Meine Unterkunft in Gmünd ist recht günstig, dafür gibt es aber auch nur eine Gemeinschaftsdusche und eine Gemeinschaftstoilette. Immerhin wird mir ein Frühstück um sieben Uhr ermöglicht. Der Morgen ist nach klarer Nacht noch kühl, dennoch mache ich mich früh auf den Weg, da für heute im Tagesverlauf Regen oder sogar Gewitter angekündigt sind.
Strecke: Gmünd – Dietmanns – Weitra – Maißen – Nebelsteinhütte, 31,1km; Aufstieg: 865Hm; Abstieg: 310Hm;
Tag der Tour: 07.09.2018;
Zunächst begebe ich mich wieder zur Franz Josefs-Bahn und da wieder zur Wegteilung bei der Unterführung, die mich zum bereits bekannten „Teichkettenweg“ leitet. Überhaupt kenne ich die gesamte heutige Wegstrecke von der Begehung des Ostösterreichischen Grenzlandweges her, nur eben aus der umgekehrten Perspektive.
Den „Teichkettenweg“ habe ich von damals als angenehmen Abschluss der Etappe nach Gmünd in Erinnerung und dieser Eindruck bestätigt sich auch diesmal aufs Neue. Darum wird der am Pilz- und Neuteich vorbeiführende Weg auch gerne von Läufern und Spaziergängern genutzt.

Um einiges weniger erbaulich ist da schon das nun folgende Straßenstück, welches der Weg nun bis zu einer in den Asangwald hineinführenden, breiteren Forststraße benutzt. Der anfangs breite Forstweg wandelt sich im weiteren Verlauf in einen Karrenweg und im Bereich ‚Reutlüß‘ in einen moosigen, schmalen Pfad. In spitzem Winkel nach rechts abbiegend nähere ich mich der Gemeinde Großdietmanns. Ich bilde mir ein, damals mehr auf Feld- und Wiesenwegen unterwegs gewesen zu sein, jetzt ist der Weg komplett versiegelt.


Dietmanns ist nichts weiter als ein langgezogenes, beidseitig an einem Lainsitzzufluss liegendes Straßendorf. Es dürfte seit meinem letzten Besuch aus 2009 noch ein wenig gewachsen sein.

Einzige Abwechslung ist eine kurze Passage auf einem zwischen den Gartenhäusern bestehenden Grünstreifen.

Dann folgt die Posse mit dem Stempel! Da der Wanderweg mitten im Dorf in Richtung Eichbergfeld und Hörmannser Berg nach links abzweigt, würde sich die örtliche Raiffeisenbank auf der anderen Bachseite gegenüber besagter Abzweigung als Stempelstelle anbieten. Aber jetzt ist Freitagvormittag und da scheint es für das Personal der Bank einen wöchentlichen Fixtermin in Gmünd zu geben. „Besprechungsvormittag“ nennt sich das offiziell und damit das ein jeder weiß, hängt ein entsprechender Aushang in der Eingangstür. Diese ist zwar für den Selbstbedienungsbereich geöffnet, ein Stempel findet sich dort aber nicht. Getoppt wird das wenig später noch in der nahe gelegenen Volksschule. Nicht nur, dass einem das Abstempeln staubtrocken verweigert wird, benötigt man dort geschlagene zwanzig Minuten zum „Nein“-sagen. Ich kann daher jedem nur davon abraten, sich in Schulen um einen Stempel zu bemühen. Es klappt dann endlich im Gemeindeamt, wo man sich über das Geschehene ab- und den Stempel ins Wanderbüchl reinhaut. Am Ende der G’schicht stehen etwa ein Kilometer Umweg und eine halbe Stunde Zeitverlust zu Buche. Die sollte mir später noch abgehen.
Dietmanns verlasse ich wie gesagt in Richtung Hörmannser Berg. Motorsägenlärm lässt mich Schlimmes befürchten, ich bekomme aber weder einen Forstarbeiter noch eines der bei Wanderern gefürchteten, mitten auf dem Weg stehenden gelb-weißen Schilder zu sehen. Über Felder erreiche ich den verfallenden Friedrichshof, der umgangen wird.

