Da ist es wieder. Jenes Gefühl, einen Weg beschreiben zu wollen, aber nicht so recht zu wissen, wie. Auch die Begehung dieses Weges selbst kostet mich einige Überwindung. „Nicht interessant“, „kaum Wald und damit einigermaßen exponiert“, „zu viel verbautes Stadtgebiet“ lauten die gängigsten Gegenargumente für mein Vorhaben am Südrand Wiens. Weil ich aber alle Stadtwanderwege absolvieren mag und keinen davon auslassen, mache ich mich an einem schönen, allerdings auch frostigen Sonntagvormittag in den zehnten Hieb zum Verteilerkreis Favoriten auf. „Verteilerkreis“ – das klingt für den naturverbundenen Wanderfreund bereits wie eine gefährliche Drohung, aber praktischerweise hält dort seit geraumer Zeit auch die U-Bahn-Linie U1, womit ich relativ zügig zum Startpunkt beim „Alten Landgut“ komme.
Tag der Tour: 27.01.2019 (Fortsetzung: 30.01.2019);
Weglänge: 15 km (lt. Broschüre); Gehzeit: 3-3,5 Stunden;
Die ersten Schritte nach dem Verlassen der U-Bahn-Garnitur bringen unerwartet schon die erste Attraktion des Tages, nämlich die vermutlich (oder zumindest gefühlt) längste Rolltreppe in der gesamten Stadt. An deren oberem Ende erwartet mich eine riesige freie Fläche mit Radwegen, Busspuren samt dazugehörigen Haltestellen und rundherum ein belebter – teilweise von begrünten Böschungen umrahmter – Kreisverkehr, welcher mir sofort verdeutlicht, dass ich hier wohl nicht im Wanderparadies gelandet bin.

Dies ist zu Beginn jedoch noch mein geringstes Problem, da sich aufgrund des Regens vom Vortag und des nicht vollständigen Abtrocknens der Bodenfeuchtigkeit über Nacht eine hauchdünne Eisschicht vor allem auf den glatten Asphaltflächen gebildet hat. Von denen gibt es anfangs mehr als genug, wodurch äußerste Vorsicht beim Setzen der Schritte angebracht ist. Dieser Umstand wird meinen Zeitplan noch ein wenig durcheinander bringen.
Der erste markante Wegpunkt ist die Generali-Arena vulgo Franz-Horr-Stadion, deren Hausherren beinahe ganzjährig als „Veilchen“ erblühen wollen. Zu übersehen ist die Heimstätte des Fußballklubs FK Austria Wien vom Kreisverkehr aus nicht, womit mein Einstieg in den Weg sehr erleichtert wird.

Im Bereich des Laaer Waldes bzw. der Laaer Berg Straße ist der Weg nicht oder nur unzureichend beschildert. Ich muss darauf achten, nicht versehentlich den Rundwanderwegen W11 oder „Rundumadum“ durch den Laaer Wald zu folgen. Ich würde so den Böhmischen Prater auf der anderen Seite der Löwygrube umgehen. Auf meinem Stadtwanderweg 7 wird der Vergnügungspark hingegen über die Urselbrunnengasse erreicht.
Am Beginn des Böhmischen Praters kann ich mich entscheiden, ob ich (wahrscheinlich richtig) durch die den Park durchziehende Moselgasse gehe oder durch die baumbeschattete Grünfläche nördlich nebenan. Ich entscheide mich für eine dritte Variante und beginne zunächst durch den Grünstreifen. Ist zwar nett zu gehen – vor allem nach dem angeeisten Asphalt bisher – die Zweifel an der Richtigkeit des Weges lassen mich nach einiger Zeit wieder zur Moselgasse zurückkehren. Der Weg zur Straße scheint ein ziemlich weiter zu sein, denn ich finde mich unversehens vor dem „Südpol“ – einem Lokal mitten im Vergnügungspark – wieder, gefühlt lande ich aber in Kanada, weil eben kaana da ist.

Bevölkerter ist dann die Löwygrube, die erste richtige Grünoase am Weg, welche auch Vierbeiner sehr zu schätzen wissen.

Kaum ist das „Südpol“ im Böhmischen Prater aus dem Sichtbereich, wird es mit steigendem Sonnenstand ein wenig wärmer und der nun beginnende „Anstieg“ zum Laaer Berg hinauf trägt zum gefühlten Temperaturanstieg auch etwas bei. Belohnt werde ich dafür mit dieser „grandiosen“ Aussicht auf die in Dunst- und Abgasschleiern unter mir liegende Osthälfte der Stadt.


Kurz streife ich dabei das nordöstliche Ende des Kurparkes Oberlaa, bevor ich auf einem längeren geraden Feldweg in das sogenannte „Untere Feld“ hineinwandere. In der fortgeschrittenen Tageszeit kommen mir mehr und mehr Spaziergänger entgegen.

