Nordalpenweg 01: Ins Karwendel, marsch! Nach Ehrwald dann per Almpassage

Ein wenig Glück habe ich bei der Terminwahl meiner Karwendeldurchquerung schon, denn eine Woche später wären mir die Teilnehmer des jährlich um diese Zeit stattfindenden „Karwendelmarsches“ entgegengekommen, die für die Distanz zwischen Scharnitz und dem Achensee nicht zwei Tage benötigen, sondern die Strecke an einem einzigen Tag bewältigen. So hält sich der Gegenverkehr in Grenzen, als ich in Pertisau am Achensee an den Start gehe, für den ich mir die Talstation der Karwendel-Bergbahn aussuche. Bis zuletzt muss ich um den geplanten Tourstart zittern, weil es wie so oft vor meinen Ausflügen ins Gelände an den beiden Vortagen meiner Anreise unwetterartige Niederschläge im Zielgebiet gibt. Auch am ersten Tag soll es während des Aufstieges zur Lamsenjochhütte noch leichte bis mäßige Schauer geben. Bei der Quartierreservierung hat das den Vorteil, dass man auch kurzfristig am Wochenende noch Chancen hat.

20.08.2017: Pertisau – Gramaialm – Lamsenjochhütte, 13km;

Die Anreise mit dem Zug nach Jenbach, sowie die Umstiege ebendort und später in Maurach klappen ohne Probleme, so dass ich mich bereits gegen elf Uhr vormittags in Pertisau am Achensee einfinde. Das passt recht gut, weil ich noch ausreichend Zeit zur Verfügung habe, um noch im Ort essen zu gehen und nebenbei auch noch einen der vorhergesagten Regenschauer in der Gaststube aussitzen kann.

Pertisau hat außer Hotelanlagen, Gästehäusern und dem Achenseeufer samt Bergpanorama für den (vornehmlich deutschen) Gast nicht wirklich viel zu bieten, daher lege ich ziemlich exakt um zwölf Uhr bei der Talstation der Karwendel-Bergbahn in Richtung der Mautstelle am Eingang des Falzthurntales los. Zunächst laufe ich noch einen mir beträchtlich vorkommenden Abschnitt durch Pertisau hindurch. An Markierungen im Ortsgebiet kann ich mich jetzt – eineinhalb Jahre später – nicht mehr so recht erinnern, sehr wohl allerdings an die zahlreichen Statushinweise der angebotenen Gästezimmer.

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gastfreundliches Pertisau kurz vor der Mautstelle

Pertisau endet exakt an besagter Mautstelle mit angeschlossenem Parkplatz, oder ist es eher umgekehrt? Der hier mit dem Adlerweg parallel verlaufende Nordalpenweg wendet sich wenig später in das Falzthurntal hinein, welches mir für die folgenden knappen zwei Stunden die Richtung vorgibt. Stets auf Straßen sowie an Waldrändern entlang nähere ich mich dem heute gut besuchten Alpengasthof Falzthurn.

Die meisten Gäste schaffen es bis hierher noch ohne Auto, was man von jenen der Gramaialm nicht mehr behaupten kann, denn diese ist gerade noch an die Mautstraße angeschlossen. Nach dem Alpengasthof Falzthurn durchwandere ich mehr Wiesenlandschaft. Asphalt kommt nur noch sporadisch vor. Von weitem vernehme ich schon die Umtata-Musikklänge auf der Gramaialm – Felix Mitterers „Piefke-Saga“ fällt mir spontan ein.

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Gramaialm, dahinter die Lamsenspitze

Hier kann man auch übernachten, ich selbst würde aber nicht hier bleiben wollen, einmal vom relativ hohen Preis abgesehen. Mehr als ein schneller Kaffee ist nicht drinnen, dann ziehe ich weiter an der Abzweigung „Gramaialm-Hochleger“ vorbei in den Gramaier Grund hinein. Diesen verlasse ich in zahlreichen Kehren auf steilem und steinigem Pfad zum östlichen Lamsenjoch hinauf, halbrechts vor mir stets die markante Lamsenspitze im Blick.

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Wegteilung am östlichen Lamsenjoch mit Tiefblick auf die Gramaialm und das Falzthurntal

Ich muss recht flott unterwegs sein, denn einige Wanderer lasse ich beim Aufstieg wie Statisten stehen, während hinter mir der Himmel zusehends dunkler wird.

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Ankunft bei der Lamsenjochhütte

Vom Joch sind es nur noch wenige Minuten bis zur Lamsenjochhütte (am Bild ist nur die Hüttenfahne gut erkennbar). Dort komme ich keine Minute zu früh an, denn während ich noch auf den Check-in warte, kommen nachfolgende Wanderer bereits durchnässt bei der Tür herein.

