Auch wenn ich in meinem letzten Beitrag zum Voralpenweg mit diesem in St. Gilgen fertig geworden bin, habe ich noch ein Wanderwochenende am 04er nachzutragen. Den Abschnitt vom Wolfgangsee über Salzburg nach Bad Reichenhall habe ich wegen der für den dritten und letzten Tourentag prognostizierten Witterung vorgezogen, weil ich einen Wetterumschwung im Höllengebirge oder auf dem Schafberg zumindest als ungemütlich, wenn nicht gar als gefährlich einschätze. Bei einem feuchten Spaziergang am Fuße des Untersberges über die österreichisch-deutsche Grenze kann da bei weitem nicht so viel schiefgehen.
Zu meinem Ausgangspunkt komme ich nicht mehr so direkt, wie auf meinen bisherigen Etappen auf diesem Weg. Zuerst geht es mit dem Railjet nach Salzburg, von wo ich mit dem Bus einen Teil des Weges mit Umstieg in Mondsee wieder retour nach St. Gilgen/Aich befördert werde.
08.09.2017: von St. Gilgen/Aich nach Ebenau, 28 km;
Um etwa zehn Uhr bin ich am Startpunkt. Sehnsüchtig werfe ich noch einen Blick zum Schafberg und auf jene Stellen, wo ich den Abstiegsweg von diesem herunter vermute. Dann geht es aber auch schon los und den Gegenhang zu ein paar Häusern der Buchbergsiedlung hinauf.

Schon bald wird ein gemütlicher Waldweg um den Buchberg von mir beschritten, der mich – kurz von einer schmalen Straße unterbrochen – in den Bereich der „Steinklüfte“ am Plombergstein bringt.

Der nun steinige Weg wird schnell zum Pfad und führt an den Steilhängen des Plombergstein zum Kohlbach hinunter. Weiter oben dürfte es auch einen Weg geben, denn immer wieder vernehme ich Stimmen von dort (bitte jetzt nichts Falsches von mir denken, mit mir ist alles in Ordnung!). Dem Bach folge ich ein Stück talauswärts und erreiche eine Asphaltstraße, wo sich mir das erste und einzige Mal eine Aussicht auf den Wolfgangsee bietet.

Nach der Überquerung der nach Fuschl führenden Straße in Reit zieht der Weg steil bergan, allerdings nicht lange, denn nach zwei Kehren stehe ich am Beginn einer größeren Wiesenfläche. Hier verschnaufe ich kurz und lasse ein paar Mountainbiker überholen, schließlich verläuft hier auch eine beliebte MTB-Strecke.

Einige wenige der soeben erklommenen Höhenmeter gebe ich auf dem Weg zum GH Hochlackenhof wieder ab. Wanderer scheinen im Gasthof jedoch nicht willkommen zu sein, denn laut Aushang gibt’s Speis und Trank nur für Hotelgäste. So marschiere ich ungelabt durchs Ellmautal und dem Ellmaubach entlang nach Wesenau am Fuschlsee.

Auch dort werde ich kulinarisch nicht fündig und die verkehrsreiche Straße veranlasst mich, das Weite zu suchen und rasch wieder in den Bergwald einzutauchen. Etwa 400 steile Höhenmeter sind nun zum Filblingsee hinauf zu machen, aber nach einer guten Stunde habe ich es geschafft und ich kann es mir auf der wohl einzigen Sitzgelegenheit am See bequem machen. Bei so viel Muße wird jetzt auch ein Müsliriegel vernichtet.

Vom Filblingsee steige ich dann noch kurz zum Filblingsattel auf, wo man den Weg noch zum Gipfel des Filbling fortsetzen könnte. Darauf muss ich aber aus Zeitgründen verzichten und begebe mich quer über die Sattelalm und durch das Schmiedhornbachtal direkt nach Faistenau hinunter. Alternativ kann von der Sattelalm auch am Hang des Schmiedhorns nach Faistenau gewandert werden.

Der Weg nach Faistenau hinein dauert länger als gedacht, deshalb nehme ich das Angebot zu einer Trinkpause bei der Kirche gerne an. Unmittelbar beim Ortsende teilt sich die Straße. Mein Weg führt nach links zur Strubklamm hinunter.

Die Klamm wird nicht auf der Straße durchwandert, sondern höher oben auf dem ‚Metzgersteig‘. So komme ich in den Genuss einiger Tiefblicke und kann mich überzeugen: Die sich an den Fels schmiegende, enge Straße ist wohl gefährlicher.

Der Nachteil des Steiges gegenüber der Straße ist sein Verlauf über Umwege – sei es nun das Terrain oder privater Grundbesitz. Jedenfalls zieht der Weg nach dem Ausgang aus der Klamm zunächst in die vom Tagesziel Ebenau entgegengesetzte Richtung. Das ändert sich erst beim Bauernhof ‚Heiligenstein‘, dessen Weide ich queren muss, wieder.