In einem weiten Rechtsbogen wendet sich der Weg nun Oberlaa zu, zweigt kurz davor allerdings unter eine Bahnunterführung links in Richtung Unterlaa weg. Keinen halben Kilometer später stehe ich vor der einzigen Kontroll- und Stempelstelle des 7ers, dem „Brückenwirt“.

Der „Brückenwirt“ befindet sich direkt neben einer Brücke über den Liesingbach, welchem ich für die nächste Zeit zu folgen habe. Dieser bringt mich jetzt auch endgültig nach Oberlaa hinein.

Oberlaa – Neulaa – Rothneusiedl. So heißen die nächsten Bezirksteile, die der Weg durchquert oder zumindest streift. Dabei werden auch einige stärker befahrene Straßen gequert (Alternative: Unterquerung auf dem Radweg, ich gebe aber keine Empfehlung ab, welche Variante die gefahrlosere ist.). Die einzige Konstante bis Rothneusiedl bleibt jedoch der Liesingbach, der gutmütig dem Wanderer linker Hand entgegenfließt. Bei Rothneusiedl zweigt der Weg unmittelbar vor dem Bahndamm der Pottendorfer Linie nach rechts weg. Das Schild hebt sich von den typischen Winterfarben der Umgebung nur sehr schlecht ab und wirkt darum unauffällig.

Links voraus sind die Hochhäuser am Wienerberg zu sehen, solange bis sich der Weg wieder zu einer weiteren Grünfläche und einem angrenzenden Wäldchen senkt. Wenige Gehminuten voraus liegt der Holeyplatz mit der dem heiligen Franz von Sales geweihten katholischen Kirche, wo für mich der erste Teil der Wanderung aus Zeitgründen endet. Das Glatteis zu Beginn des Weges hat zu viel Zeit gekostet.
Drei Tage danach wechsle ich zu Beginn des zweiten Teiles auf die andere Seite der Stadtautobahn A23 und befinde mich am Beginn der „Heuberggstätten“, nicht ohne mich zuvor noch einmal zum freistehenden Glockenturm der Kirche am Holeyplatz umzudrehen.

Auf vielen Wegen der Heuberggstätten gibt es keinen Winterdienst. Bei Vereisung (Tag 1) bzw. gefrorenem, glasigem Schnee (Tag 2) begeht man diese Wege auf eigene Gefahr. Laut Beschilderung des Magistrates dürften Teile des Stadtwanderweges unter diesen Bedingungen gar nicht begangen werden. Ihr habt richtig gelesen: Die Begehung ist laut Beschilderung dann offiziell VERBOTEN!!! Was aber keineswegs bedeutet, dass hinter jedem Gebüsch ein Mitarbeiter des Magistrates renitenten Fußgängern auflauert.

Daher Obacht auf den Weg! Trotz dieser Widrigkeiten habe ich noch Zeit für einen Seitenblick auf die Siedlung „Wienerfeld Ost“. Nach einem kurzen, aber eisglatten Anstieg muss ich mich wieder einem Waldstück zuwenden, dem „Wald der jungen WienerInnen“.

Jungvolk erspähe ich keines. Aber vielleicht ist dieses heutzutage eher auf Rädern unterwegs, denn mit dem Wald kommt auch die Autobahn samt ihren Motorengeräuschen wieder näher. Für kurze Zeit „arbeite“ ich mich noch einem Spielplatz entlang zu den nächstgelegenen Wohnhäusern vor und schon stehe ich wieder am Kreisverkehr des „Verteilerkreises Favoriten“. Rückblickend betrachtet hätten mir am ersten Tag gerade einmal zehn Minuten gefehlt, um den Weg am Stück zu meistern.

Somit ist auch der Stadtwanderweg mit der Nummer sieben erledigt, wobei der Wortteil „Stadt“ wohl bei keinem der bisher von mir begangenen Stadtwanderwege so zutreffend ist, wie bei diesem. Aufgrund der regen Bautätigkeit in Ober- und in Unterlaa wird es nicht mehr lange dauern, bis man aus dem verbauten Gebiet kaum noch herauskommen wird. Als ein netter Winterspaziergang kommen mir solche Wege stets gelegen und ist immer noch besser als nicht zu gehen, Genusswandern sieht allerdings definitiv anders aus. Eine Möglichkeit wäre, diese Wanderung in das Frühjahr hinein zu verlegen, was farblich sicher beeindruckender ist. Meinesgleichen hat da wohl bereits andere Touren im Sinn.
Ein Gedanke zu „Stadtwanderweg 7: eine zweitägige Laaer Berg-Runde“