Abends mache ich Bekanntschaft mit zwei Damen aus Vorarlberg und Niederösterreich, die gemeinsam auf dem Adlerweg unterwegs sind. Das Thema „Weitwandern“ ergibt sich da von selbst und beschäftigt uns bis zur Hüttenruhe. Letztere ist für mich etwas beengt, haben die Wirtsleute mir doch den wahrscheinlich schmalsten Lagerplatz zugewiesen.

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östliches Lamsenjoch mit dem Ende des Aufstiegsweges vom Vortag

Am nächsten Morgen werde ich mit Sonnenschein beglückt und mache eine kurze Erkundungsrunde um die zwischen dem Schafjöchl und der Rotwandlspitze eingebettete Hütte herum und komme dabei auch an einer kleinen Kapelle vorbei.

21.08.2017: Lamsenjochhütte – Falkenhütte – Karwendelhaus, 21km;

Ein kurzes Stück des Weges muss ich wieder zum östlichen Lamsenjoch zurück, dann wird hoch über der Gramaialm u.a. über ein versichertes Felsband zum westlichen Lamsenjoch hinüber gequert. Von dort aus wird die Steilheit des Anstiegsweges vom Vortag erst so richtig deutlich. Wer es lieber bergauf anstatt von nun an bergab mag, der kann einen Abstecher zum Hahnkampl hinauf wagen. Für mich geht der Weg aber zum Hohljoch (ca. ober der Mitte der linken Bildhälfte) hinüber.

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beim westlichen Lamsenjoch; Blick zum Hohljoch in der linken Bildhälfte

Meine erste Aufgabe ist daher der zügige Abstieg zur bewirtschafteten Binsalm, wo auch Nächtigungsmöglichkeit besteht.

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Binsalm

Danach werden auch im nun folgenden bewaldeten Binsgraben laufend Höhenmeter abgegeben, während man nach einem Linksbogen ab und zu tolle Tiefblicke auf die Engalm am Großen Ahornboden werfen kann.

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Tiefblick zur Engalm am Großen Ahornboden

Noch schützt mich der Wald vor den wärmenden Sonnenstrahlen. Nach der Trinkpause auf der zu dieser frühen Stunde noch ruhigen Alm steige ich jedoch am oft sonnenbeschienenen Hang zum Hohljoch empor. Dieses Aufheizen bringt mir zwei ungeplante kurze Zwischenstopps ein.

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beim Verlassen der Engalm

Es verwundert darum nicht, dass sich der Anstieg quälend lange dahinzieht. Dafür bietet der Scheitelpunkt am Hohljoch einen beeindruckenden Blick zur Spritzkarspitze hin.

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im Hohljoch mit Blick zur Spritzkarspitze

Auf der anderen Seite kann man – psychologisch ganz wichtig – erstmals einen Blick zur Falkenhütte erhaschen. Diese ist über eine Traverse am Fuße der Laliderer Spitze via Spielissjoch ohne gröbere Höhengewinne oder -verluste zu erreichen.

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im Hohljoch mit Blick zur Falkenhütte neben dem Spielissjoch

Die Falkenhütte ist auch der Grund, warum ich diese Etappe jener über das Rofangebirge und die Brandenberger Alpen vorziehe. Drei Wochen nach meiner Einkehr schließt die Hütte vorzeitig ihre Pforten und soll wegen Um- oder Neubau frühestens wieder im Sommer 2019 Gäste empfangen können. Gleichzeitig ist sie auch Kontrollstelle für Weitwanderer. In Erinnerung bleiben mir jedenfalls deren vorzügliche Mehlspeisen – ob das bei neuen Pächtern wohl auch so bleibt?

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die ‚alte‘ Falkenhütte

Mittlerweile wird es Nachmittag und ich begebe mich zur Ladizalm hinab, nicht ohne zuvor zum bereits weithin sichtbaren Hochalmsattel zu schauen, hinter dem ich mein Tagesziel – das Karwendelhaus – vermute.

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auf dem Weg zur Ladizalm mit Blick zum Hochalmsattel

Die Ladizalm ist eine jener kleinen, urigen Almwirtschaften, die ich auf meinen Wanderungen so schätze, vergleichbar mit der Sulzkaralm im Nationalpark Gesäuse in der Steiermark, wobei es sich bei der Ladizalm um keine Sennalm handelt, weil in der Umgebung noch weitere Wirtschaftsgebäude und Hütten herumstehen. Zumindest an den Wochenenden werden hier Getränke verkauft.

