Der erste Abschnitt des Eisenwurzenweges im Norden durchzieht bekanntlich das Waldviertel und Waldgebiete gibt es hier tatsächlich reichlich. Aber eben nicht nur Wald, sondern auch einiges an Wasser in Form von Bachläufen und Teichen. Es handelt sich um ein Feuchtgebiet (Stichwort: Hochmoore), weshalb in vielen Wäldern die Moosbildung begünstigt wird. Somit hätte man die Region genauso gut „Moosviertel“ nennen können, was sie allerdings dann mit einem südlich der Donau angrenzenden Landstreifen akustisch verwechselbar gemacht hätte. Weiters trifft man auf dem Waldviertler Abschnitt des Eisenwurzenweges auf zahlreiche Steine, von denen manche Granitgebilde sogar als Naturdenkmäler gelten. Eine Bezeichnung als „Steinviertel“ klänge jedoch eher wenig romantisch. Dann schon lieber „Waldviertel“!

Strecke: Litschau – Brand – Steinbach – Gmünd, 29 km; Aufstieg: 161Hm; Abstieg: 215Hm;
Tag der Tour: 06.09.2018;
In der Bäckerei Eigl gibt es ab 7 Uhr Frühstück, was mir angesichts des heutigen Tagespensums sehr willkommen ist. Eine Stunde später bin ich dann dahin, zunächst die zweihundert Meter die Straße zurück, um wieder zum Eisenwurzenweg zu kommen. Der führt mich vorerst zum Gelände des Bahnhofes und zweigt bald darauf in Feld- und Wiesenwege ab. Am Föhrenteich und den Kibitzhäusern vorbei gelange ich nun in den vom Föhrenbach und dessen Zuflüssen durchzogenen Höllgraben. Dort gibt es mit dem Höllstein wieder ein größeres Naturdenkmal aus Granit zu bestaunen.

Nun für einige Zeit im Wald gehend, verlasse ich den Höllgraben wieder in Richtung Reichenbach. In den Ort komme ich aber gar nicht richtig hinein, sondern folge einem längeren Feldweg nach Gopprechts hinab. Von hier aus meine ich, den nächsten größeren Ort Brand bereits erkennen zu können und nicht mehr weit bis dorthin zu haben, was sich allerdings noch als äußerst trügerisch erweisen sollte.

Zuvor will aber noch ein Stück Straße ertragen werden. An deren linken Seite gibt es wieder einen der vielen netten Teiche des nördlichen Waldviertels zu bewundern. Gleich danach tauche ich für längere Zeit in den Lutzkowitzwald ein. Dort erwarten mich längere teils bemooste schmale Waldpfade, wie ich sie auf dem Eisenwurzenweg selbst im Waldviertel nicht mehr oft vorfinden sollte. Hier ist das Wandern das reinste Vergnügen, nur meine Erwartung – nämlich bald Brand zu erreichen – wird ein wenig enttäuscht.


Eine Gaststube in der Streusiedlung Finsternau wird vom Eisenwurzenweg weiträumig umgangen, bevor mich beim Brandner Friedhof die Zivilisation wieder hat. Auf meinem Marsch durch den Ort muss ich feststellen, dass der in meiner (Kompass-) Karte eingezeichnete Wanderweg mit der tatsächlichen Wegführung bei Brand nicht mehr viel gemeinsam hat. Offene Gastwirtschaften zwecks Mittagspause sind in Brand nicht vorhanden. Also dann wieder in den Wald hinein, wobei die Gleisanlage der Waldviertler Museumsbahn zweimal gekreuzt wird.

