Das Berner Oberland ist die Welt zahlreicher Bergriesen der Alpen wie etwa Eiger, Mönch und Jungfrau, welche auch Ende Mai noch schneebedeckt sind. Nie hätte ich gedacht, dass ich diese Region bei meinem Erstbesuch derart intensiv erleben werde. Der Jakobsweg durchzieht sie vom Brünigpass ausgehend am Brienzer- und am Thunersee entlang bis zum Eingang in den „Naturpark Gantrisch“ hinter Amsoldingen. Die Strecke lässt sich – hauptsächlich im Tal und an den Berghängen – bequem in zwei Tagen erwandern.
Ich begegne Martin nicht mehr. Möglicherweise hat er – wie schon einige Male – eine Alternativroute gewählt und kommt auf anderem Wege zur Passhöhe. Nach einer Stunde habe ich vom Warten genug und mache mich auf den Weg nach Brienzwiler hinunter. Dafür muss ich zunächst abwechselnd einige Meter an der Brünigstraße entlang und dann wieder durch blühende Wiesen und Weiden hindurch laufen. Ich folge zur Alp Braäch hin einer schmalen, unbefestigten Straße mit dem für mein Vorhaben eher unpassenden Namen Herweg in den Wald hinein. Gleich hinter dem Wald liegt die stille Alm mit ihren zahlreichen Lesesteinmauern. Noch einmal genieße ich den Anblick des Bergpanoramas des Berner Oberlandes.

Nach mehreren kurz aufeinander folgenden Richtungsänderungen stehe ich wieder im Wald und das nun für einige Zeit. Nahezu eben und über zarte Wurzeln wandernd umkurve ich ein Gebüsch nach dem anderen. Schon bald macht sich bei mir ein Gefühl der Monotonie breit, welches aber kurz darauf an einer Wegteilung wieder verdrängt wird. Ich befinde mich beim Wegweiser ‚Uochwald‘, von wo man zu einem Aussichtspunkt am Fuß des Berges Tschuggen gelangen kann. Ich empfehle jedem Wanderer und Pilger, diese Gelegenheit zu nutzen, denn wenn man wieder aus dem Wald herauskommt, läuft man unten im Tal quasi schon in Brienzwiler ein. Der fünf- bis zehnminütige Abstecher zum Aussichtspunkt lohnt sich deswegen, weil die Aussicht über das Berner Oberland und das Tal der Aare atemberaubend ist und von Meiringen bis nach Brienz am Brienzersee reicht.

Zurück bei der Wegteilung beginnt der Weg kontinuierlich zu fallen und wird dabei immer steiler. Beim Abstiegsweg handelt es sich um einen historischen, gepflasterten Saumweg, der bei Nässe recht mühsam und rutschig werden kann. Über zum Teil mit Geländern gesicherte Stufen komme ich nach einiger Zeit zum Steg über den Dorfbach und kurz darauf an den Beginn einer Wiese, von wo aus ich bereits die ersten Häuser von Brienzwiler sehen kann. Über Straßen mit den gewöhnungsbedürftigen Namen Hirschen und Schlüssel gelange ich in die Dorfstraße im Ortszentrum, wo sich eine Pilgerherberge befindet, welche ich natürlich sofort aufsuche. Hier entscheidet sich auch, wo ich die nächste Nacht verbringe. Es ist noch nicht einmal 16 Uhr und ein kurzer Anruf im Hotel „Weißes Kreuz“ beschert mir heute noch sechs weitere Wanderkilometer nach Brienz.

Vorerst bleibe ich aber noch auf einen Kaffee in der Herberge und plausche kurz mit den dort Anwesenden. Danach laufe ich hauptsächlich über Straßen in Richtung Hofstetten, komme dabei an einem größeren Reitsportzentrum vorbei und dem Brienzersee immer näher. In Hofstetten ist mir die markante Weggabelung mit dem Brunnen und dem Rastplatz in Erinnerung geblieben, ich verweile wegen der nur noch geringen verbleibenden Wegstrecke bis Brienz nicht hier, sondern durchquere sogleich den Studewald. Dahinter begebe ich mich über einen abfallenden Wiesenhang zu den ersten Häusern von Brienz an die Kantonsstraße. Diese verlasse ich jedoch bald zur Uferpromenade hin und komme so ins Zentrum, wo sich auch das vorreservierte Hotelzimmer befindet. Angeblich haben hier auch schon bekannte Persönlichkeiten, wie etwa Goethe oder Nixon eingecheckt. Auf der Suche nach einem preislich vertretbarem Restaurant erkunde ich bereits den ersten Kilometer der nächsten Etappe, wodurch ich schon einmal weiß, wo ich dann in den Hang hinauf abzuzweigen habe.