Auf deren anderen Seite bringt mich ein schmaler, schattiger Pfad und später ein Forstweg zur Straße zurück, der ich ein Stück entlang gehe und dann in einen Pfad am Waldrand einbiege. So komme ich – wie berechnet – um etwa 18 Uhr in Ebenau an.

Mein Zimmer habe ich in der Bäckerei Schöndorfer mit angeschlossener Frühstückspension reserviert, dort kommt man den Wünschen der Wanderer weitgehend entgegen. Ist niemand mehr in der Bäckerei, wird der Zimmerschlüssel hinterlegt. Im benachbarten Gasthaus bekommt man warme Mahlzeiten.
09.09.2017: von Ebenau nach Fürstenbrunn, 28 km;
Der Gaisberg: die auffällige Erhebung an der Südostflanke der Stadt Salzburg habe ich schon viele Male bei Bahnfahrten nach irgendwohin vorbeiziehen gesehen. Nun aber ist der Tag gekommen, an dem ich ihn unter meine Sohlen nehme. Bereits seit Faistenau kann ich den durch seinen Sendemast unverwechselbaren Gaisberg vor mir sehen, dennoch kommt er nur langsam näher. Ich hätte ihm auch meine kalte Schulter zeigen und ihn einfach auf dessen Südseite umgehen können, was laut Wanderbuch sogar zulässig ist, das freundliche Wetter lässt mich aber erst gar nicht daran denken.
Gegen acht Uhr verlasse ich mein Quartier und marschiere – inklusive einem unfreiwilligen Dorfrundgang wegen der unklaren Markierung – aus Ebenau hinaus.

Beim Gehöft Kendlbach beginnt dann ein netter Waldweg entlang des Meierhofbaches und am Fuß der Gurlspitze. Kurz vor der Streusiedlung Oberwinkl tritt der Weg wieder aus dem Wald und ich habe nach der Bachquerung einen Wiesenhang bis zur Siedlung Hinterfeld bergan zu steigen. Dort befindet sich auch die Wegteilung zwischen Gaisberggipfel und dessen Umgehung direkt zur Zistelalm hin. Ich bin – wie bereits erwähnt – heute in Gipfellaune und wende mich darum einem Gehöft zu, wo der Wanderweg mitten hindurch verläuft und in Richtung Klausberg zieht.

Einige steile Meter sind hier zu machen, dafür werde ich mit einer schönen Aussicht auf die Salzburger Berg- und Almenwelt verwöhnt. Dann tauche ich wieder in den Wald ein, wo schon bald eine neuerliche Wegteilung direkt am Klausberg erreicht ist. Für mich geht es jetzt in spitzem Winkel nach links auf dem Kammweg zum Gaisberg weiter. Weil es noch nicht spät am Vormittag ist, sieht man kaum Wandervolk am Weg. Nach etwa zweieinhalb Stunden ab Ebenau erreiche ich die Sendeanlage auf dem Gaisberg.

Hier ist doch ein wenig mehr los, was zum einen dem ausgezeichneten Samstagswetter und andererseits der von der Salzburger Seite hier heraufführenden Straße geschuldet ist. Hier heroben befinden sich zwei Gastwirtschaften. Ich entscheide mich für die Terrasse der Wirtschaft am Spitz und genieße die Höhensonne bei einem kühlen Radler.
Gleich nach der Pause steht die Suche nach dem Weiterweg zur Zistelalm an, zunächst komme ich aber an einer aussichtsreichen Wiese vorbei. So schön hat man die Stadt Salzburg wohl nur selten zu Füßen. Das beste Foto gelingt mir aber erst am steilen Abstiegsweg.

Steil geht es auch weiter bis knapp oberhalb der Zistelalm. Bei der Alm mündet auch die Umgehungvariante wieder in meinen Weg ein. Kurz vor dem Parkplatz ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten, denn der Wanderweg biegt noch davor scharf nach rechts um ein Hauseck herum weg wieder zurück Richtung Landeshauptstadt.

Am Westhang des Gaisberges gehe ich nun über Oberjudenberg und den Kapaunberg auf den Gasthof „Gersbergalm“ zu, zuletzt auf einem weichen und angenehm schattigen Waldpfad. Man sollte allerdings die Länge des Weges nicht unterschätzen, denn bis ich beim Gasthof ankomme, ist es doch bereits gegen 12:30 Uhr. Hier verbringe ich meine Mittagspause im Gastgarten.