In Alt-Nagelberg gilt es einen Kontrollstempel zu besorgen, was nicht ganz einfach ist, da der Weg nicht in den Ort hineinführt und man sich dort höchstens an das Gemeindeamt oder die Kirche wenden kann. Ich habe Glück und werde auch außerhalb der Öffnungszeit im Gemeindeamt empfangen. Eine Sitzbank davor gibt den gemarterten Beinen eine kurze Erholungspause. Ein guter halber Kilometer Umweg je Strecke ist dabei einzuplanen.
Durch dichten Wald setze ich den Weg in Richtung Steinbach fort. Nach der Übersetzung des Saubaches gelange ich kurz an die von Altnagelberg nach Steinbach führende Straße und von da auf Feldwegen nach Steinbach, wo der Gasthof Krupik am heutigen Donnerstag leider Ruhetag hat. Ich sehe mich deshalb gezwungen, zwecks Konsumation von Kaffee und Kuchen einen Abstecher zur Waldhäuslhütte am anderen Ende von Steinbach zu machen.
Zurück auf dem Weg beginnt nun ein längeres Stück Forststraße nach Großeibenstein, die anfangs die Streusiedlung Waldhäuseln durchquert und sich danach zum Forsthaus Ludwigstal hinab senkt. Beim Forsthaus befindet sich für mich ein markanter Wegpunkt. Von Schrems her münden zwei weitere Weitwanderwege in den Eisenwurzenweg ein, namentlich der Niederösterreichische Landesrundwanderweg sowie der mir bereits vertraute Ostösterreichische Grenzlandweg. Einen fotogenen Teich gibt es hier übrigens auch wieder.


Einiges, das mir bekannt vorkommen sollte, empfinde ich jedoch diesmal anders. So kommt mir der Forstweg bis zur ersten Siedlung von Großeibenstein nun wesentlich kürzer vor als damals, der Asphaltweg durch die angesprochene Siedlung dafür ausgleichend deutlich länger. Nach Großeibenstein hat der Weg an seinen Rändern wieder viel Steiniges zu bieten. Ich betrete den Naturpark Blockheide und darf mich hiermit schon beinahe an meinem Tagesziel Gmünd wähnen. Dem guten Wetter geschuldet weiche ich wieder ein wenig vom Weg ab und sehe mir den Park ein wenig näher an, in erser Linie die auf den Hinweistafeln eingezeichneten Naturdenkmäler „Meridianstein“ und „Teufels Bettstatt“.




Lücke am Eisenwurzenweg wird bei meinem Ausflug keine hinterlassen, da bin ich selbst sehr streng mit mir. So gehe ich von hier aus auch nicht den kürzesten Weg zu meinem Quartier, sondern mache noch die Runde um die Stadt über den Malerwinkel, das Industriegelände, den Sportplatz und die Franz-Josefs-Bahn bis zum Kreisverkehr beim Bahnhof. Von dort weg ist es nicht mehr weit bis zu meinem Quartier in der Emmerich Berger Straße.

Das Quartier liegt eher am Stadtrand und ringsherum findet man hauptsächlich Supermärkte. Darum beschließe ich, mir am Abend den zentralen Stadtplatz näher anzusehen, was mir eine gute Viertelstunde Fußmarsch wert ist. Der Platz weiß durchaus zu gefallen, nur verhindert ein zu diesem Zeitpunkt ungünstiger Sonnenstand wirklich gutes Fotomaterial. Für diesen Beitrag neutralisiere ich dieses Problem und mache auch eine Nachtaufnahme.

Am Ende des Tages gibt es für mich auch die verdiente warme Mahlzeit. Eingekehrt wird hierfür in das gut besuchte Hopferl am Stadtplatz. Sorgen wegen einer etwaigen überschüssigen Energiezufuhr brauche ich mir nicht zu machen. Diese kann gleich danach auf dem gut viertelstündigen Weg zu meiner Unterkunft teilweise wieder verbrannt werden.
Die am nächsten Tag folgende Etappe wird mir vertraut sein, da ich sie in umgekehrter Richtung vor Jahren schon einmal gegangen bin. Sie soll mich zum Nebelstein bringen, wo ich bereits das zweite Mal heuer übernachten werde. Bis hierher ist das Wetter gut, aber laut Prognose soll sich das ausgerechnet am nächsten Tag kurzzeitig ändern.