Das Hotel ist insofern eine gute Wahl, weil der Übernachtungspreis inkl. Frühstück mit 70-75 CHF für Schweizer Verhältnisse noch vertretbar und das Frühstück ab sieben Uhr auch nicht zu spät angesetzt ist. Letzteres erleichtert mein Vorhaben, am nächsten Tag 33 km bis zur Pilgerherberge von Gut Ralligen bei Merligen zu gehen. Will man dort auch abends essen, hat man sich bis spätestens 18:30 Uhr einzufinden. Darum starte ich am nächsten Morgen bereits um 7:45 Uhr.
Von Brienz aus gibt es zwei Möglichkeiten, um nach Interlaken zu kommen: Der Jakobsweg führt an den Hängen der Bergketten nördlich des Brienzersees entlang, eine alternative Route – namentlich der „Weg der drei Wasserfälle“ – umgeht den See an dessen Südufer.
Ich verbleibe hier noch auf dem Hauptweg und steige somit bei der nahe dem Hotel liegenden Schiffsanlegestelle wieder in die Uferpromenade ein. Ich wandere den mir bereits von gestern bekannten Weg noch einmal ab bis ich in etwa auf der Höhe der reformierten Kirche – dem auf einem Burghügel thronenden Wahrzeichen von Brienz – in eine kleine Gasse abbiege und von nun an zügig den Hang hinaufgehe. Schon bald schwenke ich in einen unbefestigten Weg mit einigen Aussichtsmöglichkeiten über den Ort und die umliegenden Berge ein. Bei jeder von ihnen lockt auch eine Sitzgelegenheit zum Verweilen. Würde ich das Angebot annehmen, käme ich allerdings nicht weiter.
Waldstücke, Weideland und tiefe, zum Teil geröllige Grabeneinschnitte kennzeichnen nun die Landschaft bis Oberried. In ständigem Auf- und Ab sammle ich einiges an Höhenmetern bis ich im Bereich der Ortschaft Eblingen die Hängeseilbrücke über den Unterweidligraben erreiche. Dieser Übergang ist von November bis März wegen Lawinengefahr gesperrt und die Brücke ist während dieser Zeit (bei ausgeschilderter Umleitung) abgebaut.

Unmittelbar hinter der Brücke befindet sich erneut ein aussichtsreicher Rastplatz, den ich jedoch wieder nur als Fotostopp nutze, um meinen Weg rasch Richtung Interlaken, wo ich zu Mittag sein will, fortzusetzen. Von nun an fällt der Weg kontinuierlich bis an den Ostrand von Oberried, wo ich wieder auf die Straße stoße. Weil es sich um die Panoramastraße handelt, geht es noch deutlich weiter abwärts bis zur Schiffsanlegestation und somit zum See. Von hier aus habe ich Brienz, das schon gut zwei Gehstunden hinter mir liegt, immer noch im Blick – allerdings bei argem Gegenlicht. Zwischen Oberried und Ringgenberg kann man außer der Beschilderung des Jakobsweges über weite Strecken auch jener des hier beginnenden Planetenweges folgen.
Ich steige nun wieder zum Haberenwald auf, wo ich den Asphalt hinter mir lasse und weitere Gräben mit Geröll zu queren habe. Oberhalb von Niederried verlasse ich den Wald wieder, um zum Ort abzusteigen und danach in den Rosswald einzutauchen. Der Gstygweg bringt mich letztendlich nach Ringgenberg, wo ich mich sogleich zum Bahnhof begebe. Keine Sorge, noch trete ich die Heimreise nicht an, sondern wandere einige Meter neben den Bahngleisen durch einen Felsdurchlass und quere danach die Bahn über eine Brücke zur Burgkirche von Ringgenberg hin.