Nach der Pause geht es dann über steile Holztreppen in die Flanke des Kühberges und via Eichstraße direkt in den Salzburger Stadtteil Gnigl hinein. Kurz nach der Brücke über die Bahngleise muss ich nochmals genau auf die nun spärlichere Markierung achten, um den Einstieg in den Steig auf den Kapuzinerberg hinauf nicht zu verpassen. Schon der über Stufen steil bergan führende Weg lässt bei mir die Erinnerung an vergangene Weitwanderungen wieder wach werden, denn durch eine Lücke in den Baumkronen ist deutlich Maria Plain erkennbar. Dort bin ich bei meiner Begehung des Österreichischen Jakobsweges vorbeigekommen.

Am Kapuzinerberg oben ist es ziemlich windig geworden, darum und wegen der Anwesenheit einer Hochzeitsgesellschaft verlasse ich die Anhöhe rasch wieder und begebe mich auf dem Normalweg hinunter ins Stadtzentrum.

Wieder gibt das Grünzeug kurz die Sicht frei, diesmal auf die Festung Hohensalzburg auf dem Mönchsberg.


Die Imbergstiege hinab und vorbei am Kapuzinerkloster erreiche ich die Staatsbrücke über die Salzach und bin wenig später via Getreidegasse beim Dom. Nur einige Schritte dahinter suche ich nun den Fußweg auf den Mönchsberg hinauf. Während der Weg zur Standseilbahn gut ausgeschildert ist, sucht man Hinweise zum Weg bis zu dessen Beginn vergeblich. Mit diesem Problem bin ich nicht allein, werde ich doch von einigen Touristen mit der selben Frage behelligt. Endlich finde ich ihn und in einigen Kehren geht es hinauf bis zum Kammweg. Links geht es zur Festung, ich aber muss nach rechts, um die richtige Abzweigung zum Schloss Leopoldskron zu finden, was voerst allerdings gründlich misslingt.

Eine Abzweigung zum Schartentor hin verpasse bzw. ignoriere ich und folge der rot-weiß-roten Markierung weiter den Kamm entlang. Dadurch komme ich noch in den Genuss einer weiteren Labestation. Nach dem neuerlichen Aufbruch beginnt sich der Weg jedoch wieder zur Altstadt hinab zu senken und an diesem Punkt stellt sich für mich ein imaginäres Stoppschild auf. Ich bin versehentlich auf den ebenfalls durch Salzburg führenden Rupertiweg gekommen, also geht es wieder bis zum Schartentor zurück und nach Leopoldskron hinunter.

Vom Schloss kommend stoße ich weiter bis zum Glanbach vor, an dessen Ufer ein Fuß- und Radweg verläuft. In diesen biege ich links ein und halte nun direkt auf den Untersberg zu. Dessen Gipfel schickt sich nun an, langsam in den aufziehenden Wolken mit immer tieferen Basen zu verschwinden. Der Glanweg verläuft meist leicht gekrümmt, von der Umgehung des Flughafengeländes einmal abgesehen.

Auf Höhe der Glansiedlung habe ich mich zu entscheiden, ob ich auf Asphalt rechts des Baches gehen oder auf Schotter auf dessen linker Seite (in Gehrichtung) bleiben mag. Ich bevorzuge den Schotter und gelange so bis zu einer Brücke über den Bach in der unmittelbaren Nähe der Tauernautobahn. Laut meiner Karte muss ich irgenwann auf die andere Seite des Glanbaches, es ist aber noch eine Möglichkeit direkt bei der Autobahn eingezeichnet. Der beginnende Wiesenweg lädt mich zum Verbleib auf dem bisher begangenen Weg ein.

Was dann folgt, ist mehr als ärgerlich. Die Unterführung der Autobahn ist mit einer Schlammschicht überzogen und danach ist keine Spur von einem Steg über den Glanbach. Dazu endet anscheinend auch der Weg selbst in dichtem Gestrüpp, so dass mir nichts anderes übrig bleibt, als umzukehren und über die letzte Brücke den Bach zu überschreiten, um den Weg auf der anderen Seite fortzusetzen. Dabei kann ich von Glück reden, dass ich in der Unterführung nicht zu Boden gegangen bin, aber auch so habe ich mich gehörig schmutzig gemacht. Den Dreck muss ich die verbleibenden knapp zwei Kilometer wieder los werden. Es wäre wohl von Vorteil, am Beginn des Wiesenweges ein Schild – wie sonst auch öfter mal an einer Weggabelung – mit der Aufschrift „kein Wanderweg“ aufzustellen.

