Es geht weiter mit dem Voralpenweg bzw. dem „voralpinen Weitwanderweg“, wie es auf dem Umschlag meines lila Wanderführers heißt. Ein paar stabile Schönwettertage Ende Mai können von mir genutzt werden, um von Waidhofen an der Ybbs durch das Gebiet der Eisenwurzen bis an den Rand der Pyhrn-Priel-Region und weiter bis nach Ebensee am Traunsee zu wandern. Die Anreise nach Waidhofen an der Ybbs ist derzeit fahrplanmäßig mit der Bahn ab Wien Meidling über Amstetten an allen Tagen problemlos. Deshalb ist der Start ab Waidhofen bereits ab 7:30 Uhr möglich.
Tag 1 (26.05.2017): von Waidhofen an der Ybbs bis zum Sonnberg; ca. 34 km
Eben so früh stehe ich in den Startlöchern bzw. am Bahnhof von Waidhofen an der Ybbs. Dieser liegt allerdings etwas außerhalb der Stadt, so dass ich mangels Markierungen im verbauten Gebiet in den Genuss eines morgendlichen Orientierungslaufes durch Waidhofen komme – insbesondere auch deswegen, weil die ‚Konradsheimer Straße‘, auf welcher ich nach Konradsheim gelangen sollte, vor zwei bis drei Jahren in ‚Höhenstraße‘ umbenannt wurde.

Nach einem steilen Anstieg aus der Bezirkshauptstadt heraus befinde ich mich auf einem aussichtsreichen Höhenweg, so wie ich ihn schon vom Mostviertel her kenne. Bedauerlicherweise handelt es sich dabei zumeist um Straßen, nur kurz vor Konradsheim führt der Wanderweg in der Botanik durch eine Senke hindurch. Nach Konradsheim, das auf einer Anhöhe liegt, muss ich laut Beschilderung nicht aufsteigen, also mache ich mich gleich direkt auf den Weg zum nur wenige hundert Meter entfernten Gasthof Schatzöd. Die Kaffeepause ist fällig und bis Maria Neustift komme ich – gastronomisch betrachtet – nirgends mehr vorbei.
Bis zum vor mir liegennden Hochkogel steigt der Weg kontinuierlich an und ab diesem Bereich setzt auch stärkerer „Gegenverkehr“ ein. Ich befinde mich hier auch auf den Pilgerwegen, die von Linz bzw. von Salzburg her zur Basilika nach Mariazell führen. Zu Christi Himmelfahrt werden diese Pilgerwege stark frequentiert. Dasselbe gilt auch für den Marienfeiertag am 15. August.

Der Hochkogel wird von mir gemäß der Beschilderung umgangen. Gleich dahinter halte ich aber gereadewegs auf den Freithofberg zu, bis sich der Weg beim Gehöft Haunoldstein teilt. Auf der nördlichen Seite des Freithofberges gelange ich aussichtsreich zum Bischofberg und zum letzten Bauernhof auf niederösterreichischem Boden. Von diesem steige ich in eine Graben hinab, wo der Grenzbach Raming dahin plätschert. Über einen Steg wechsle ich dann das Bundesland. Hallo Oberösterreich!!!


Auf der anderen Seite befindet sich ein Wiesenweg: Mitten in der Wiese ändert der Weg seine Richtung und plötzlich habe ich einen steilen Anstieg zu bewältigen. Der dauert jedoch nicht lange und auf einem Karrenweg erreiche ich einen Hof, an dem ich vorbeigehe. Ab einem Kreuz am Wegesrand öffnet sich vor mir eines meiner Lieblingspanoramen auf dem Voralpenweg – nämlich das weiter unten liegende Maria Neustift mit den noch verschneiten nördlichen Kalkalpen im Hintergrund.