Unter einem „Katzenpfad“ stelle ich mir eigentlich einen eher sanften Weg mit weichem Boden vor, tatsächlich wurde dieser Weg aber in den harten Fels gehauen. So geht es an einem steilen Hang entlang und bald wieder neben der Bahn über eine die Aare überspannende Eisenbahnbrücke. Der Camino nimmt gleich darauf den Uferweg nach Goldswil hinein, wo man der auf einem Hügel stehenden Kirchenruine St. Peter einen Besuch abstatten könnte, was ich an diesem Tag jedoch sein lasse. Interlaken ist nahe und eine erste gröbere Pause steht an. Südlich von mir müßten jetzt eigentlich die 4.000er des Berner Oberlandes zu sehen sein, dafür ist es heute allerdings nicht klar genug. Nur kurz geben die Wolkenfetzen um die hohen Berggipfel herum den Blick auf die Jungfrau frei.

Gefühlt noch einige Kilometer am Ufer entlang habe ich zu gehen, bevor ich endlich die Altstadt von Interlaken betrete. Sofort beginne ich, mich nach einem geeigneten Pausenplatz umzusehen, weil es aber ziemlich sonnig und warm ist, sind alle Plätze im Freien belegt. So lande ich in einer kleinen Imbissstube.

Der Übergang zur Gemeinde Unterseen ist nahtlos, denn hiefür muss nur ein Seitenarm der Aare gequert werden. Zu deren Flussbett kehre ich schon bald wieder zurück und dann geht es zunächst einmal ins Grüne. Ich folge dem Fluss bis zu dessen Mündung in den Thunersee und wende mich dort scharf nach rechts. Bereits nach wenigen Schritten taucht die Ruine der Wasserburg Weissenau vor mir auf. Interessanter ist jedoch der Blick über den See zu den nordöstlichen Ausläufern der Freiburger Alpen. Ich befinde mich hier im Naturschutzgebiet Weissenau.

Die Spazierwege am Thunersee werden von den Einheimischen zur Erholung genutzt und in Neuhaus kann man in einem Hotel direkt am Strand einchecken. Danach gehe ich abwechselnd am See oder an den Berghängen entlang. Recht ruhig geht es um die Gartenhäuser von Sundlauenen herum zu, hier könnte man für sich ein ideales Refugium finden. Nach einer neuerlichen Straßenquerung beginnt ein in den Fels gehauener Pilgerweg (die nach ihrem Erbauer benannte Luktreppe) zu den Beatushöhlen bergan zu leiten.
Der Name der Höhlen geht auf den frühchristlichen Glaubensboten Beatus zurück. Dieser soll der Legende nach von Petrus beauftragt worden sein, den in der heutigen Schweiz lebenden Einwohnern den christlichen Glauben zu verkünden. Nachdem er einen feuerspeienden Drachen nur mit einem Kreuz aus der Höhle vertrieben haben soll, zog er selbst in diese und lebte dort bis zu seinem Tod. Im Mittelalter war der Ort der Höhlen ein beliebter Wallfahrtsort, ehe die Reformation dem ein Ende setzte.
Der Anblick des Eingangsportals ist gewaltig. Hoch oben am Fels thronend stürzt gleich darunter Wasser aus den Höhlenseen in die Tiefe. Den Eintritt in die Beatushöhlen schenke ich mir aus Zeitgründen, außerdem habe ich bereits einige Tropfsteinhöhlen gesehen.

Ich passiere das Portal unterhalb der Wasserfälle und gelange wenige Minuten später an einen großen Steinbruch. Diesen umgehe ich oberhalb durch das Balmholz, von dessen Rändern ich Aussicht über den Thunersee und die diesen umgebenden Gebirgszüge habe. Durch den Nastelwald hindurch erreiche ich schließlich die Gleisanlage einer Standseilbahn auf den Beatenberg hinauf. Nach deren Querung setzt sich der Wald bis zum östlichen Ortsrand von Merligen fort. Zuvor nur sporadisch ist ab hier die Pilgerherberge auf Gut Ralligen öfter angeschrieben. Sie liegt genau am anderen Ortsende.