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der urige Teil der Ladizalm

Wegen der kurzen Distanz zur Falkenhütte verweile ich hier nicht, sondern begebe mich sogleich zum sogenannten Kleinen Ahornboden hinab, wo auch ein Bachbett gequert werden muss. Im August findet man hier aber mehr Geröll als Wasser vor, so dass man nicht nass wird.

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der ‚kleine Ahornboden‘

Ein Denkmal erinnert wenig später an Hermann von Barth. Dahinter wartet der finale Anstieg des heutigen Tages zum Hochalmsattel hinauf, wobei sich der Weg anfangs im unteren Filztal eine Schneise durch den Wald bahnt. Stets ist hinter mir die Erhebung, auf der die Falkenhütte steht, gut zu sehen.

IMG_1172 Unteres Filztal - Anstiegsweg zum Hochalmsattel_prot_1600x1200_250KB
Unteres Filztal – Anstiegsweg zum Hochalmsattel

Der Weg verengt sich zu einem Pfad, der auf Höhe des Grasslegerbichl in einen Fahrweg einmündet. Einmal kurz umgedreht, sehe ich sämtliche Gebirgszüge, welche ich heute passiert habe und auch immer noch die Falkenhütte.

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kurz vor dem Hochalmsattel – Blick zurück zur Falkenhütte

Der Hochalmsattel liegt jetzt unmittelbar vor mir, ein paar wenige Kurven auf dem angesprochenen Fahrweg sind allerdings noch zu machen. Vom Jochkreuz am Sattel oben sind es nur noch wenige hundert Meter bis zum Karwendelhaus oberhalb der Hochalm. In der sich an den Fels schmiegenden Hütte herrscht bereits rege Betriebsamkeit, man ist während der Saison so gut wie nie alleine hier.

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Ankunft beim Karwendelhaus

Von der Hüttenterrasse sieht man weit ins obere Karwendeltal bis in den Bereich der Angeralm hinein, womit ich bereits einen hervorragenden Überblick über die beiden ersten Gehstunden des nächsten Tages gewinne. Den Abend verbringe ich mit anderen Wanderern und Bergsteigern (Stichwort: Birkkarspitze!) dicht an dicht gedrängt in der Hüttenstube und lerne dabei auch eine Berlinerin kennen, die auf einem der Karwendel-Höhenwege unterwegs ist. Insgesamt geht ein herrlicher Wandertag zu Ende, an dem ich die Reize des Karwendels erstmals so richtig genießen kann.

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Blick ins Karwendeltal mit der Angeralm

Im Lager geht es vor dem Einschlafen noch etwas unruhig zu, das merkt man besonders dann, wenn man wie die Ölsardinen auf den Matratzen geschlichtet ist.

22.08.2017: Karwendelhaus – Scharnitz – Hoher Sattel – Leutasch (Obern), 32km;

Nach dem Frühstück treffe ich vor der Hütte die junge Dame aus Berlin wieder, die ebenso wie ich nach Scharnitz absteigen möchte. Weil ich so gut wie abmarschbereit bin, meint sie, dass ich schon einmal vorangehen könnte und sie mich bald einholen würde. Der Gedanke ist in Anbetracht meines ständigen Absuchens der Landschaft nach geeigneten Fotomotiven nicht ganz abwegig, dennoch bleibe ich den ganzen Tag alleine. Das ist schade, denn gerade den vierstündigen Marsch bis Scharnitz hinunter hätte sie mir kurzweiliger gestalten können. Der zunächst steile und später flacher auslaufende Forstweg ist bis in den Bereich der Angeralm – was Fotomotive betrifft – noch ganz okay.

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die Angeralm im Karwendeltal

Die zweite Hälfte des Abstiegsweges wird aber zur Geduldsprobe, wobei ein Wasserfall für längere Zeit die einzige Abwechslung ist.

IMG_1185 Wasserfall_prot_1600x1200_250KB
Wasserfall im Karwendeltal

Sonst verläuft der Wanderweg nach der Angeralm meist ohne nennenswerte Richtungs- und Geländeänderung („Bewegungsmonotonie“ lt. Wanderführer von G. Radinger), umgeht am Ende noch das Brandegg und erreicht somit das Tal der Isar. Endlich in Scharnitz stoße ich direkt bei der Isarbrücke auf die Bundesstraße, welcher ich nach links durch den Ort folge.

