Es geht etwas weiter mit den Wiener Stadtwanderwegen! Am ersten vollen Oktoberwochenende ergibt sich wieder ein Zeitfenster mit brauchbarem Wanderwetter und dieses fülle ich mit einer Tour auf die höchste Wiener Erhebung – den Hermannskogel – aus.
Tag der Tour: 07.10.2017, Länge: 10 km;
Ungefähr am mittleren Vormittag treffe ich mit dem Bus der Linie 39A bei dessen Endstelle in Wien Sievering ein. Gleich bei der Ausstiegsstelle zweigt die Agnesgasse weg, wo mir nach wenigen Schritten von diesem Schild bestätigt wird, dass ich mich bereits mitten im Stadtwanderweg-Abenteuer befinde.

Am Beginn der Weinberge kann ich den Straßenverkehr hinter mir lassen und auf die Salmannsdorfer Höhe wechseln. Auf dem Weg zum „Häuserl am Stoa“ wird es immer grüner und waldiger, zuvor kann ich aber noch einen Blick über die Weinstöcke in Richtung Exelberg werfen.

Ab da beginnt ein kontinuierlicher Anstieg hinauf zur Höhenstraße. Die erste Labstation nach einer halben Stunde Gehzeit – das zuvor genannte „Häuserl am Stoa“ – lasse ich jedoch noch aus. Mehr Aufmerksamkeit erweckt bei mir eines seiner Nebengebäude.

Bald ist die Höhenstraße unterquert. Ich könnte nun gerade weiter zum aussichtsreichen „Häuserl am Roan“ weitergehen, doch die Beschilderung des Weges deutet nach rechts in den Hang des Dreimarksteins und hinab zum Griaß-di-a-Gott-Wirt an der Sieveringer Straße. Von hier aus erspäht der Stadtwanderer erstmals die Spitze der Habsburgwarte auf dem Hermannskogel. Genau dort führt mein Wanderweg hin, ich muss also wieder ein gehöriges Stück bergauf – jetzt exakt an der Stadtgrenze entlang, wie mir mehrere Grenzsteine am Weg andeuten.


Auf dem Aufstiegsweg habe ich eine Begegnung mit einer Wandergruppe aus dem Fitnessclub, in dem ich Mitglied bin. Für ein Beweisfoto reicht es allerdings nicht, zu auseinandergezogen und flott ist die trittsichere Abteilung bergab unterwegs.
Das Erklimmen der Habsburgwarte ist eine Fleißaufgabe, weil der Weg zuvor in den Hang um den Hermannskogel herum zur Jägerwiese hin abbiegt. Insbesondere aber auch deswegen, weil sich immer mehr Wolken vor die Sonne schieben und die Stadt nur noch unter Beschattung zu sehen ist. Der Aufstieg zur Aussichtsplattform ist für einen Euro möglich.

Dieser sei auch gut investiert, erklärt mir der nette Herr, der im Dienste des ÖTK Klosterneuburg die Warte betreut, denn auf der Aussichtsplattform befänden sich fünf attraktive Frauen. Frei nach dem Motto: Warum denn in der Ferne schweifen, wenn das Gute ist so nah! Nun denn, falls die Bewölkung den Blick auf die Stadt zu sehr trüben sollte…



Der Betreuer an der Pforte des Turmes hat mir nicht zu viel versprochen, dennoch lasse ich die Damen mit meiner Kamera in Ruhe und genieße den Rundumblick in die Umgebung minutenlang. Dann wird es mir zu windig und zu kühl, ich steige wieder hinab zur Abzweigung Richtung Jägerwiese. Diese ist in wenigen Minuten erreicht, doch zur Einkehr lasse ich mich dort vorerst noch nicht hinreißen, sondern folge einem Schild, welches mich in fünf Minuten zum „Agnesbrünnl“ hin führt.

Wäre nicht die Rastbank und die Holztafel dort platziert, würde das Agnesbrünnl gar nicht so sehr auffallen. So kann ich es unter der Rubrik „auch einmal da gewesen“ ablegen. Jetzt aber retour zur Stempelstelle auf der Jägerwiese, nämlich zum kulinarischen „Agnesbrünnl“ – dem gleichnamigen Gasthaus.

Der Stempel befindet sich übrigens bei der großen Übersichtstafel links von der Bildmitte. Ärgerlich ist, dass das Wetter just zu diesem Zeitpunkt in den Aprilmodus wechselt und immer wieder kurze Schauer niedergehen. Ich kann sie fast alle von mir fernhalten, weil ich im Gasthaus sitze und meine Kehle befeuchte.
Für die anschließende Morastpartie auf dem Weg zur „Kreuzeiche“ ist die aktuelle Witterung allerdings nicht verantwortlich. Hier haben Zugmaschinen forstwirtschaftlicher Natur ganze Arbeit geleistet. Nach etwa hundert Metern ist das Gehopse von einem begehbaren Punkt zum nächsten auch schon wieder beendet.

Die höllische Seite des Wanderlebens habe ich ja vor kurzem bereits kennen gelernt, also biege ich bei der „Kreuzeiche“ nach rechts in Richtung „Himmel“ ab und umgehe damit den Cobenzl etwa zur Hälfte, dann wird die Höhenstraße neuerlich überquert. In spitzem Winkel führt der Stadtwanderweg nun zur Straße „Am Himmel“ zurück. Hier genehmige ich mir noch einen Abstecher zum „Lebensbaumkreis“ – eine große freie Grünfläche mit einem Kreis von vierzig zwanzigjährigen Bäumen, die angeblich per Bewegungsmelder mit den Besuchern zu sprechen beginnen.

Ich lasse mich von denen jedoch nicht anquatschen und konzentriere mich auf die nähere und fernere Umgebung meines Standortes. Gleich hinter dem Lebensbaumkreis baut sich nun der Cobenzl auf und in einiger Entfernung schon der Hermannskogel mit der Spitze der Habsburgwarte. Auf der anderen Seite liegt mir die Stadt zu Füßen und in der Ferne sind trotz der starken Bewölkung noch die Karpaten gut auszumachen.

Nachdem ich die Runde am „Himmel“ beendet habe, kehre ich wieder zum Stadtwanderweg zurück und dieser wird nun steil, geht es doch durch den Gspöttgraben hinunter zurück zum Ausgangspunkt in Sievering.

Irgendwo im Gspöttgraben endet dann auch die Beschilderung des Weges. Viel kann aber nicht mehr passieren, denn an dessen unteren Ende stoße ich wieder auf die Sieveringer Straße, welche ich nur noch nach links hinunter bis zur Kreuzung mit der Agnesgasse zu gehen habe.

Dort befindet sich auch das ehemalige Hotel „Zur Agnes“. Ein Bus der Linie 39A wartet freundlicherweise startklar auf mich und so geht es sofort auf gleichem Wege, wie ich hierher gekommen bin auch wieder nach Hause.
Ungefähr dreieinhalb Stunden dauert diese feine Runde auf den Anhöhen über Wien, die zu jeder Jahreszeit begehbar, aber insbesondere im Herbst äußerst attraktiv ist.
Ein Gedanke zu „Stadtwanderweg 2: Hinauf auf Wiens Höchsten“