Es ist nun genau Mittag, Zeit also, sich nach einem Lokal umzusehen. Die „Roisentaverne“ wirkt verlassen, sie öffnet ihre Pforten erst um 16 Uhr. Bleibt also noch die „Bäckerei Schaupp“ mit angeschlossenem Gasthof. Hier geht alles eher gemächlich seinen Gang. Als Speise kann ich eher nur das angebotene Mittagsmenü empfehlen, denn mit den Beilagen wird hier geknausert. Für all das ist die Gastwirtschaft in der Region bereits berüchtigt und bekannt.
Zum Übernachten fällt die Pension Ahrer/Seyerlehner 2017 wegen Renovierungsarbeiten wohl aus. Die einzige Alternative für Wanderer in Maria Neustift ist der Hof „Unterbuchschacher“ im Höllgraben. Genau in diesen Graben steige ich nach dem Mittagessen hinab und auf der anderen Seite noch mehr an Höhenmetern wieder bergan bis zur Jausenstation Glasnerhütte.

Von der Jausenstation marschiere ich ohne nennenswerte Höhenunterschiede am Hang des Glasenberges entlang bis zum Gipfel des Geierkogels (leider ohne Aussicht), dann noch weiter über eine namenlose Kuppe (mit Sicht zum Reichraminger Hintergebirge) und hinein in einen kleinen Sattel, wo sich eine Marienkapelle befindet, ab der der Weg steil zum Spadenberg hinauf ansteigt.
Bei der Marienkapelle stehen mehrere Sitzbänke, für mich und noch ein paar andere ausreichend, denke ich und mache es mir bequem. Ich sitze noch nicht lange, da kommt ein einzelner Wanderer vom Spadenberg herab und hinter ihm aus dem Wald heraus vernehme ich ein stark anschwellendes Stimmengewirr. Die Vorhut erklärt mir, dass es sich um eine Pilgergruppe von 26 Personen handle, die hier bei der Kapelle natürlich ein Marienlied absingen müsse. Gesagt – getan… nach kaum fünf Minuten ist der Spuk wieder vorüber und die Gruppe weiter gezogen. Man stelle sich die Szene nun so vor: Ich – aus den Socken – sitze noch immer da und bin nicht einmal dazu gekommen, ein Foto von der Gruppe zu machen.


Für etwa 50 Meter schnaufe ich dann eine sehr steile Rampe zum Spadenberg empor, später dann gemäßigter bis zum Gipfel mit Kreuz und Gipfelbuch. Hier ist ein Eintrag fällig, ist doch dieser mit 1000 m der höchste erreichte Punkt des Tages.
Wieder abgestiegen, erreiche ich eine Wiese, von der ich zum Plattenberg hinsehen kann und die Windräder des dahinter liegenden Windparks erkenne. Kurz einige Höhenmeter verlierend, umgehe ich den Plattenberg auf dessen Südseite, bis ich bei der Wegteilung unterhalb des Windparks stehe.

Unterhalb des Plattenberges befindet sich die Großbichleralm, wo es auch eine Übernachtungsmöglichkeit geben könnte.
Ich setze meinen Weg aber noch bergab zum Gebiet Wolfsgrub fort, um am Gegenhang wieder auf den Willeitenberg hinauf zu steigen. Hier bieten sich mir wieder teilweise phantastische Fernblicke in die nähere und weitere Umgebung. Beim Abstieg vom Willeitenberg erkenne ich dann bereits mein Quartier, den „Ferienhof Schneiderweg“ am Hang des Sonnberges.

Zu meinem Quartier komme ich, indem ich den Sonnberg auch noch überschreite und dann bei einem Gehöft zur Straße am Hang wechsle und wieder 200 m auf dieser zurück gehe. Ich werde beim Ferienhof sehr freundlich aufgenommen und erhalte ein gutes Zimmer, in dem ich mich sehr wohl fühle.

Mein Plan für den nächsten Tag ist zu diesem Zeitpunkt noch recht ambitioniert, soll es doch bis in die Gegend von Molln oder gar Frauenstein gehen. Allerdings kommt es letztlich doch ein wenig anders.
Tag 2 (27.05.2017): vom Sonnberg zur Grünburger Hütte; ca. 19 km
Schon um sieben Uhr stärke ich mich mit einem Frühstück, das keine Wünsche offen lässt. Keine Stunde später schnüre ich meine Wanderschuhe und verabschiede mich herzlich von den Gastgebern. In wenigen Minuten bin ich wieder zurück am Weitwanderweg, der mich zuerst um den Fuchsenkogel herum in die Streusiedlung Unterlaussa bringt.

