdpfad. Rechts von mir plätschert der Weidlingbach gemächlich vor sich hin. Kurz bevor der Weg wieder in die Straße nach Weidlingbach einmündet, komme ich noch bei einer Wiese vorbei. Pemmernissel wird dieses Gebiet genannt und ganz in der Nähe gibt es auch einen Pemmernisselgraben.

Der W 11 trifft in Hinterweidling auf die Straße, welcher ich bis Weidlingbach folge. Sie ist recht unangenehm und nicht gerade verkehrsarm. Vor mir baut sich der Simonsberg auf, in dessen rechter (hinteren) Flanke ich schon einmal vom Hameau herunter gekommen bin. Die Einmündung des entsprechenden gelben Wanderweges lasse ich allerdings links liegen und nehme stattdessen den nächsten rot/pink markierten Linksabzweig zur Toiflhütte.

Ich befinde mich nun im Tannbachgraben, in welchem laut meiner Karte allerdings der Dornbach fließt. Hier gibt’s für mich gleich einmal eine negative Überraschung: Der Wanderweg sollte eigentlich sofort nach rechts in einen Hohlweg über den Kamm abgehen. Auch meine pink/rote Markierung weist hier noch eindeutig erkennbar nach rechts. Der Kammansatz ist an dieser Stelle jedoch eingezäunt und quer über dem Weg befindet sich ein (verschlossenes) Tor. Ich sehe mich dadurch gezwungen, auf der Forststraße zu bleiben und ein Blick auf die Karte sagt mir, dass es von der Forststraße keinen Weg zur Hütte gibt. Wird die vermeintlich einfache Wanderung jetzt zur Expedition?
Nein, denn wenig später kommt eine Kreuzung (nicht in der Karte) und ein Schild weist mich hier nach rechts auf den Kamm hinauf zur Toiflhütte. Laut Vorabrecherche meinerseits ist sie derzeit wegen Erkrankung des Pächters geschlossen. Diese Info kann ich jedoch sogleich vergessen, denn an der Kreuzung wird auf die aktuelle Öffnungszeit an den Wochenenden vom 04.03.-17.05.2017 hingewiesen. Was danach sein wird, weiß ich noch nicht.

Der Weg hinauf zur Hütte ist zweigeteilt. Weiter herunten zieht der Weg steiler bergan, flankiert von einem Dickicht an undurchdringlichen Jungbäumen. Weiter oben ist der Weg dann flacher und man hat den Durchblick durch älteren Baumbestand – wobei älter relativ zu sehen ist.

Bei einer weiteren Kreuzung halte ich mich halblinks und nach wenigen Minuten bin ich bei der Hütte angelangt – für mich eine Premiere. Schade, dass sie nicht geöffnet hat – ich hätte sie gerne getestet.

So mache ich mich eben weiter zur Sofienalpe auf, jetzt aber auf einer richtig breiten Schotterpiste. Hier begegnet mir auch der erste Wanderer abseits des besiedelten Gebietes. In einer Senke am Straßenrand entdecke ich einen Teich, in dem exakt eine Ente schwimmt. Eine auf dem Wasser treibende Behausung dürfte für sie jedoch ein wenig unterdimensioniert sein.

Ich muss jetzt am Spanglweg bergan zur Tullner Straße, die ich übersetze und auf der anderen Seite auf einem schmalen Pfad bis zur gleich darauf folgenden Wegkreuzung vorgehen.

Hier kommt ein blau markierter Wanderweg vom Scheiblingstein herüber und wird mich zur Sofienalpe führen. Der Weg ist mir bereits von einer früheren Wanderung her bekannt. Ein tiefer Graben wird in einem langen Rechtsbogen umgangen. Danach mündet der Weg sofort in die Zufahrtsstraße zur Sofienalpe ein. Von da sind es dann nur noch etwa 150 Meter bis zur Gastwirtschaft, wo ich gegen 12:45 Uhr einkehre.

Ungefähr eine halbe bis dreiviertel Sunde bleibe ich. Ich kann in Erfahrung bringen, dass auch die „Mostalm“ an diesem Tag geöffnet hat. Also teile ich meine heutige Konsumation auf – hier die Hauptmahlzeit, dort der Kaffee. Zunächst passiere ich noch die Franz-Karl-Fernsicht, die ihrem Namen diesmal eher nicht gerecht wird. In Richtung Wien gibt’s nichts zu sehen und so beschränke ich mich auf den Rückblick zur Sofienalpe. Mehr ist an diesem Tag nicht.