Die restliche Strecke nach Fürstenbrunn ist eher eintönig. Ich bringe sie rasch hinter mich und komme gar nicht so recht in den Ort hinein, denn bereits das erste Haus ist der Gasthof Esterer, in dem ich ein Zimmer reserviert habe. Das Wetter hat noch gehalten, aber für den nächsten Tag sind zum Teil ergiebige Regenfälle vorhergesagt, womit die Alternativroute über den Untersberg schon vorweg nicht in Betracht kommt.
10.09.2017: von Fürstenbrunn nach Bad Reichenhall, 13 km;
Ein morgendlicher Blick aus dem Fenster beweist, dass keine Eile geboten ist. Die Gehzeit nach Bad Reichenhall soll bei etwa vier Stunden liegen, der Himmel ist wolkenverhangen und der Boden nass. Ich lasse mir mit dem Aufbruch bis etwa 9:45 Uhr Zeit, das Wetter wird aber vorerst nicht besser und es bleibt beim anhaltenden Regen. Mann und Ausrüstung werden noch wetterfest gemacht, dann geht es ins Ortszentrum von Fürstenbrunn hinein, den Untersberg – oder besser gesagt das, was man von ihm noch sieht – direkt vor mir wissend.

Auf der Hauptstraße angekommen und nach rechts weitergegangen, gilt es nun, die Rechtsabzweigung in den ‚Lettensteig‘ nicht zu verpassen. Laut Karte verläuft der 04er direkt auf oder entlang der nach Marzoll führenden Straße bis zum Gasthof ‚Latschenwirt‘, ich wähle jedoch die verkehrslose Alternativroute auf einem Waldweg durch den ‚Naturpark Untersberg‘. Der Lettensteig verwandelt sich nach den letzten Häusern von Fürstenbrunn in einen schmalen, glitschigen Pfad. Gerade in diesem Abschnitt kommt sehr viel Wasser von oben herab, so dass das Fotografieren erst möglich wird, als ich mich schon wieder auf einer breiteren Forststraße befinde.

Diese bringt mich nahe der Kapelle ‚Veitlbruch’wieder zur Asphaltstraße zurück, auf der ich ein paar Meter entlang laufen muss, bevor wieder ein Pfad nach rechts in den Wald abzweigt. Dieser Pfad steht an mehreren Stellen komplett unter Wasser, ist aber gerade noch begehbar. Am Ende gerate ich noch auf einen mit viel Astwerk ausgelegten breiteren Weg, der mich zu einer größeren Kreuzung im Bereich der „Langwiesen“ bringt.

Dort folge ich der gelben Beschilderung wieder in den Wald hinein, das war’s dann allerdings mit den Markierungen und bald darauf verliert sich der Weg zwischen den Bäumen und im hohen Gras, das ich bei diesen Bedingungen nicht durchstreifen mag. Also zurück zur Kreuzung und auf der Straße weiter zum ‚Latschenwirt‘. Ist aber nicht weiter schlimm, denn kurz vor der Hälfte des Weges dorthin verlässt die Markierung den Asphalt und führt auf einem eigenen Pfad in unmittelbarer Nähe der Straße zum Gasthof.

Beim Gasthof komme ich zu Mittag an und fühle mich dort ein wenig ins 18. Jahrhundert zurückversetzt, zumindest wenn man das Outfit des Wirtes gesehen hat. Der Regen hat mittlerweile ein wenig nachgelassen und legt – so wie ich – auch einmal eine kurze Pause ein. Im Gasthof verweile ich eine halbe Stunde, dann geht es endgültig weg von der Straße und in einen Schotterweg hinein. Bis zu den Häusern der Siedlung ‚Bruchhäusl‘ ist die Kneippanlage im Wald die einzige Abwechslung.

Ein Stück geht es noch in der gleichen Richtung voran bis zu einem Parkplatz, dann zieht der Weg bei einer Abzweigung steiler nach rechts hinab und nach Großgmain – den letzten Ort auf österreichischem Boden – hinein.

Bis zur Hauptdurchzugsstraße dauert es noch ein wenig, denn Großgmain zieht sich ein wenig in die Länge – daher wohl das Groß vor dem Gmain. Außerdem ist die Zubringerstraße von einigen Baustellen verunstaltet.

An der Hauptstraße wende ich mich nach links dem Grenzbach zu. Leider gelingt mir an der Brücke, die die Staatsgrenze markiert, kein vernünftiges Foto. Ich suche daher sofort den Weg nach Bayerisch Gmain und finde ihn in Form des ‚Großgmainer Gangsteiges‘. Das ist ein asphaltierter Fuß- und Radweg mitten durch die grüne Wiese und fernab der verkehrsreichen Straße.

Bayerisch Gmain wird deshalb von mir nur gestreift. Über eine Geländekuppe geht es anschließend steiler in Kehren hinunter zur Fußgängerzone von Bad Reichenhall.

Der Voralpenweg 04 findet in der Fußgängerzone sein offizielles Ende, man kann ihn aber auch auf dem Maximiliansweg durch die bayerischen Voralpen bis nach Bregenz fortsetzen. Ich bin mir jetzt schon sicher, dass ich das eines Tages machen werde.
Ein Gedanke zu „Voralpenweg 04: Ein vorgezogenes Finale im Salzburger Land“