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Scharnitz – Isarbrücke

Nach der stundenlangen Fadesse muss ich mich erst wieder sammeln, was mir in einer nahen Pizzeria am besten gelingt. Mein nächstes Ziel ist nun der Hohe Sattel, welcher den Übergang in die Gemeinde Leutasch am Wettersteingebirge markiert. Das bedeutet für mich, dass es wieder ein paar hundert Höhenmeter hinauf geht, was aber nicht das wahre Problem für mich ist. Vielmehr ist der Originalweg aus Scharnitz heraus wegen Steinschlaggefahr gesperrt, so dass ich nach der Alternative suchen muss. In meiner Karte ist diese noch nicht enthalten, daher lasse ich mir vom nahen Tourismusbüro den Weg bis zu jener Brücke über den Gießenbach beschreiben, bei der der Alternativweg wieder mit dem Originalweg zusammentreffen soll. So ist es dann auch und ich beginne den Aufstieg zur Sattelklamm ohne nennenswerten Zeitverlust. Meist zieht der Weg durch den Wald in direkter Linie bergan, weshalb es nicht lange dauert, bis ich auf der Höhe der Felsabbrüche in der Sattelklamm bin.

IMG_1188 auf dem Weg zum Hohen Sattel - Sattelklamm_prot_1600x1200_250KB
in der Sattelklamm auf dem Weg zum Hohen Sattel

Hier endet auch der Forstweg an einer Rastmöglichkeit. Fortgesetzt wird auf einem einspurigen Pfad, der sich bald steil nach oben zu winden beginnt. Trittsicherheit ist hier für unfallfreies Gehen unbedingte Voraussetzung. Wegen der Kehren, die der Weg hier beschreibt eröffnet sich manchmal eine schöne Aussicht ins Tal nach Scharnitz und ins untere Karwendeltal hinein.

IMG_1189 Rückblick auf Scharnitz und das Karwendeltal_prot_1600x1200_250KB
Blick auf Scharnitz und das Karwendel

Der Hohe Sattel selbst ist unspektakulär und ein Kreuzungspunkt von zwei oder drei Wegen – Rastplatz inklusive. Auf der anderen Seite des Sattels lasse ich mich in das Satteltal hinunter, bis sich der Nordalpenweg am Ortschild von Leutasch (Ahrn) unmittelbar nach einer Brücke über die Leutascher Ache splittet. Der Originalweg bringt Wanderer zur Zugspitze hinauf, ich aber setze auf der Variante nach links Richtung Ortsteil Weidach fort, wo sich auch die Tourismusinformation befindet.

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Leutasch-Ahrn vor dem Wettersteingebirge mit Wegteilung

Damit wird auch die Quartiersuche für mich aktuell, da lasse ich es ein wenig darauf ankommen, wohin es mich verschlägt. Hier in Weidach wirken die Unterkünfte eher teurer. Am Ufer der Ache entlang komme ich anschließend noch durch die Ortsteile Aue, Platzl, Plaik und Obern. Dort werde ich auf den Gasthof Gaistal aufmerksam, wo ich mich um 17:30 Uhr spontan einquartiere. Bis zur nächsten Möglichkeit auf der Gaistalalm wären noch zwei Stunden zu gehen gewesen. Mein Zimmer ist allerdings nicht direkt im Gasthof sondern zwanzig Minuten weiter (eher zurück) im Ortsteil Ostbach, womit Pendeln zu den Mahlzeiten angesagt ist. Aber Zimmer ist Zimmer und der Rest ist mir auch schon egal.

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Leutasch-Platzl mit Wettersteingebirge am Morgen

Wegen des frühen Aufbruches am folgenden Tag gibt es statt eines Frühstücks ein Lunchpaket mit auf den Weg.

23.08.2017: Leutasch (Obern) – Gaistalalm – Ehrwalder Alm – Ehrwald, 20 km;

Schon am frühen Morgen weist mir die sonnenbeschienene Hohe Munde den Weg zum Eingang des Gaistales, das für die heutige Etappe nach Ehrwald bestimmend ist. Noch auf der Straße gehe ich vorerst einmal durch den Leutascher Ortsteil Klamm. Dessen Name kommt nicht von ungefähr, denn gleich dahinter rauscht der Fluss tatsächlich durch eine kleine Talenge, wo ich auf die andere Seite auf einen Schotterweg wechsle. Am Kalvarienberg vorbei marschiere ich bis zu einer Brücke und quere den Fluss wieder retour zu einem Parkplatz hin.

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am Eingang des Gaistales

Von da an entferne ich mich hurtig Höhenmeter mitnehmend vom Bach. Dabei durchwandere ich immer wieder kurze Waldstücke, dann wieder gibt der Wald den Blick ins Tal oder auf abseits liegende Almlandschaften mit Bergpanorama des Wettersteingebirges oder der Mieminger Kette frei. Die erste dieser Almen, an denen ich vorbeikomme, ist die Hämmermoosalm.