Bei der Abzweigung „Mittelstrasse“ verlasse ich den offiziell ausgeschilderten Jakobsweg.
Bis vor wenigen Jahren verlief dieser noch auf der Nordseite des Thunersees bis nach Thun und über Gwatt weiter bis Amsoldingen. Jetzt ist in Merligen zur Schiffsanlege-station abzusteigen und nach Spiez an das andere Seeufer hinüber zu schippern, wo in Richtung Amsoldingen weitergepilgert wird. Als Alternativroute kann jene der ehemaligen Streckenführung des Jakobsweges gewählt werden. Sie ist als Panoramarundweg Thunersee durchgängig beschildert.
Genau das mache ich die nächsten ca. 1,5 Kilometer bis zum Abzweig „Gut Ralligen“. Danach nur noch kurz den Hang hinunter und schon treffe ich beim Anwesen, in dem die Verwaltung der Herberge und die diversen Speise-, Versammlungs- sowie einige Schlafräume untergebracht sind, ein. Die meisten Schlafräume befinden sich in den umliegenden Hütten – ein Traum, denn auf meinem bisherigen Jakobsweg habe ich in noch nichts Vergleichbarem gewohnt. Das Zeitlimit für das Abendessen habe ich übrigens auch geschafft.

In der Herberge übernachtet mit mir auch eine Gruppe aus Südkorea. Eigentlich egal, könnte man meinen, aber für mich hat dieser Umstand dennoch Konsequenzen. Beim abendlichen Rundruf bei potentiellen Quartiergebern in Amsoldingen bekomme ich ausschließlich Absagen. Der Grund dafür offenbart sich mir beim gemeinsamen Abendessen, haben doch die Asiaten anscheinend bereits alle verfügbaren Betten dort vorausgebucht. Damit stehe ich vor der Wahl, am nächsten Tag via Panoramarundweg nur bis nach Thun zu gehen oder dem offiziellen Jakobsweg zu folgen und via Spiez nach Amsoldingen und noch weiter zu kommen. Eine Unterredung mit den Herbergsleuten bringt Klarheit, denn mir wird die Überfahrt nach Spiez von Gunten aus nahegelegt. Mein Wanderbuch schlägt mir Wattenwil als alternativen Übernachtungsort zu Amsoldingen vor und ein kurzer Anruf in der hiesigen Blumenhandlung fixiert die Wegstrecke des nächsten Tages, das heißt, statt über Thun (wären neuerlich 34 km, ohne Möglichkeit, mich in der Stadt umzusehen) wird über Spiez weitergewandert. Das ergibt ohne Fährüberfahrt 23 km plus eine knappe Dreiviertelstunde an der Straße von der Herberge bis nach Gunten.
Am nächsten Morgen klappt alles vorzüglich, sodass ich mich zeitgerecht bei der Schiffsanlegestelle in Gunten einfinde. Klarerweise sind die Koreaner schon lange vor mir da. Schon zu diesem Zeitpunkt weiß ich, dass ich die Gruppe möglichst rasch abhängen muss, um Quartierprobleme in den Folgetagen zu vermeiden. Die Überfahrt ist rasch erledigt und nach kaum einer Viertelstunde gehe ich im Schiffshafen von Spiez wieder an Land. Zu sehen ist heute morgen nicht viel, zu tief hängen die Wolken über dem See und den Bergen.

Die meisten Touristen, die hier aussteigen, suchen das Schloss mit der Schlosskirche und dem ausgedehnten Schlosspark auf. Dorthin begebe ich mich jetzt auch und sehe mich ein wenig um. Schloss und Kirche stammen aus dem 10. Jahrhundert und können besichtigt werden. Darauf verzichte ich, vielmehr steige ich den nun folgenden aussichtsreichen Fußweg in die Weinberge hinauf. Kurz halte ich noch einmal inne und blicke zurück und auf Spiez hinunter, dann wende ich mich dem Wald zu und verliere augenblicklich sämtliche Touristen und Pilger asiatischer Provenienz aus den Augen.

Der Weg führt mich am Südhang des Spiezberges durch Waldgebiet in Richtung Einigen. Am anderen Ende des Waldes streife ich einen Aussichtspunkt auf Thun und den See. Nach ein paar Häusern und Straßenmetern betrete ich den Eggliwald mit seinen urigen, von zahlreichen Wurzeln durchzogenen Wegen. So geht es beinahe bis zum Weiler Riederen dahin, der an sich nicht besonders interessant wäre, gäbe es dort nicht eine im Wanderbuch empfohlene Pilgerunterkunft.