Von dort gelange ich zu einem in einer Einsattelung liegenden Bauernhof, wo mein Weg in den Wald abzweigt und zur Hetzerhöhe hinüber führt. Von dort ist es nicht mehr weit bis zum Gipfel des Jochberges, der über einen steilen Anstieg bewältigt werden muss. Kurzes Verschnaufen ist hier heroben angesagt.

Ich bin an dieser Stelle noch auf einen eher kontinuierlichen Abstieg nach Ternberg eingestellt, liege mit dieser Annahme aber komplett falsch. Hinunter vom Jochberg zu einer Wiese, aber sofort wieder kurz und sehr steil einen Hügel hinauf – wieder hinunter zu einer größeren Wiese mit deutlicher Beschilderung, aber zunächst unklarem Wegverlauf – noch weiter runter zu einer asphaltierten Straße. Dann hinauf zum Brettmaisser Hof und noch ein Stück weiter zum Gasthof „Koglerhof“, den ich aber rechts liegen lasse, und wieder kurz eine Weide hinunter bis zu einer vermeintlichen (unmarkierten) Wegteilung. Die Karte sagt mir, eher bergan zu gehen – dieser Weg verliert sich aber 200 Meter später in der Masse an Spuren vom Weidevieh. Also zurück und auf dem anderen Weg zuerst eben und kurze Zeit danach stetig steigend hinüber zur Großternbergalm.


Von dort geht es aber dann wirklich nur noch bergab nach Ternberg. Und wie!!! Schon bald befinde ich mich auf einem schmalen, steilen Waldpfad. Einmal kann ich bei einer Kehre ein paar Meter zu einem Aussichtspunkt zur Seite gehen.

Weiter unten wird der Pfad ein wenig breiter und angenehmer zu gehen. Am Ortseingang von Ternberg überquere ich die Bundesstraße und gehe in einem Linksbogen zum Ortszentrum, wo sich auch der „Kirchenwirt“ befindet. Dort nehme ich Platz und dann passiert länger nichts. Draußen auf der anderen Straßenseite richtet das Personal den Gastgarten her und auch aus der Küche ist Betriebsamkeit zu vernehmen. Nach etwa zwanzig Minuten wird mir das Warten zu lange und ich melde in der Küche meine Ankunft. Ich erfahre, dass das Personal im Gastgarten für mich zuständig wäre, aber das hat mich ja in den Gasthof eintreten gesehen.

Kurz nach zwölf Uhr mittags bin ich mit dem Essen fertig. Ein gut dreistündiger Aufstieg mit ungefähr 700 Hm zur Grünburger Hütte steht mir nun bevor. Ich wechsle auf die andere Seite der Enns und übersetze auf einem Fussgängersteg die Bahngleise. Rasch komme ich in den Bereich des sog. „G’schlössl“ und stoße trotz hinderlicher Rösser auf die Zufahrtsstraße zum Herndleck.

Schon bald verlasse ich diese wieder und schwenke in spitzem Winkel in den Waldweg, welcher steil hinauf bis zu einem Parkplatz führt. Dort laufe ich dann wieder ein wenig auf der Straße und kurz auch auf Schotter bis zu ein paar Almhütten bzw. dem ehemaligen Herndleck-Schutzhaus, wo der Weg dann direkt die letzten 100 Höhenmeter auf der Wiese nach oben geht. Sehr schöne Ausblicke ins Ennstal bieten sich mir hier. Die sind allerdings auch sehr hart erarbeitet, denn der größere Teil des Anstiegs liegt in der prallen Nachmittagssonne.


Zum Ausgleich geht es dafür dann eher eben und durch Wald hinüber zu den „Rehböden“. Bei der sog. „Teufelskirche“ trifft der Salzsteigweg von Steinbach herauf auf meinen Weitwanderweg und wird mich bis Klaus begleiten.

Der Weg wendet sich nun hinunter zum Gscheid und anschließend um den Krennkogel herum zum Sulzboden, wo es wieder in der direkten Linie steil bis in den Bereich Hochbuchberg bergauf geht. Ich bin deshalb sehr froh, dass ich mich nach einem kurzen Abstieg durch den Wald endlich auf der Terrasse der Grünburger Hütte hinsetzen kann.