Mittlerweile hat es zugezogen und ich beschleunige ein wenig meine Schritte, um noch trockenen Fußes in Weitra anzukommen. Von weitem kann ich das Stadttor von Weitra bereits erkennen, Zwischen der Stadt und mir liegt aber noch ein Tal, also geht es vorerst einmal steiler nach Ulrichs hinunter und dahinter weniger steil, dafür aber länger nach Weitra hinauf. Einige Male ist auch wieder der Gleiskörper der „Waldviertler Museumsbahn“ zu kreuzen. Exakt vor der ersten Querung erwischt mich ein plötzlich einsetzender Schauer und ich verlasse den Weg fluchtartig unter eine Baumgruppe mit Sitzbank, um meinen Rucksack und mich regenfest zu machen. Lange dauert das nicht und ich kann den letzten Kilometer nach Weitra hinein angehen. Die besagte halbe Stunde früher wäre ich trocken im Brauhotel zum Mittagessen erschienen.

Weitra hat eine auf einem Hügel errichtete Altstadt mit engen Stiegenauf- und -abgängen. Ein solcher bringt mich am frühen Nachmittag zum Eingang des Gabrielentales, wo sich die Lainsitz ihren Weg bahnt. Ein Grundstückseigentümer hat hier bei seinem Gartenzaun ein Haltestellenschild aufgestellt, ich befürchte nur, dass man auf eine Bim zum Nebelstein vergeblich warten wird.

Auf einem Promenadenweg an der Lainsitz entlang dringe ich nun tiefer ins Gabrielental ein, bis der Weg den Fluss verlässt und sich länger durch Wald leicht bergan zur Straße nach Wultschau wendet.

In diesem Abschnitt ist das Wetter wieder gut und die Sonne lässt sich auch öfters blicken. Ab Wultschau dominiert dann wieder grau und es kommt hie und da zu Regenschauern. Bei der „Steinernen Frau“ ist es wieder einmal soweit, was mir auch noch einen Vergeher einbringt. Also – obwohl der Weg schöner ist – nicht am Wultschaubach entlang fortsetzen, sondern brav auf der Straße bis zur nächsten Abzweigung nach links bleiben! Wegen dem nun nassen Boden verfehle ich auch den GH Holzmühle um einige Meter, weil ich eine Wiesenquerung übersehe. Eine solche gibt es dann ohnehin wenige Minuten später nach Maißen hinauf. Dort beginnt es wieder einmal stärker zu regnen, da kommt die „Waldpension Nebelstein“ für eine Kaffeepause gerade recht.

Ich befinde mich bereits am Fuße des Nebelstein, womit ich keine Sorge haben muss, in die Dunkelheit zu kommen. In der „Waldpension“ ist so gut wie nichts los, daher trachte ich, möglichst rasch von hier wieder weg zu kommen. Ein kurzer Steilaufschwung blüht mir nun, was jedoch bald erledigt ist und ich stehe vor der Maißenkapelle. Auf meinem Weg über den Nordwaldkamm im heurigen Frühjahr hatte ich jedenfalls bessere Aussicht auf Moorbad Harbach. Von der Nebelsteinhütte trennt mich ab hier nur noch eine Schotterstraße und ein etwa zehnminütiger Anstieg durch den Wald. Das Wetter auf dem letzten Wegabschnitt ist wieder gut, ich hänge daher noch vor der Einkehr in die Hütte die paar Höhenmeter zum Gipfel des Nebelstein an. Die dafür nötigen Energiereserven habe ich ja noch.


Von oben mache ich dann auch noch eine vage Vorschau auf den folgenden Tag und blicke auf eine Siedlung im Tal hinab. Nach meiner Berechnung müßte es sich dabei um Harmanschlag handeln. Auch sonst habe ich Aussicht bis weit ins südliche Waldviertel hinein und auf den anderen Seiten bis Weitra und den Mandlstein.

Ich bin nicht der einzige Nächtigungsgast auf der Hütte, denn ein weiterer Besucher, der eigentlich bisher aus dem Bereich des Bergsteigens, Kletterns und der Skitouren kommt, versucht sich nach einer überstandenen schweren Erkrankung im Weitwandern. Für seine Probetour hat er sich den Nord-Süd-Weg 05 auserkoren. Nach einer kulinarischen Stärkung und interessanten Gesprächen begibt man sich zur verdienten Nachtruhe und obwohl ich auf dem Eisenwurzenweg mit dem Nebelstein (1017m) den höchsten Punkt des „Abschnittes Waldviertel“ erwandert habe, bin ich mir sicher, auch an den folgenden Wandertagen noch einige Höhepunkte des Weges zu entdecken.
Schön!
Aber am Ostrong geht’s doch noch höher hinaus, oder irrt meine Erinnerung da?
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Ja, tatsächlich! Beim Kleinen Peilstein geht sich das mit 1024m knapp aus. Die große Ausgabe des Peilsteins bringt es auf 1061m, wobei der offiziell markierte Weg 1052m erreicht. Meiner Erinnerung nach ist der Gipfel nur Fleißaufgabe.
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