Hat man die Unterkunft passiert, wandert man wieder teilweise steil zum See und zur Thunstraße hinab. Beim Abstieg riskiere ich – solange es möglich ist – immer wieder einen Blick über den Thunersee. An der Straße entlang zu gehen ist für mich kein Genuss, darum bin ich froh, als ich einen halben Kilometer später in die Dorfstraße von Einigen wechseln kann, wo sich ein Bistro befindet. Für die Mittagspause ist es mir aber noch deutlich zu früh, weswegen ich diese Gelegenheit auslasse. Sträflicherweise denke ich auch nicht an ein zweites Frühstück.
Wenig später gelange ich zur kleinen Dorfkirche, die früher als Wallfahrtskirche fungierte. In meinem Pilgerführer steht dazu folgendes geschrieben:
„Die über tausendjährige, kleine Dorfkirche, an der die Glocken noch mit der Hand geläutet werden, wird gern für Hochzeiten genutzt und gilt in der Region als Heiratskirche schlechthin. Die ehemalige Wallfahrtskirche war dem Heiligen Michael geweiht. Das heutige Gebäude stammt aus dem 10. bis 11. Jahrhundert. Ein Vorgängerbau geht auf das 7. Jahrhundert zurück.“ (Hartmut Engel, Schweiz: Jakobsweg vom Bodensee zum Genfersee, 10. Aufl. 2018)

Nach der Kirche wechsle ich wieder auf die andere Seite der Thunstraße, wo im Verlauf ein Pfad zum Strättligsteg – einer Fußgängerbrücke über den Fluss Kander – führt und anschließend zum Teil steil bergauf zum gleichnamigen Turm, dem Rest der Höhenburg Strättligen, wo ich in unmittelbarer Nähe eine erste kurze Pause einlege. Der Turm markiert den Beginn eines langgestreckten Hügelkammes.

Die Aussicht vom Kamm über den Thunersee und den Großraum der Stadt Thun ist geradezu phänomenal und ich verweile hier, nicht zuletzt dem Pausenplatz geschuldet, ein wenig länger. Die hügelige Moränenlandschaft wurde von der Eiszeit geformt und bietet heute ideale Bedingungen für die Landwirtschaft.

Am Ende des Hügelkammes steige ich über eine Treppe zu einer schmalen Asphaltstraße ab und erreiche den Wegpunkt „Gwattegg“, wo der Panoramarundweg Thunersee von Thun daherkommt und sich die beiden Wege wieder vereinigen. Nun entferne ich mich endgültig vom See, nehme dafür aber Kurs auf einen anderen, denn auch Amsoldingen liegt an einem See. Den Amsoldingersee bekomme ich auf meiner Wanderung bedauerlicherweise nicht zu sehen. Nach einigem hin und her des Wegverlaufes ist der Hof Zwieselberg der nächste markante Wegpunkt, den ich auf einer Straße tangiere. Einen halben Kilometer dahinter durchquere ich den Bodewald, an dessen anderer Seite Felder und Fluren meinen Weg an ein paar Höfen vorbei begleiten. Der letzte dieser Höfe ist der bereits kurz vor Amsoldingen liegende „Erdbeerhof Kipfer“. Durch die ersten Siedlungsgebiete des Ortes erreiche ich über eine Straße die Dorfkirche. Im Zentrum von Amsoldingen macht sich schließlich Ernüchterung bei mir breit, denn der Ort am Fuß der Stockhornkette scheint an diesem Tag geschlossen zu sein.

Das Mittagessen fällt damit aus und mir bleibt nur eine Bank nahe der Kirche (unterhalb der Bildmitte zu sehen, Anm.), um einen Müsliriegel zu verzehren und dabei das Geschehen auf dem Kirchenvorplatz zu beobachten. Danach besichtige ich noch das Innere der weithin bekannten Kirche, der größten ottonischen Basilika der Region aus einem Jahr um 1000. Der Kirchturm entstand in der Gotik um das Jahr 1400.
Nicht nur Gasthöfe & Co. sind geschlossen, sondern auch die Wolkendecke an den südlichen Berghängen. Ein Blick auf Jungfrau, Mönch und Eiger – dem Dreigestirn im Berner Oberland – ist mir an diesem Tag verwehrt.
Hinter Amsoldingen geht die Landschaft vom Oberland des Kantons Bern in den „Naturpark Gantrisch“ über, den man theoretisch an einem Tag durchqueren kann. Bevor es soweit ist, lasse ich noch die letzten Minuten im Berner Oberland mit einem Rundgang um die Basilika vergehen.
Das ist meine Lieblingsgegend in der Schweiz!!
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Ich fand die Berge- und Seenlandschaft auch sehr schön.
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