Bis in den Bereich Molln wären es laut Wanderbuch noch 2,5 Stunden, sucht man im Ort noch ein Quartier, dann wohl eher drei. Zuviel für mich, zumal noch ein steiler Abstieg durch den Dorngraben bevorseht und wie sich am folgenden Tag zeigt, braucht man durch die Steyrschlucht um einiges länger als angegeben. Ich beschließe, auf der Grünburger Hütte zu nächtigen, was mir auch Gelegenheit gibt, die ungarischen Pächter, die laut meinen bisherigen Informationen als sehr engagiert gelten, ein wenig kennen zu lernen.
Tag 3 (28.05.2017): von der Grünburger Hütte nach Frauenstein; ca. 18 km
Ich habe ein 10er-Matrazenlager für mich alleine und am nächsten Morgen sitze ich noch beim Frühstück, als bereits die ersten Wanderer und Mountainbiker zur Hütte kommen. Eine Stunde später wird die Terrasse voll sein, erfahre ich von den Pächtern, von denen ich mich herzlich verabschiede. Sie selbst haben auch einen Weitwanderweg in Ungarn (nämlich den ‚országos kéktúra‘) „in Arbeit“.


Kurz gehe ich auf der Schotterstraße bis zu einem gelben Schild, dann geht es auch schon hinunter in den Graben. Meist folge ich dem Bachlauf bis zum Parkplatz im Tal und von dort noch weiter bis zur Straße. In diese wende ich mich für eine Weile nach links, vor mir in der Ferne das Panorama des noch verschneiten Toten Gebirges mit dem Großen Priel.

Auf einer Kuppe weist die Markierung bei Gradau halb rechts zur Steyr hinunter und ich komme zu einer Kreuzung. Hier entscheide ich mich, ein paar Minuten entgegen meiner Marschrichtung am Fluss zurück zum Naturdenkmal „Rinnende Mauer“ zu gehen. Ein wenig Trittsicherheit ist dabei allerdings schon angebracht, ein Warnschild weist auch darauf hin.


Wieder zurück bei besagter Kreuzung, wähle ich jenen Wanderweg nach Molln, der einmal hoch über dem Steyrgraben (breiter) und einmal etwas weiter unten in Ufernähe (teilweise sehr schmal) verläuft. Einmal muss ich aufpassen, nicht versehentlich direkt nach Molln hineinzugehen. Irgendwann gelange ich zu jener Stelle, an der die Steyr von der Krummen Steyrling genährt wird. Letztere überschreite ich auf einem Holzsteg.



Ich bleibe nun bis zur Stefaniebrücke direkt an der Steyr und ich komme mir vor, wie im Dschungel – Insekten inklusive. Bei der Stefaniebrücke fließt noch ein Wildbach in die Steyr, unmittelbar darauf verbreitert sich der Pfad zu einer Schotterstraße. In einem weiten Linksbogen erreiche ich den Ortsrand von Molln und links weg befindet sich gleich ein Gasthof mit Gastgarten. Genau den brauche ich jetzt!

Nach erfolgter Stärkung ändert sich der Weg schlagartig und bis Frauenstein gibt es fast nur noch Asphalt unter meinen Schuhsohlen. Ziemeck heißt die langgezogene Streusiedlung, durch die ich in Richtung „Steyrdurchbruch“ wandere. Sehr warm ist es geworden, um nicht zu sagen heiß. Auf dem Asphalt merke ich das gleich doppelt, so dass es nicht verwundern mag, dass ich jede schattige Sitzgelegenheit für mich in Anspruch nehme. Allzu viele sind es ohnehin nicht. Steinschlag-Warnschilder lassen vermuten, dass ich den Durchbruch erreicht habe und gleich nach dessen Ende kann ich den Kirchturm von Frauenstein erkennen.

