Ein Jahr ohne Nordalpenweg hat es in meiner Weitwanderkarriere bisher noch nicht gegeben. Auch 2018 öffnet sich spät, aber doch, ein mehrtägiges Zeitfenster für den Lückenschluss zwischen dem Inntal bei Kufstein und dem Achensee bei Pertisau, denn wie in meinem letzten Beitrag zum 01er bereits angedeutet, ist der Weg zwischen Pertisau und der Zugspitze für mich bereits abgehakt.
Am ersten Oktoberwochenende reise ich deshalb per Bahn ins Unterinntal. Die meiste Zeit während der Fahrt regnet es leicht bis mäßig – so auch bei meiner Ankunft. Das ist nicht weiter schlimm, bietet sich mir so die Gelegenheit, meinen Magen mit Kaffee und Kuchen ein wenig anzufüllen. Währenddessen hört der Regen auch auf.
07.10.2018: Kufstein – Mitterland bei Vorderthiersee, 7 km;
Bevor ich losstarte, mache ich noch einen Rundgang durch die sehenswerte Kufsteiner Altstadt am Fuß des Festungsberges. Es kostet nicht viel Zeit, über den Unteren Stadtplatz und durch die Römerhofgasse zu schlendern.

Gleich danach überquere ich wieder den Inn sowie die Bahngleise und halte im Ortsteil Zell auf den Pendling – den Hausberg der Kufsteiner – zu. Noch spekuliere ich mit dem Aufstieg zum oben gelegenen Kufsteiner Haus.

Hiefür muss ich zunächst zum Weiler Maistall auf die andere Seite der Inntalautobahn. Dort beginnt ein kontinuierlich ansteigender Weg halb um den Maistaller Berg herum zum Dreibrunnenjoch. Bei der Abzweigung in den Wald werde ich von einer bei Wanderern allseits beliebten Tafel der Forstwirtschaft, welche eine befristete Wegsperre signalisiert, begrüßt. Am Sonntag wird sicher nicht gearbeitet und rechtlich gültig ist die Sperre ohne Zeitangabe der Befristung ohnehin nicht, also bleibe ich auf dem Nordalpenweg. Eine Alternative wäre, bis zum Stimmersee weiterzugehen und erst dort steiler zum Dreibrunnenjoch aufzusteigen.
Bald sind die forstwirtschaftlichen Aktivitäten nicht mehr zu übersehen, denn mehrmals muss ich quer über dem Weg liegendes Gehölz umgehen – an den steilen und feuchten Hängen nicht immer ein Honiglecken. Trotz dieser Widrigkeiten komme ich unfallfrei beim Dreibrunnenjoch an.

Nur wenig später fällt an einer Weggabelung dann die Entscheidung: Ich wende mich sofort meinem ersten Übernachtungsort Mitterland zu und lasse das Kufsteiner Haus auf dem Pendling links liegen. Die Wolkendecke reisst nicht mehr auf, ich würde daher keine gute Sicht zu den umliegenden Gebirgsgruppen haben. Ich wäre beim Wiederabstieg wohl auch in die Dunkelheit gekommen, weil für den Ausflug zumindest knappe vier Wegstunden zu veranschlagen sind. Einmal davon abgesehen, dass ich mich dann auch in die Hütte setzen wollte.
Recht entspannt und gemütlich bewege ich mich auf einer schmalen Straße durch die den Thiersee umgebende Landschaft und komme dabei durch die Weiler Hausern und Gschwent.

