Der Lückenschluss geht sich doch noch im Jahr 2017 aus. Gedankt sei dies den Wirtsleuten der Kienberghütte, die nicht nur am Wochenende wie im Internet angekündigt – jedoch längstens bis zum Nationalfeiertag am 26. Oktober – Gäste bewirten. Allerdings ist man auf der Hütte ab und an ein wenig launisch, so dass einem bei einer kurzfristigen Übernachtungsanfrage auch schon mal ein knappes „NEIN“ entgegenhallen soll.
So kommt es, dass ich – ausgestattet mit einer telefonischen Zusage für einen Schlafplatz – ein kaum zweitägiges Freizeitfenster bei herrlichsten Wetterbedingungen nutzen kann, um den Sack am Voralpenweg endgültig zu zu machen. Nach kaum vier Stunden Schlaf begebe ich mich per Bahn und Bus wieder an den Attersee und muss mir dort mittags gleich nach meiner Ankunft eine neue Labstation suchen. Das Hotel „Zur Post“ hat gut zwei Wochen nach meiner Einkehr bereits saisonendebedingt seine Pforten geschlossen.
16.10.2017: von Weißenbach am Attersee zur Eisenaueralm, 14 km;
Der Start aus Weißenbach hinaus gestaltet sich ein wenig holprig. Ich finde zwar den Weg rasch wieder, aber gleich nach der Überschreitung der Brücke über den Weißenbach zeigt die Markierung in eine für mich falsche Richtung, nämlich zur Fachbergalm hin. Ich sollte laut Wegbeschreibung allerdings nach Burgau, deshalb geht es für mich querfeldein zur Uferstraße zurück, wo sich ebenfalls bald ein 04er-Schild befindet. Handelt es sich bei dem anderen Weg gar um eine nicht gekennzeichnete Variante?

Bis zur Abzweigung beim Campingplatz Leitzinger bleibe ich auf der stark befahrenen, zum Glück nebelfreien Straße bzw. dem wohltuenderen, benachbarten Radweg. Dann steige ich in spitzem Winkel steil auf einer Forststraße bergan, der Lasseralm entgegen.
Bei der Alm teilt sich der Weg, ich schlage die Richtung zur Moosalm-Jagdhütte ein. Die lange und etwas eintönige Forststraße wird durch den Farbenrausch des Herbstes wenigstens ein wenig behübscht.

Hier ist man selten allein, es herrscht jede Menge Verkehr auf zwei Rädern, wie übrigens auch auf der Straße rund um den Attersee. Als Alternative zur Forststraße kann man auch den Weg oder Steig durch die Burggrabenklamm wählen. Die Klamm soll angeblich der beliebteste Aufstiegsweg zur Eisenaueralm sein. Immerhin bietet die Radpiste von oben auch eine gute Aussicht in die natürliche Engstelle.

Meist ist es so, dass die schöneren Rastplätze besetzt sind, wenn man selbst daran vorbeikommt. So auch diesmal – an der Moosalm-Jagdhütte muss ich ohne Unterbrechung vorbeiziehen. An der Moosalm-Kreuzung schwenke ich in den Gretlsteig ein, der einer Geländekante folgend in den Ackergraben zu einem Bach hinunter leitet.

Über diesen Bach gibt es keinen Steg oder Brücke, sondern der Wanderer muss sich mit Steinen behelfen, um trocken darüber hinweg zu kommen. Über die Unterackeralm, wo der Klammweg zum Voralpenweg stößt, steige ich anschließend recht steil durch Wald zur Oberackeralm hinauf.

Ab der Oberackeralm ist die Buchberghütte auf der Eisenaueralm angeschrieben. Da kann auch die Kienberghütte nicht mehr weit sein. Etwa zwanzig Minuten noch, dann ist die letzte Alm vor dem finalen Aufstieg zum Schafberg erreicht. Ich genieße vor der Kienberghütte noch die letzten wärmenden Sonnenstrahlen, während die Tagesgäste nach und nach ihren Abstieg ins Tal antreten.

Für die Wirtsleute auf der Eisenaueralm war das Wochenende für Mitte Oktober außergewöhnlich stark – bei dem Wetter kein Wunder! Von den Vorräten haben mir die Besucher jedenfalls nicht allzu viel übrig gelassen, so dass es eine sehr gute Entscheidung meinerseits war, bereits in Weißenbach im GH „Zur Nixe“ warm zu essen.
17.10.2017: von der Eisenaueralm nach St. Gilgen/Aich, 11 km;
Ich bin der einzige Nächtigungsast auf der Alm, dementsprechend ruhig ist es in der Hütte. Das Matratzenlager hat keine Fenster, ich kann von dort den Sonnenaufgang nicht beobachten und muss daher ins Freie. Um 6:45 Uhr ist es beinahe noch dunkel. Annähernd eine Stunde dauert es, bis ich dieses Foto machen kann. Zufällig ist just in diesem Augenblick innerhalb weniger Sekunden diese malerische Nebelbank entstanden.