Der Gasthof Federlehner befindet sich auf einem Hügel neben der Wallfahrtskirche. Die gelbe Beschilderung lässt mich befürchten, dass ich an Frauenstein vorbei oder über einen Umweg hinten herum zur Kirche geleitet werde. Da sehe ich zwei Spaziergänger den Wiesenhang hinaufgehen, was auf die Existenz eines Pfades hindeutet. Ich finde diesen bald und beziehe wenige Minuten danach mein Zimmer. Obwohl der Gasthof seit 15 Uhr geschlossen ist, halten sich etliche Personen bei Speis und Trank im Gastgarten auf. Auch ich bekomme noch ausreichend zu essen und zu trinken.
Im nahen Friedhof bei der Wallfahrtskirche ist die Urne des deutschen Schauspielers und Fernsehmoderators Hans Joachim Kulenkampff beigesetzt, sein letzter Wohnort war aber Seeham in Salzburg.
Für die beiden letzten Wandertage verbleibt nun eine jeweils längere Wegstrecke und das bei wohl noch höheren Temperaturen. Ich hoffe daher, möglichst früh in den Tag starten zu können.
Tag 4 (29.05.2017): von Frauenstein nach Habernau; 28 km
Den Weiterweg Richtung Klaus studiere ich bereits am Vorabend. Von der Terrasse des Gasthofes aus ist der Wiesenweg, in den ich in der Senke unten abbiegen muss, recht gut zu erkennen. Nach kurzer Verabschiedung bin ich wenige Minuten später schon auf diesem unterwegs und blicke ein letztes Mal auf Frauenstein zurück.

Dann geht es in den Wald hinein, unter der Autobahn hindurch bis zur Siedlung Haidengut. Hier ist die Beschilderung unklar: Die gelbe Tafel weist die Straße zur Steyr hinab, tatsächlich hätte ich aber die verkehrsreichere Straße, die zur Staumauer des Klauser Stausees führt, nehmen sollen. So überschreite ich die Steyr etwas unterhalb der Staumauer und komme so in den Genuss des ‚Klauser Wasserfallweges‘, der mich wieder zum Voralpenweg bringt. Das eine oder andere Fotomotiv dürfte mir dadurch wohl entgangen sein, dafür gibt’s das hier:


Ich bleibe nun für einige Zeit auf der Bundesstraße bzw. dem Radweg nebenan. Den Einstieg in den Fischersteig verpasse ich, weil der Radweg in diesem Bereich gesperrt oder noch in Bau ist. Erst als der etwas zur Steyr ausholende Steig wieder zur Bundesstraße zurückkommt, wechsle ich auf diesen. Er geht dann bald in einen Naturlehrpfad über, der mich erst bei der Abzweigung nach Steyrling wieder zur Straße bringt.

Es ist zwar nicht die korrekte Abzweigung, das kann ich aber schon wenig später wieder ausbügeln und ich befinde mich auf dem Waldweg nach Steyrling. Nach drei Stunden Marsch ab Frauenstein liegt Steyrling vor mir, Zeit also für eine Pause.

An einem Montag ist das mit der Gastronomie nicht so einfach. Ein Gasthof hat Ruhetag, der andere nebenan sperrt erst später am Tag auf. Der dritte liegt etwas abseits bei der Kirche oben. Der hat zwar keinen fixen Ruhetag, ob allerdings geöffnet ist, dürfte meiner Einschätzung nach eher vom Gesundheitszustand der Wirtin abhängen. Ich habe jedenfalls einen ihrer guten Tage erwischt und genehmige mir ein wohlschmeckendes Schinken-Käse-Omelette.
Zurück am Weg muss ich erfreulicherweise nicht die Asphaltstraße Richtung Brunnental nehmen, sondern ich werde von der Markierung bei der Lengau in einen weichen Wiesenweg entlang der Steyrling geleitet. Das bleibt so bis etwa zum Forsthaus Brunngraben.


Ich folge dem Lauf der Steyrling einige Kilometer aufwärts – immer das Tote Gebirge vor mir – bis zur Abzweigung in die Bernerau.


Von dort bringt mich ein Fortstweg bis zur Ringhütte, von welcher ein schmaler, steiler Pfad hinauf zum „Ring“ führt. Hier wird mir dann wieder ordentlich warm und das Gehtempo ist entsprechend langsam. Das sollte sich noch als Glücksfall herausstellen, denn im hohen Gras am Wegesrand hat es sich eine Kreuzotter gemütlich gemacht. Von meinen Wanderstöcken aufgeschreckt, sucht sie schleunigst sich kringelnd und wild überschlagend das Weite. Alles ging blitzartig schnell und die Kamera bleibt in der Fototasche.
Kurzzeitig kommt ein wenig Klettersteig-Feeling auf als zwei in den Fels geschlagene Tritthilfen zu benutzen sind. Der „Ring“ selbst ist ziemlich verwachsen und ohne nennenswerte Aussicht. Für die muss ich ein paar Meter weiter bis zum sog. „Herrentisch“ gehen. Das Panorama des Toten Gebirges und die beiden Ödseen lassen sich da ganz entspannt genießen.