Ab der Wegteilung in Gschwent werde ich erst am nächsten Tag dem Nordalpenweg weiter folgen. Heute steige ich nur noch steil nach Mitterland zum Gasthof Hagerwirt ab. Ich werde zu einem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis bewirtet und untergebracht, so dass ich mich dort sehr wohlfühle.
Die relativ kurze Tagesstrecke ist ein guter Einstieg in die Tour. Am nächsten Tag werden bereits deutlich mehr Kilometer abgearbeitet.
08.10.2018: Mitterland bei Vorderthiersee – Steinberg am Rofan, 34 km;
Die restlichen drei Tourentage verwöhnen mich mit ungetrübtem Sonnenschein und ausgezeichneter Fernsicht. Ausgeruht und durch ein reichliches Frühstücksbuffet gestärkt, verlasse ich bereits kurz nach acht Uhr das Haus, um mich auf nun steil ansteigender Straße wieder zu besagter Kreuzung in Gschwent zu begeben. Dort folge ich dem Nordalpenweg in Richtung Hinterthiersee in den Wald hinein.

Habe ich Tags zuvor den Pendling ausgelassen, so steht mir auch heute in den Brandenberger Alpen kein Gipfelsturm bevor. Ganz im Gegenteil bin ich die meiste Zeit auf Forststraßen und zur Abwechslung auch einmal auf Asphalt unterwegs. Das Tagesziel Steinberg am Rofan ist noch weit entfernt und auch dazwischen kann nur im Kaiserhaus oder ein wenig abseits des Weges in Pinegg beim GH „Gwercherwirt“ eingekehrt werden. Aber selbst das Kaiserhaus befindet sich etwa fünf Wegstunden von Mitterland entfernt – mit der Aussicht auf eine stundenlange Forststraßenwanderung eine kleine psychische Herausforderung. Lediglich einzelne Gehöfte südwestlich des Sixengrabens sorgen für ein wenig Abwechslung, wie zum Beispiel Breitenau, Modal oder der „Kranhof“.

Ab dem „Kranhof“ wird der Weg ein wenig aussichtsreicher. Oberhalb der ebenfalls markierten Glemmbachklamm führt der Weg an den Hängen des Ebenwaldes und der gleichnamigen Alm mit Blick auf die am Gegenhang liegende Streusiedlung Riedenberg entlang. Selbstverständlich ist dieser Wegabschnitt gleichzeitig auch MTB-Strecke, aber an einem Montag immerhin erträglich.
Die sich am Hang dahinwindende Forststraße wird später von einer durch den Ellbachgraben verlaufenden abgelöst. Ab der Einmündung in den Ellbachgraben werden mir noch immer zwei Wegstunden bis zur Labung im Kaiserhaus verheißen. Dass es von den Riedenberger Wiesen an kontinuierlich bergab geht, hilft der Psyche des Wanderers.

Vom Törlergraben kommt auch schon der Ellbach daher und rauscht anschließend zwischen Hoher Nock und Brunftkopf talwärts, wo er genau gegenüber dem Kaiserhaus in die Brandenberger Ache einmündet. Letztere wird mittels eines kurzen Rechtsschlenkers des Wanderweges übersetzt. Die Brandenberger Ache kommt exakt an dieser Stelle aus der Kaiserklamm heraus. Das um die Mittagszeit einfallende Sonnenlicht ist für Fotos nicht eben günstig, das Resultat erkennt man im Bild unten.

Angesichts der Länge der Tagesetappe ist eine Erkundung der Kaiserklamm für mich heute kein Thema. Darum begebe ich mich zügig zum nur wenige Gehminuten entfernten Kaiserhaus, wo ich mich nach nahezu fünf Stunden ohne Pause endlich einmal hinsetze. Ob es sich beim Kaiserhaus mehr um eine Hütte oder doch eher um einen Gasthof handelt, ist mir nicht ganz klar. Abseits von Wochenenden wirkt es aber urig und gemütlich auf mich.

Mein Magen verlangt nach Speis und Trank. Nach dessen Befriedigung fällt mir eine Tafel mit der Aufschrift „original Brandenberger Prügeltorte“ ins Auge. Neugierig geworden, worin denn deren Schlagkraft bestehe, ordere ich ein Exemplar. Ob einen dann der bloße Anblick umhaut oder doch eher der Preis, muss jeder für sich entscheiden.