Der befürchtete starke Wind hält sich diesmal sehr in Grenzen und nach fünfzehn Minuten sitze ich vor meinem Kaffee auf der Mostalm. Zu dieser Zeit bin ich wohl der einzige Gast hier.


Schon bald setze ich meinen Weg fort und gehe am Waldrand bei der Schwarznettelwiese und später durch den Wald hinab zum oberen Ende der Hohe Wand-Wiese und blicke auf Vorderhainbach hinab. Viel ist hier nicht mehr los und der Liftbetrieb dürfte mittlerweile komplett eingestellt worden sein – nicht nur mangels Schnee!
Auf der anderen Talseite baut sich mit dem Buchberg die letzte Erhebung des Tages vor mir auf. Schon wieder!!! Kam der nicht schon in meinem letzten Blogeintrag vor? Ach ja, das war der im nördlichen Weinviertel und die Geschichte mit dem Wildschweingehege. Nun, Wildschweine gibt es hier in der Gegend auch, denn der Lainzer Tiergarten ist nicht so weit weg von hier.

Der Abstieg nach Vorderhainbach wird nun steiler, es dauert aber nicht lange und der Weg beschreibt eine starke Rechtsbiegung und führt nahezu eben weiter. Hier sehe ich massenhaft Bärlauch zaghaft aus dem Waldboden sprießen. Bald wird an dieser Stelle vorübergehend ein grüner Teppich existieren und die Brauntöne des Winters ablösen.

In Vorderhainbach überquere ich die Straße und sofort zieht die Hohe Wand-Gasse auf der anderen Seite bergan. Kurze Zeit später biege ich in einen Waldweg ein, der mich zunächst wieder auf einen Kamm leitet. Auch diesen Wegabschnitt kenne ich bereits von einer früheren Tour im Winter. Bin damals weiter oben sogar in ein Schneeloch gefallen. Heute geht der Aufstieg wesentlich leichter.

Aber irgendwie kommt mir vor, dass die Wegführung von damals ein wenig verändert wurde und weiter nach rechts ausholt. Später scheint sich dieser Verdacht bei einer Weggabelung zu bestätigen. Der ursprüngliche Weg wurde anscheinend aufgelassen.

Recht windig geht es dann zwischen Buchberg und Rehgrabenberg hindurch auf die Anhöhe des Purkersdorfer Eichberges, danach senkt sich der Weg deutlich und wird kurzzeitig zum Hindernisparcours. Zahlreiche Äste verlegen den Weg und es ist mancherorts echt schwierig, einen gangbaren Weg hindurch zu finden.

Ich schaffe es aber doch, kreuze noch eine Forststraße und begebe mich über einen Wiesenweg zu den ersten Häusern von Purkersdorf. Einmal links und einmal rechts, dann sehe ich die Jakobskirche vor mir.

Geschafft!!! In 6:15 Stunden reiner Gehzeit vom Bahnhof in Heiligenstadt hierher zum Bahnhof in Purkersdorf. Die Fortsetzung nach Rodaun bin ich schon früher einmal zu 80 – 90 Prozent gegangen. Dennoch bin ich am Überlegen, ob ich nicht diese Teilstrecke am W11 nochmals machen soll, weil hier im Wienerwald ist es ja schön. Wann das sein könnte? Nun, ich habe noch keinen genauen (Zeit-)plan…
Lebendig geschrieben! Ich war an diesem Tag mit dir auf dem Weg, so fühlt es sich beim Lesen an! 🙂 Du erwähnst eine Karte, wo der W11 eingezeichnet ist, kannst du mir die Quelle verraten?
Danke! Jazz Min
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Danke! Die beste Quelle für den Weg ist die AMAP vom BEV. Da sind der W11 und auch der W10 vollständig eingetragen. Sporadisch auch noch auf meiner Kompass-Karte (ist schon ein wenig älter 😉 ). Mitgenommen hab ich den Stadtatlas vom Falk-Verlag.
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