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vorbei an der Hämmermoosalm am Wettersteingebirge

Am Hang des Taleinschnittes folge ich dem nun jeden Seitengraben ausgehenden Weg bis die lieblich in die Landschaft eingebettete Gaistalalm vor mir auftaucht.

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Gaistalalm

Diese lasse ich noch links liegen, da ich nach einer kurzen Wiesenquerung und einem Pfad in einem Waldstück ohnehin sehr bald die Tillfussalm erreiche. Der dortige Stempel ist an diesem Tag jedoch unbrauchbar, man kann damit bestenfalls Wasserzeichen im Wanderbüchel anbringen. Der am Holzzaun der Terrasse befindliche Stempel ist anscheinend zu sehr der Witterung ausgesetzt. Sonst scheinen sich auf der Alm gemütliche Stunden verbringen zu lassen, für die ich allerdings keine Zeit habe, wenn ich heute noch heimfahren will. Übernachten könnte man hier  – genauso wie auf der Gaistalalm – übrigens auch.

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geländegängiges Weidevieh

Nach der Tillfussalm steige ich wieder näher zum Bach hinab und laufe eine Schotterstraße entlang, an der sich zahlreiche Rindviecher breit machen. Das geht so bis zur nächsten Wegteilung, wo ich nach rechts abbiege und den Hang oberhalb der Feldernalm hinauf zur Hochfeldernalm in Angriff nehme. Von dort könnte ich auch die Zugspitze besteigen, doch das erledigt man auch auf dem Normalweg des 01ers.

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faules Weidevieh auf der Hochfeldernalm

Ab der Wegteilung ‚Hochfeldernalm‘ sind die Wege deutlich bevölkerter als zuvor, was der nahen Bergbahn zur Ehrwalder Alm hinauf geschuldet sein mag. Von der Wegteilung habe ich bereits Sichtkontakt dorthin, wo auch schon mein Mittagessen auf mich wartet. Also schnell an der Pestkapelle vorbei zum Gasthof ‚Ehrwalder Alm‘ hinunter, sonst kann ich ewig lang aufs Essen warten.

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Ankunft auf der Ehrwalder Alm mit Lechtaler Alpen und Außerfern

Die Ehrwalder Alm ist aber auch aus einem anderen Grund etwas Besonderes für mich. Ich habe freie Sicht auf die Ausläufer der Lechtaler Alpen – der letzten Gebirgsgruppe auf dem Nordalpenweg. Damit kommt das Ziel in Bregenz erstmals bewusst näher. Die Terrasse des Gasthofes ist genau auf die Lechtaler Alpen hin ausgerichtet. So komme ich noch einige Zeit in den Genuss dieses Panoramas.

Nach dem Aufenthalt im Gasthof wird es nochmals richtig steil. Stets nahe der Trasse der Bergbahn führt der Weg teilweise über die Skipiste ins Tal. Nur wenige Touristen verzichten auf die Aufstiegshilfe.

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nach Ehrwald hinunter den Bahnhof suchen

Von der Talstation weg begebe ich mich ins Zentrum von Ehrwald, das vorläufig meine letzte Station auf dem Weg nach Westen ist. Zum Abschluss spielt es noch das Stück „Such den Bahnhof“, welches einen recht spannenden Verlauf nimmt. Von der Talstation der Bergbahn hätte ich die noch zur Verfügung stehenden vierzig Minuten als ausreichend angesehen, was sich allerdings als eher unsicher herauskristallisieren sollte. Am Ende wird es ziemlich knapp und ohne Karte hätte ich den Bahnhof nicht gefunden.

Spannend wird es aber auch, wie und wann es durch die Lechtaler Alpen weitergeht. Nicht nur des Weges und der Witterung wegen, sondern die Quartierfrage wird auch eine wesentliche Rolle bei der Vorbereitung und der Durchführbarkeit der finalen Etappen spielen. Gegen das, was mir (zumindest punktuell) nun bei der Herbergssuche bevorstehen könnte, war das, was ich bisher dabei erlebt habe, ein Kinderspiel. Als Stichwort seien dafür die immer beliebteren Alpenquerungen von Nord nach Süd genannt. Erschwerend kommen dann noch vereinzelte saisonale Hüttenschließungen wegen Generalsanierung hinzu.

 

 

2 Kommentare zu „Nordalpenweg 01: Ins Karwendel, marsch! Nach Ehrwald dann per Almpassage“

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