Mit neuer Energie folge ich anschließend eine dreiviertel Stunde der Brandenberger Ache bis kurz vor Pinegg, wo ich nach rechts und wieder bergan in das Tal der Steinberger Ache hinein muss. Unterhalb der Pircheralm gibt der Wald für kurze Zeit nochmals einen Blick ins Tal frei. Pinegg ist aber nur noch weit entfernt beim Talausgang zu erahnen. Noch weiter dahinter vermute ich den Plessenberg bzw. den Heuberg. Beide ragen beinahe gleich hoch empor.

Der Scheitelpunkt des Überganges von Pinegg nach Steinberg am Rofan ist rasch erreicht. Nur unwesentlich später passiere ich die Ortstafel von Steinberg. Zugegeben, es handelt sich vorerst nur um Außenposten wie die Streusiedlungen Hinterberg und Außersteinberg, aber ich merke, dass das Tagesziel näher kommt. Um nach weiteren drei Stunden ab dem Kaiserhaus zur avisierten Stempelstelle in Vordersteinberg zu gelangen, ist ein zehnminütiger Abstecher vom Nordalpenweg nötig. Es ist Ruhetag und ich läute den Wirt der Pension Waldhäusl um 17 Uhr (!) aus dem Schlaf. Den begehrten Stempel erhalte ich trotzdem.

Mein Quartier habe ich heute im Durrahof außerhalb bzw. oberhalb des Ortes reserviert. Um zum Hof zu gelangen, habe ich zunächst dem Mühlbach durch einen schluchtartigen Graben zur Steinberger Ache hinab zu folgen, um danach auf der anderen Seite die verlorenen Höhenmeter wieder gut zu machen, wobei dem (Weit-)wanderer zwei Möglichkeiten offen stehen: die entfernungsmäßig kürzere Variante ist der Steilaufschwung durch den Lochgraben auf einem schmalen Pfad, alternativ kann der Straße um den Enterhof herum gefolgt werden. Nach einem langen Tag durchwegs auf Forstwegen schätze ich für beide Varianten einen etwa gleich hohen Zeitbedarf.

Der Lochgraben würde einen Vorgeschmack auf den Aufstieg geben, welcher mir morgen bevorsteht, so will ich meine Beine nicht weiter martern und bleibe auf der Straße – sie bietet auch mehr Aussicht. Ab der Wiedervereinigung der Varianten sind es noch ungefähr zehn Minuten bis zum Durrahof, wo ich gegen 18 Uhr eintreffe und herzlich empfangen werde.

Psychisch anstrengend war es – wie bereits erwähnt – heute. Nicht nur einmal wurde der restliche Weg gefühlt immer länger statt kürzer, es sollte sich aber für Weitwanderer während der klassischen Wandersaison locker bis zum Einbruch der Dunkelheit ausgehen. Morgen habe ich dann eine ganz andere Aufgabe vor mir, denn ich habe mit den Rofanbergen einiges an Höhenmetern zu bewältigen. Einen kleinen Teil davon habe ich mit dem Aufstieg zum Durrahof ja bereits erledigt, das ist sicher kein Fehler.
09.10.2018: Steinberg am Rofan – Rofanspitze – Erfurter Hütte, 14 km;
Im Durrahof werde ich bis zu meinem Start um acht Uhr morgens bestens versorgt. Frisch ist es und dichte Nebelschwaden hängen über dem Talkessel von Steinberg, jedoch zeichnen sich die Konturen der Berge bereits ab. Mit der Auflösung des Nebels binnen einer Stunde ist somit zu rechnen. Noch vor der ersten Almwirtschaft – der Kühlermahdalm – ist es soweit. Bis hierher bin ich nur auf Forststraßen oder Karrenwegen unterwegs, danach geht es mit der einen oder anderen Bachquerung vorübergehend in einen Waldpfad hinein, bevor mich ein letzter Forstweg zum Talschluss bringt.