Der Abstieg zu den Ödseen ist dann sehr steil, aber nach einer halben Stunde Gehzeit ordere ich im Almtaler Haus mein erstes Getränk. Etwa vierzig Minuten verbringe ich da.

Bei der Hütte ist es gemütlich und eigentlich ließe sich wohl auch hier die kommende Nacht verbringen, was mir aber am Folgetag 38 Kilometer Weg bei bereits unsicher werdender Witterung eingebracht hätte. Da erledige ich lieber schon heute die ungefähr sechs Kilometer Asphalt nach Habernau im wesentlichen entlang des Straneggbaches.

Der Bach ist das einzige Highlight auf dem Weg zum nicht gerade wohlfeilen Gasthof „Jagersimmerl“, sonst nur Asphalt, Buschwerk links und rechts, hie und da ein Fahrzeug, ein Läufer und mehrere Wanderer.

Für den nächsten Tag sind ab dem mittleren Nachmittag heftige Gewittter vorhergesagt. Ein früher Aufbruch und zügiges Gehen wären daher empfehlenswert. Mit Schrecken vernehme ich im Gasthof vom Kellner, dass das Frühstücksbuffet erst ab acht Uhr zugänglich ist, später macht mir der Chef des Hauses ein individuelles Angebot.
Tag 5 (30.05.2017): von Habernau nach Ebensee; ca. 31-32 km
Und das sieht so aus, dass ich bereits vor sieben Uhr ein Frühstück in den allgemeinen Aufenthaltsraum im ersten Stock hingestellt bekomme. Eine Kaffeemaschine ist vorhanden. Gästeblatt und Abrechnung wurden schon am Vorabend erledigt, so dass ich mich kurz vor acht Uhr außer Haus und auf dem Weg zum Almsee befinde.

Der Weg am Ostufer des Almsees bietet mir schöne Ausblicke auf den See und das dahinter liegende Bergpanorama. Auch der Gasthof „Seehaus“ lässt sich in der Ferne ausmachen. Es geht in kurzweiligem Auf- und Ab zwischen Ufer und den Felsabbrüchen des Brandberges dahin und gelegentlich ergeben sich phantastische Fotomotive.


Am Südufer ändert sich die Landschaft und ich muss auf mehreren Holzbrücken Gebirgsbäche queren, die aktuell so viel Wasser führen, dass alles abseits vom Weg geflutet ist. Ich erreiche dann die Straße, die von Grünau her kommt und biege beim „Deutschen Haus am Almsee“ in einen schmalen, steil bergan führenden Waldpfad ein. Die letzte Chance für einen Tiefblick wird von mir noch genutzt.

Hier beginnt auch der sog. Hochpfad, die Verbindung zwischen dem Alm- und dem Offensee. Die Carakteristik dieses Hochpfades besteht im wesentlichen aus Forststraßen – unterbrochen nur durch die Überschreitung des Nesseltalbaches. Je näher ich dem Gschirrsattel – mit 1029m der höchste Punkt des Tages – komme, desto mehr liegt der Forstweg nach Schlägerungen in der Sonne und es wird immer wärmer.

Die Gschirrhütte bekomme ich nicht zu sehen, was schade ist, da sich dort auch ein Bründl zwecks Wassertanknachbefüllung befinden soll. Am Beginn des Hochpfades beim Almsee noch wortreich auf einem gelben Schild beschrieben, kann ich vor Ort keinerlei Hinweis auf Hütte oder Bründl erspähen. Erst am Gschirrsattel oben steht wieder ein Schild: Gschirrhütte 15 Gehminuten retour. Das lasse ich dann doch bleiben, weil ich die letzten 15 Minuten steil zum Sattel aufgestiegen bin, bei dieser Hitze ist mir nicht nach Fleißaufgaben.


