Eine vielleicht einmalige Chance in diesem Winter, der astronomisch noch nicht einmal begonnen hat. Vor nicht einmal zwei Tagen hat es über Nacht tüchtig geschneit und die sich trotz Sonnenschein noch haltende dünne Schneedecke schreit geradezu nach einem ausgedehnten Winterspaziergang im Stadtgebiet. Also setze ich den Rundweg W11 im südlichen Wien fort. Der Plan ist schnell parat, die Umsetzung folgt prompt am nächsten dienstfreien Tag. Mehrmals pro Stunde fahren täglich Züge quer durch die Stadt nach Wien Liesing.
Tag der Tour: 02.12.2017, Länge: 15 km:
In einem davon sitze ich an einem Samstagvormittag. Sobald ich ihm entsteige und den Stiegenabgang zur Unterführung hinunter gehe, stehe ich schon mitten auf dem W11. Gleich nebenan fließt der Bach, welcher ebenfalls den Namen „Liesing“ trägt. Kalt ist es hier, darum wende ich mich sofort in Richtung Osten, zunächst immer dem Liesingbach entlang.

Der Weg ist gut begehbar und meist gut markiert, darum hält mich auch eine auf einer roten Tafel angebrachte Information der Stadtverwaltung (MA 45) nicht davon ab, meine Wanderlust hier auszuleben.


Bald erreiche ich Wien Atzgersdorf. In diesem Bereich verläuft das Bett des Liesingbaches unterirdisch. In der Nähe eines Gemeindebaues fällt mir dann ein leuchtend rot-orange blühender Strauch auf – mit seinen grünen Blättern und dem Schnee auf der Wiese farblich passend zur beginnenden Adventzeit.

Deutlich schmuckloser wirkt da der Atzgersdorfer Platz, den ich streife. Bei einem zufälligen Blick zur Seite entdecke ich allerdings ein wenig Kunst in Form einer Wandmalerei.


Ob es hier früher so ausgesehen hat oder nicht, dieses Bild ist wohl der „point of interest“ an dieser stark befahrenen Straßenkreuzung. Nach rechts weiter gehend hat mich bald der Liesingbach wieder und ich nähere mich somit dem Wohnpark Alterlaa. Auf dem Weg dorthin treffe ich auf einige Kuriositäten am Wegesrand.



Ein Vierbeiner kommt in seiner stahlharten Ausprägung auch mit zwei Standbeinen gut zurecht. Würde er mich jedoch wirklich akustisch vernehmbar metallisch ankläffen, wäre dies für meine Gehörgänge kaum aushaltbar. Ich müßte meinen Weg dann wohl mit einem gehörigen Tinnitus oder ähnlichen Unannehmlichkeiten fortsetzen.
Das folgende Metall gehört dann bereits zum Kinderspielplatz des Wohnparks Alterlaa. Nicht wenige Bewohner hier vertreiben sich auf dem Liesingbach-Radweg ihre Freizeit mit Jogging oder Radfahren.

Gleich danach muss, wenn man so wie ich dem asphaltierten Radweg kurz ausweichen möchte, die Altmannsdorfer Straße überquert werden. Dies ist kein einfaches Unterfangen und mitunter mit ein wenig Wartezeit verbunden. Über den Steinseeweg gelange ich anschließend zur Gutheil-Schoder-Straße, wo sich W11 und Rundumadum bzw. W10 kurz trennen. Ab hier ist bis zur Haltestelle der Badner Bahn nicht gut markiert, ich finde den richtigen Weg aber letztlich doch und erreiche das Lokal „Chadim“ am Wienerberg über den Friedrich Adler-Weg.

Kühl ist es trotz Sonnenschein immer noch, daher gewinnt auf Höhe des „Chadim“ vorübergehend der Drang in die Komfortzone. Gerade jetzt zur Mittagszeit ist mir nach Kaffee und Kuchen.

Diese süße Versuchung wird dann auch optisch zum Hingucker.

Annähernd eine halbe Runde um das Naherholungsgebiet Wienerberg mache ich, dann wende ich mich der Heuberggstätten zu, die ich auf bereits bekanntem Weg an deren Südrand streife.

Auf einem Steg übersetze ich die A23 und befinde mich augenblicklich an der Pforte zur Per Albin Hanson-Siedlung Nord. Diese Pforte ist mit zahlreichen Graffiti-Malereien ver(un)ziert, nur eine davon ist für mich informativ verwertbar.

Nach der Querung der Favoritenstraße gelange ich in den Volkspark Laaer Berg – ein landschaftliches Kleinod in der ansonsten recht öden Gegend.



Die Verbindung zum Naherholungsgebiet ‚Laaer Wald‘ erfolgt dann über Umwege auf einer stärker befahrenen Straße.

Der Vorzug dieses Naherholungsgebietes ist die gute Aussicht auf Wien Simmering und die östlichen Stadtteile von Wien.

Auf Schotter und Erdwegen – diesmal mit Schneebelag – geht es hinab bis etwa zur Löwygrube.

Dann wendet sich der Wanderweg im rechten Winkel nach rechts und strebt nun den Hang hinunter dem Zentralfriedhof zu. Die nun bereits wärmenden Sonnenstrahlen machen den Weg teilweise ein wenig weicher.

Bei der Straße über die Bahngleise könnte man auch eine steilere Abkürzung nehmen, ich kann dieser „Einladung“ jedoch widerstehen.

Von oben sieht man den eben begangenen Weg vom Laaer Berg herunter beinahe in seiner kompletten Länge.

Um zur S-Bahn Station „Zentralfriedhof“ zu kommen, folgt die pinke Markierung – anders als der „Rundumadum“ – dem Zugang über die Gadnergasse. Ich spekuliere kurz damit, auch noch durch den Friedhof zu dessen 2. Tor zu marschieren, ein gerade einfahrender Zug in Richtung zu mir nach Hause bringt mich allerdings rasch wieder von derartigen Ambitionen ab.
Ich bin froh, diese Chance einer Stadtwanderung auf Schnee genutzt zu haben und hoffe auf weitere Gelegenheiten dazu, denn das winterliche Weiß eignet sich recht gut dafür, um eintöniges Grau optisch in den Hintergrund zu verdrängen. So lange sich kein Frühlingszauber im Stadtgebiet durchzusetzen vermag, ist das genau Meins.
Schön eine bekannte Gegend mit „anderen“ Augen zu sehen und so gut beschrieben zu bekommen 🙂
DANKE!
LikeGefällt 1 Person
Danke! Genau darum wandere und schreibe ich ja. 😉
LikeGefällt 1 Person