Dort geht es dann mich halb links haltend zur Sache und ich erklimme eine erste steilere Geländestufe direkt am Schauertalgrabenbach und steige von dort gleich weiter einem Kamm bergauf folgend zur geschlossenen Wimmerhütte auf der Schauertalalm empor. Dort bietet sich nach zwei Stunden Gehzeit erstmals eine Gelegenheit zur Rast. Zu dieser Jahreszeit sind die Almen bereits verwaist, so dass nur weitere Wanderer stören könnten.

Weitere zwei Stunden beanspruchen die nun folgenden etwa 400 Höhenmeter durch das Schauertalkar zum Zireiner See hinauf. Sehr bald habe ich nur noch Latschen um mich herum, um die ich in zahlreichen, engen Serpentinen herumkurve. Einmal quere ich den Bach nur wenige Meter oberhalb einer Geländekante – natürlich ohne Steg. Oben angelangt, ändert sich erst einmal die Gehrichtung zum See hin, wo auch die eine oder andere Bank herumsteht. Auf einer davon lasse ich mich zwecks weiterer Pause nieder und genieße den Anblick des still vor mir liegenden Sees sowie des Marchgatterls in einiger Entfernung.

Gleich links neben dem Marchgatterl baut sich der wuchtige Rofanturm auf. Ich meine, dahinter bereits das oberste Ende der Rofanspitze zu erkennen – dort will ich hin! Die Besteigung der Rofanspitze ist bei der Begehung des Nordalpenweges nur eine Fleißaufgabe, denn der ofizielle Weg führt wenige Höhenmeter darunter an ihr vorbei direkt zur Erfurter Hütte.
Sehr feucht ist es in der Senke rund um den Zireiner See herum, daher wirkt die Entfernung zum Marchgatterl kürzer, als sie tatsächlich ist. Das dürfte wohl dem einen oder anderen Wintereinbruch geschuldet sein, der im September in dieser Höhe schon stattgefunden hat. Das Marchgatterl hat sogar ein Gipfel- bzw. Steigbuch zu bieten, wo ich mich sogleich verewige.

Gleich hinter dem Marchgatterl zweige ich zum Schafsteig hin ab. Ein wenig Respekt vor diesem Abschnitt des Weges habe ich im Vorfeld schon, wird doch in der Literatur bei dessen Begehung zu besonderer Vorsicht geraten. Den Berichten von Wanderern entnehme ich aber, dass der Aufstieg nicht so arg sein soll. Zunächst nähere ich mich einmal den Wänden des Rofanturmes bis zu einem Sattel, von wo aus ich einen fantastischen Ausblick in das Inntal und die umliegenden Gebirgsgruppen habe. Gleich danach befindet sich der Einstieg in den versicherten Schafsteig

Der Schafsteig erweist sich als relativ unschwierig, es geht aber auf kurze Entfernung ordentlich in die Höhe.

Bei dessen Ausstieg beim „Schafsteigsattel“ kann ich den Aufstiegsweg im Bereich des Zireiner Sees wie überhaupt meine gesamte bisheriger Tour durch die Brandenberger Alpen recht gut überblicken – der Herbst macht es möglich! Bin ich bisher am heutigen Tag kaum einer Menschenseele begegnet, so ändert sich das mit dem Verlassen des Steiges abrupt. Die Rofanbergbahn auf der anderen Seite des Gebirgsstockes spuckt jede Menge Tagesausflügler aus, von denen die meisten zur Rofanspitze wollen – dem wohl am einfachsten zu besteigenden Gipfel hier.

Eben diesen nehme ich nun in Angriff und bei meiner Ankunft beim Gipfelkreuz weiß ich auch, warum es alle hierher zieht. Der Rundum-Panoramablick ist einfach atemberaubend. Die umliegenden Gipfel des Rofanstockes, das Karwendel im Westen oder die vielen, schon schneebedeckten Erhebungen der Zentralalpen im Süden – da werde ich einfach mit dem Gipfelzählen nicht mehr fertig. An einem Wochenende hätte ich dasselbe „Problem“ wohl auch mit den Menschenmassen gehabt.

