Dass ich mich zu dieser Zeit schon wieder mit den Stadtwanderwegen befasse, ist der mehr als durchwachsenen Witterung im heurigen September geschuldet. So entscheide ich mich auch eher kurzfristig, an diesem Wochenende einen von ihnen anzugehen, und eher spontan, dass der Start noch am Samstag vormittag sein soll, um noch einige wenige Sonnenstrahlen genießen zu können. Mit Jazz Min habe ich diesmal wie schon im letzten Winter bei der Begehung des Weges mit der Nummer drei wieder Begleitung. Laut Wanderbroschüre der Wiener Stadtverwaltung ist die Strecke elf Kilometer lang und die Gehzeit wird mit drei bis vier Stunden angegeben. Es wird also ein gemütlicher Spaziergang werden.
Tag der Tour: 23.09.2017;
Vom Treffpunkt beim Bahnhof Heiligenstadt fahren wir zunächst mit der Straßenbahnlinie D bis zum Nussdorfer Platz vor dem Bahnhofsgebäude von Nussdorf. Dort stoßen wir auch bereits auf den ersten der für die Stadtwanderwege typischen hölzernen Pfeile mit der Bezeichnung des jeweiligen Weges sowie eine größere Übersichtstafel. Sodann geht es durch die Bahnunterführung zur Donaupromenade hinüber.

Diese führt uns beinahe geradeaus am Nussberg vorbei bis zum Kahlenbergerdorf. Recht laut ist es hier noch, teilen sich doch die Bundesstraße, die Bahnlinie nach Tulln und der Donauradweg den engen Raum zwischen Nussberg und der Donau. Nur auf der Wasserstraße geht es ruhiger zu. Flach geht es auch noch dahin, allerdings läßt schon die Beschilderung beim Kahlenbergerdorf erahnen, dass die höhenmeterlose Zeit ein baldiges Ende hat.

Nach ein paar Stufen hinter dem Dorf geht es ordentlich zur Sache. Wir befinden uns nun am Nasenweg. Dieser zieht am Nordostabhang des Leopoldsberges in steilen Kehren bergan und bietet am Weg einige Aussichtspunkte auf die an die Donau angrenzenden Wiener Bezirke, den Nussberg und das immer tiefer unter uns liegende Kahlenbergerdorf.


Auch vom Berg oben kann man die Stadt gut überblicken, wenn es nicht mittlerweile etwas zugezogen hätte, was die Fernsicht ein wenig trübt.


Wir begeben uns langsam entlang der Mauer der Burganlage in Richtung Parkplatz, wo auch der Verbindungsweg zum Kahlenberg hinüber beginnt. Gleich beim Einstieg sticht uns dieser Stein mit der Inschrift W.W.W. ins Auge.

Anhand der Nummerierung ist erkennbar, dass es noch zumindest 28 andere derartige Grenz- oder Markierungssteine geben muss. Was er wohl bedeuten mag?
Weitwanderweg? Weinwanderweg? Wienerwaldweg?
Wie Was Wann?
Wer Weiß Was?
Der Verbindungsweg streift den beliebten „Waldseilpark Kahlenberg“, wo im Gegensatz zu meinen Spätherbst- und Winterbegehungen heute einige Betriebsamkeit herrscht. Gleich neben dem Eingang zum Kletterparadies befindet sich die offizielle Stempelstelle für unseren diesmaligen Stadtwanderweg – die Josefinenhütte. Weil die Wanderung eher als Spaziergang angelegt ist, nehmen wir das Angebot zur Einkehr gerne an.

Der Stempel befindet sich außerhalb beim Eingang. Gut möglich, dass er auch über die Wintermonate dort aufbewahrt wird, sodass man auch abstempeln kann, wenn die Hütte von November bis März geschlossen ist. In der Hütte bleiben wir ungefähr eine Stunde. Bis zur barocken Kirche, welche im Juli 1683 von den Türken zerstört und danach wieder aufgebaut wurde, und zur Aussichtsplattform am Kahlenberg sind es nur wenige Gehminuten.

Hier sind deutlich mehr Touristen anzutreffen und bei klarer Sicht halten sich bei Sonnenaufgang einige Fotografen hier heroben auf. Dieser Tage haben Letztere wegen der oft geschlossenen Bewölkung allerdings nicht allzu viel zu melden.

Am Kahlenberg beginnt auch der Voralpine Weitwanderweg mit der Nummer 04. Wir starten eine Suche nach einem für die Weitwanderwege typischen Stein, welcher den Startpunkt des Weges markieren soll, können aber einen solchen nirgends finden, was bei uns Zweifel an dessen Existenz aufkommen läßt.
Nun wird es Zeit, an den Abstieg zu denken. Mit unserem gemütlichen Gehtempo und der doch ausgedehnten Einkehr überschreiten wir die angegebene Gehzeit deutlich. Wir marschieren die Kahlenberger Straße bzw. einen Nebenpfad hinab in einen Sattel unterhalb der „Eisernen Hand“.


Dabei gelangen wir vom Wald direkt in die – wiederum aussichtsreichen – Weinberge rund um den Nussberg.


Sogar einen Buschenschank (Mayer am Nussberg) mit Sitzgelegenheit wie in einer Loge über Wien gibt es hier. Wir aber widerstehen den Verlockungen von Sturm und Trank und biegen zum Waldgraben hin ab. Somit wird der Nussberg auf seiner nordwestlichen Seite umgangen.

Für kurze Zeit halten wir erneut auf den Leopoldsberg zu.

Dann fällt der Weg allerdings steil in den Graben und in ein Waldstück hinab. Wir gehen hier sogar auf richtigem, weichem Waldboden.

Der Waldweg mündet beim Waldbach bezeichnenderweise in den Waldbachsteig, von wo aus wir schon bald das Kahlenbergerdorf wahrnehmen.

Im Dorf wird, so wie bereits auf dem Leopolds- und dem Kahlenberg, an Hausfassaden an die zweite Türkenbelagerung von Wien erinnert.

Am Ende befinden wir uns wieder auf der Donaupromenade zum Bahnhof nach Nussdorf und damit auf dem selben Weg, auf dem wir von Nussdorf zum Kahlenbergerdorf gekommen sind.

Dies wirft selbstverständlich die Frage auf, ob der Stadtverwaltung kein anderer Rückweg einfallen konnte oder wollte. Es verlaufen somit von den angegebenen elf Kilometern etwa drei auf der Donaupromenade, die man wohl nur als Zu- bzw. Abweg des verbleibenden Rundkurses des 1a-Wanderweges gelten lassen kann.
Wie dem auch sei: Nett und unterhaltsam war’s, das Wetter hat (noch) gepasst und wir haben den Tag, den wir übrigens in einem Café am Nussdorfer Platz ausklingen lassen, optimal genutzt.
2 Kommentare zu „Stadtwanderweg 1a: aussichtsreich in die Wiener Stadtchronik“