Bald nach dem Frühstück bin ich dann zum Aufbruch bereit. Bei einer Baumgruppe oberhalb der Hütte existiert wohl ein beliebter Abstellplatz für Mountainbikes. Bike & hike scheint den Einheimischen die Möglichkeit zu geben, Touren zum Schafberg und wieder retour an einem Tag zu machen.

Zuerst noch eher sanft über einen Wiesenweg wird es dann ab dem Waldrand ernst. Ich erklimme auf einem steilen, ausgewaschenen Waldpfad in zahlreichen Kehren die erste Geländestufe. Am unteren Rand eines Felsgrates entlang tauche ich aus dem Wald auf und erreiche die Wegteilung zum Purtschellersteig. Der Attersee liegt bereits tief unten im Tal und lässt sich in voller Länge überblicken.

Ich wende mich nun nach rechts zur „Himmelspforte“ bergan, zuvor gönne ich mir aber noch ein kurzes Verschnaufpäuschen. Auf einem der Schilder wird mir ein versicherter „Felsensteig“ angekündigt, der geübten Berggehern vorbehalten sein soll. Das untere Foto zeigt die Felswand, deren schattiger Abhang noch eher eben gequert wird.

Sobald die Querung erledigt ist, geht es ordentlich zur Sache, denn seilversicherungsunterstützt wird rasch Höhenmeter um Höhenmeter gewonnen.

Es dauert gar nicht lange, bis die „Himmelspforte“ in Sicht kommt, davor muss allerdings noch ein sehr steiler Anstieg bewältigt werden.


Oben angekommen, bietet sich mir ein völlig anderes Bild als beim Aufstieg selbst. Sonnige Wiesenhänge, die von Touristen bevölkert sind, welche ihrerseits wieder von der Zahnradbahn hier heraufgekarrt werden.

Aber nicht nur in der Nähe sieht die Umgebung jetzt anders aus, auch in der Ferne ist das Panorama deutlich alpiner.

Das Wesentliche für mich ist aber, dass ich vom Schafberg aus die gesamte restliche Strecke des Voralpenweges bis nach Bad Reichenhall überblicken kann. Als da wären: St. Gilgen, der Fuschlsee, links davon der Filbling, dahinter der Gaisberg und wiederum links dahinter Salzburg und der Untersberg…

Aber auch die vergangenen zweieinhalb Tourentage auf dem 04er sind in der Landschaft nachvollziehbar.

Sodann begebe ich mich zum Schafberghotel (das Restaurant ist zu diesem Zeitpunkt noch geöffnet), wo mir der Schafberg-Fotoklassiker vors Objektiv kommt.

Nach der Einkehr wird es langsam Zeit für den Abstieg nach St. Gilgen, auch deshalb, weil immer mehr Halbschuhtouristen den Aussichtsberg bevölkern.

Erster Wegpunkt dorthin ist die derzeit geschlossene Jausenstation „Schafbergalm“. Ein kurzer Blick zurück zum Berghotel und zur Schutzhütte ist von dort noch möglich, bevor es in den bewaldeten Kesselbachgraben hinein geht.

Schon bald wandelt sich die breite Forststraße zum schmalen Schafbergsteig.

Abgesehen vom Foto oben gibt es dort aber kaum eine nennenswerte Aussicht, bis man beim St. Gilgener Ortsteil Winkl den Wald verläßt.

Nur noch auf der Straße durch Winkl hindurch bis zur Bundesstraße habe ich zu gehen, dann ist bei der Bushaltestelle St. Gilgen/Aich der Voralpenweg für mich mehr oder weniger abgehakt. Den Abschnitt von hier bis nach Bad Reichenhall habe ich bereits im September zurückgelegt. Davon wird es auch noch einen Bericht in diesem Blog geben.

Den Hauptweg des 04ers lasse ich auf einem Spaziergang von Aich ins Zentrum von St. Gilgen hinein ausklingen. Es gibt aber auch noch eine südlichere Variante durch die Voralpen über Baden, Lilienfeld und Scheibbs. Auch diese werde ich mir noch genauer ansehen bzw. habe dies teilweise auch schon getan.
2 Kommentare zu „Voralpenweg 04: Auf den Schafberg – Aussicht auf halb Österreich“