Ich erwische ein günstiges Zeitfenster, wo die Sitzgelegenheit am höchsten Punkt der Rofanspitze frei wird. Diese halte ich nun für eine Stunde warm, erfreue mich an der tollen Aussicht und beobachte die Bergdohlen. Erst als sich die Sonne langsam zu senken anschickt und es abzukühlen beginnt, breche ich wieder auf und starte den Abstieg zur Erfurter Hütte, wo ich übernachten werde.

Was jetzt folgt, ist alles „Gruber-„, denn der Grubersee, die Gruberscharte sowie die Gruberlacke stehen auf dem Programm – eine Landschaft flankiert von den Kletterbergen Spielioch, Seekarlspitze und Rosskopf. Dabei nähere ich mich zügig der bei der Mauritzalm gelegenen Hütte.

Das Gewusel bei der Erfurter Hütte und der Bergstation der Rofanbergbahn muss ich in Kauf nehmen, bei diesem Erschließungsgrad geht das nicht anders. Nach dem Einchecken, der Dusche und einer kleinen Jause beobachte ich noch den Sonnenuntergang über dem Karwendelgebirge.

Auch die Gipfel auf der anderen Seite des Inntales sind in der Abenddämmerung sehr schön anzusehen.

Ein herrlicher Bergtag neigt sich seinem Ende zu, er hätte nicht besser verlaufen können. In Gedanken gehe ich noch den nächsten Tag durch, da beabsichtige ich etwas, das ich zuvor noch nie gemacht habe. Primär kreisen meine Gedanken allerdings um den morgigen Abstieg nach Maurach am Achensee und den anschließenden Spaziergang am See entlang nach Pertisau.
10.10.2018: Erfurter Hütte – Maurach – Pertisau (Karwendellift), 11 km;
Ich schlafe wie ein Murmeltier, wache aber morgens doch rechtzeitig auf, um den Sonnenaufgang fotografisch noch einzufangen. Die Bergketten des Karwendels leuchten im ersten Sonnenlicht kurzzeitig rötlich. Mit dem Achensee im Tal ergibt das ein tolles Premierenfoto für diesen Tag.

Es heißt nun Abschied nehmen von der gemütlichen Erfurter Hütte und ich beginne wieder gegen acht Uhr den Gang ins Tal. Der Weg über die – noch grüne – Skipiste wirkt abschnittsweise ziemlich „zerfleddert“, ich muss mich immer wieder für einen der vielen ausgetretenen Parallelpfade entscheiden. Für das Ausweichen den bereits jetzt heraufkommenden Wanderern gegenüber ist dieser Umstand jedoch nicht nachteilig.

An der Buchauer Alm vorbeigehend – ohne die Almhütte jedoch zu Gesicht zu bekommen – bewege ich mich stets in der Nähe der Rofanseilbahn teilweise in steilen Kehren abwärts.

Deswegen komme ich exakt bei der Talstation der Bergbahn in Maurach am Achensee an, suche das Gemeindeamt im Ort auf und hole den Kontrollstempel ein.

Für die Verbindung nach Pertisau wähle ich zum überwiegenden Teil die Seeuferpromenade. Das zahlt sich einfach schon der Aussicht wegen aus. Die Markierung ist ohnehin nicht immer klar. Laut meiner Karte soll der Weg an der Uferpromenade entlang bis zur Lawinengallerie führen und dann in den Wald hinein schwenken. Ich glaube mich daran zu erinnern, dass bereits am Ortsende von Maurach ein Schild über einen Umweg vorzeitig in den Wald verweist, was mir nicht wirklich zusagt.