Meine Hoffnung besteht nun darin, dass die Jausenstation am Offensee geöffnet hat. Beim „Jagersimmerl“ war man diesbezüglich eher skeptisch. Zum Offensee muss ich einen steilen und steinigen Weg entlang einer Geröllrinne absteigen. Am unteren Ende der Rinne quere ich diese und stehe bald am Seeufer, wo ich auf eine Seniorenwandergruppe treffe. Bange Frage an mich, ob bei der Jausenstation etwas los ist. Na ja, die 300 Meter einfach hingehen, wäre die Lösung und ich mache mich auf den Weg. Ich habe Glück und erstehe einen Imbiss und ein kühles Getränk. Ahh tut das gut!!! Jetzt zu Mittag ist das Thermometer hier sicher der 30°-Marke nahe.

Um 13 Uhr geht es wieder zurück zum Wanderweg, sodann am Ufer des Offensees nordwärts und kurz auf einer Straße. Beim Grieseneckbachtal habe ich rechts abzubiegen. Auf Schotter laufe ich nun kilometerlang beinahe schnurgerade bis zur Einmündung des Grubenbaches in den Grieseneckbach.

Und dann kommt’s: Ein Anstieg von etwa 200 Höhenmetern baut sich vor mir auf. Den habe ich so nicht erwartet und auch der Karte nicht so deutlich herauslesen können. Jetzt am Höhepunkt der Tageserwärmung wiegt dieser Anstieg natürlich doppelt schwer und ich quäle mich dementsprechend hinauf. Gut, dass das Wetter noch aushält, denn die Steigung bremst mich ordentlich. Oben stoße ich auf einen Forstweg und von da an geht es nur noch bergab.

Ich passiere in Folge das Forsthaus Fahrnau, wo der Weg – flankiert von Felswänden und dem Abgrund zum Bach hinunter – dann noch steiler zu fallen beginnt und nach links in das Rindbachtal hineinzieht. Die Felsen verengen das Tal an einer Stelle sehr stark.

Wenig später leitet der Weg über Holzstege zum Bach hinunter und ich fühle mich wie in einer Klamm. Ist aber eine nette Abwechslung zum langen, schottrigen Forstweg zuvor.

Die Klamm läuft in einen Waldweg und kurze Zeit darauf in eine Asphaltstraße aus. Bald kann ich die ersten Häuser von Rindbach, bereits ein Ortsteil von Ebensee, wahrnehmen, ebenso aber das erste Grollen eines herannahenden Gewitters. Über die Rindbachstraße komme ich dem Traunseeufer recht nahe. Von da habe ich auch eine gute Sicht auf den markanten Traunstein.

Der Weg zum Bahnhof von Ebensee (nicht der bei der Anlegestelle) zieht sich über 2-3 Kilometer besiedeltes Gebiet. Geht sich aber alles aus und ich darf bis daheim mit dem Duschen zuwarten. Knapp war’s dennoch, nur kurze Zeit später steht das Zentrum von Gmunden am nördlichen Traunseeufer unter Wasser.
Wie kann es nun weitergehen? Es verbleiben jetzt noch geschätzte fünf Wandertage bis nach Salzburg und die wären durchaus in eine Tour packbar. Bedauerlicherweise musste ich nach meiner Rückkehr aus Ebensee feststellen, dass mit dem Gasthof „Schafbergalm“ ein wichtiger Stützpunkt auf dem Weg dorthin wegen Krankheit des Pächters bis auf weiteres geschlossen hat.
hallo bernhard…. toller weg! es ist spannend auf diese weise österreich und seine traumhafte landschaft kennenzulernen…. weiter so!
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Hallo Silke, genau das ist ja meine Absicht.
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Vielen Dank für die ausführliche Schilderung UND die tollen Fotos! Der 04er ist wirklich auch eine Option v.a. der Ausblicke wegen. Aber erst „wartet“ der 09er u.a. über die Grünburger Hütte und Molln Richtung Hinterstoder.
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Wann geht’s bei dir los?
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So um den 10.9. herum – ist zumindest die Planung 🙂
Ich weiß nur, dass ich in der ersten OktoberWoche in Wien sein will, weil mein Nichterl aus USA kommt *riesigfreu*
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