Von der Promenade aus habe ich jedenfalls gute Sicht nach Maurach zurück und über den See auch zur Erfurter Hütte hinauf. Irgendwann ist das alles zu weit weg, so fällt es mir leichter, bei einem Parkplatz für ein kurzes Stück in den Wald zu wechseln. Ich tangiere dabei einen „Besinnungsweg“. Kurz vor der Abzweigung nach Pertisau gibt mich der Wald wieder frei und ich darf den Achensee noch einmal in Richtung Achenkirch überblicken.

Zum Abschluss der Tour beschreite ich nur noch die zum Pertisauer Karwendellift führende Straße. Bei der Seilbahn befindet sich eine Bushaltestelle und – das sei an dieser Stelle verraten – bei eben dieser Haltestelle habe ich im Jahr zuvor die Karwendeldurchquerung auf dem 01er begonnen (Beitrag folgt noch). Bis zur Abfahrt des Busses ist noch etwas Zeit für das Aufsuchen eines nahen Cafés, das eigentlich ein Geschäft ist.

Eine höchst feine Mehrtagestour findet an dieser Stelle ihr Ende. Das, was auf den nächsten Wanderkilometern im Karwendel folgt, wird dem um nichts nachstehen. Es ist kurz vor Mittag, als der Bus abfährt. Vom Wandern habe ich noch nicht genug, denn von Pertisau aus fahre ich sechs Stunden lang direkt ins niederösterreichische Ybbstal. Was mich dorthin treibt, werde ich ein anderes Mal beschreiben.
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Zum Abschluss noch einige Tipps für Nachwanderer:
Wie kommt man mit öffentlichen Verkehrsmitteln ins Unterinntal?
Am bequemsten kommt man von Wien an allen Tagen per Bahn ins Unterinntal, an Sonn- und Feiertagen fährt der erste Zug allerdings erst eine Stunde später vom Hauptbahnhof ab. Gleiches gilt auch für die Gegenrichtung ab dem Rheintal, die Landeshauptstädte in Südösterreich sowie München. Von Pertisau aus bestehen (auch mit Umsteigen in Maurach) Buszubringer zum Bahnhof in Jenbach.
Was kann man vor dem Start der Wanderung in der Umgebung des Kufsteiner Bahnhofes unternehmen?
Wer nicht gleich in den Weg starten will, kann eine Runde am Unteren Stadtplatz mit dem auffälligen Rathaus drehen und sich dabei zwischendurch in die „Café-Bar Albert“ setzen. Bei der Rückkehr zum Bahnhof lohnt vor der Brücke über den Inn ein Abstecher nach links in die Römerhofgasse mit dem bekannten Restaurant „Auracher Löchl“, welches seit 1409 täglich warme Speisen anbietet und dem ältesten Weinhaus der Stadt „Batzenhäusl-Schicketanz“.
Was hat einem der Abstecher auf den Pendling zu bieten?
Die privat bewirtschaftete Pendlinghütte (Kufsteiner Haus, 1537m) ist von Anfang Mai bis Anfang November geöffnet und bietet in dieser Zeit auch Nächtigungsmöglichkeit. Von der im Bericht erwähnten Abzweigung sind es bis zur Hütte etwa 600 oftmals steile Höhenmeter mit einer Gehzeit von 1 1/2 bis 2 Stunden je Richtung. Die längere Gehzeit ist auf den Schildern ausgewiesen. Der Blick ins nächtliche Inntal soll traumhaft sein. (Anm.: wenn ich einmal nicht weiß, wo ich hin soll…)
Was ist vom GH Hagerhof in Mitterland zu erwarten?
Dieser 3*-Betrieb liegt nur unwesentlich abseits des Nordalpenweges, einige Höhenmeter sind jedoch in Kauf zu nehmen. Der Gasthof bietet den Gästen eine angenehme Atmosphäre und weist ein akzeptables Preis-Leistungs-Verhältnis auf. In Erinnerung geblieben ist mir der Genuss des schwarzen Zillertaler Bieres und die Tagespostille mit Vorschlägen für Aktivitäten samt Wettervorschau etc..
Anm.: Der nahe gelegene GH Kirchenwirt hatte am 07.10.2018 Saisonschluss und nahm daher keine Nächtigungsanfragen mehr an.
Wann lohnt eine Übernachtung im Kaiserhaus?
Das Kaiserhaus bietet neben Kulinarischem auch Zimmer an. In den historischen Zimmern dieses Hauses übernachtete schon Kaiser Franz Josef I.. Geöffnet ist von April bis Ende Oktober täglich, außerhalb des Hochsommers ist am Dienstag Ruhetag! Für Wanderer wesentlich ist, dass sich in der Nähe des Kaiserhauses der Einstieg in die Kaiserklamm befindet. Für die Durchwanderung der Klamm sind ungefähr 1 1/2 Stunden zu veranschlagen. Denjenigen Nordalpenwegbegehern, die einer Klammwanderung nicht abgeneigt sind, empfehle ich daher, im Kaiserhaus zu nächtigen. Alternativ zum Kaiserhaus sind auch in Pinegg (Gwercherwirt) und Brandenberg (Ascherwirt; mit dem Bus erreichbar) Nächtigungsmöglichkeiten vorhanden.
Gibt es eine Alternative zur Forststraßenwanderung in den Brandenberger Alpen?
Der Nordalpenweg ist im Bereich der Brandenberger Alpen (ausgenommen Rofanberge) kein Höhenweg und verläuft zumeist auf Forstwegen. Wem das zu langweilig wird, der kann in diesem Bereich auch auf den anspruchsvolleren Adlerweg wechseln.
Wo kann man in Steinberg am Rofan übernachten und einkehren?
Der abseits des Nordalpenweges liegende GH „Pension Waldhäusl“ hat nicht nur, wie im Internet ersichtlich am Dienstag, sondern auch am Montag Ruhetag. Die hauseigene Website ist derzeit nicht (mehr) erreichbar, ich hoffe, dass das kein schlechtes Vorzeichen für die Zukunft des Hauses ist. Der Durrahof wiederum bietet nur wenigen Gästen ein Bett für die Nacht, eine Voranmeldung rate ich daher an. Neben dem Frühstück erhält man auf Anfrage auch belegte Brote am Abend.
Gespeist werden kann auch noch in einem anderen Gasthaus in Steinberg, warme Küche gibt es dort allerdings nur bis 18 Uhr. Meiner Erinnerung nach handelt es sich dabei um die Silberwaldhütte.
Kann man dem Schafsteig auf die Rofanberge ausweichen?
Der Schafsteig ist – sofern trocken – harmlos, denn an ausgesetzteren Stellen gibt es gute Versicherungen. Bei Nässe kann er allerdings wegen des dort schrofig-erdigen Geländes sehr ungut werden, bei Schnee oder Vereisung ist er meist gesperrt. Ist der Steig nicht passierbar oder dem Wanderer zu mühsam, kann der Weg über die Bayreuther Hütte zur Mauritzalm als Alternative ins Auge gefasst werden.
Was erwartet einen (Weit-)wanderer auf der Erfurter Hütte?
Wenn man die Chance hat, sollte man bei klarem Wetter eine Nacht auf der Erfurter Hütte verbringen, denn die abendliche bzw. morgendliche Aussicht auf die umliegenden Gebirgsgruppen sowie der Tiefblick zum Achensee sind einfach gewaltig. Ich habe bisher selten derart beeindruckende Landschaftsfotomotive vorgefunden. An Wochenenden ist es aber nicht leicht, einen Schlafplatz auf der Hütte zu ergattern, sie ist laut Homepage zu diesen Terminen bereits Wochen im voraus ausgebucht. Bekommt man keinen Schlafplatz, so rate ich, es auch im benachbarten Berggasthof zu versuchen.
Ein Gedanke zu „Nordalpenweg 01: vom Inn zum Achensee“