Nach einem schnellen Frühstück begegnen sich zwei Weitwanderer ein letztes Mal vor dem Gasthof „Lindenstüberl“ in Schönbach, um die ersten Wandermeter des Tages gemeinsam zurückzulegen – genauer gesagt, bis zur übernächsten Straßenkreuzung. Da trennen sich nämlich der Nord-Süd-Weitwander- und der Eisenwurzenweg endgültig. Während der 05er nach einer S-Kurve eher in gerader Richtung weiter verläuft, stapfe ich auf einer anderen Straße den Hang rechts zum Ortsausgang empor.
Die heutige Wegstrecke ist leicht überdurchschnittlich in der Länge und infrastrukturmäßig etwas unterversorgt, um es einmal vorsichtig auszudrücken. Somit sieht die Tageseinteilung so aus, dass ich versuche, bis zu Mittag in Bärnkopf einzutreffen, um dort die hiesige Gastro-Szene unter die Lupe zu nehmen. Danach ergeben sich zwei mögliche Varianten um zum Wegpunkt Ödteich zu gelangen, von denen mir der von mir gleichzeitig begangene Abschnitt des Niederösterreichischen Landesrundwanderweges eine quasi vorgibt. Nach besagtem Wegpunkt werde ich die Ysperklamm abwärts steigen und anschließend unverzüglich nach einem Quartier Ausschau halten. Insgeheim hoffe ich darauf, es bis nach Laimbach am Ostrong zu schaffen.
Zunächst sage ich jedoch einmal Schönbach ade. Von meinem Standpunkt aus habe nun exakt zur Kirche hin freie Sicht.

Vom Bäckerberg zum Wachtberg ist die Markierung an den Wegteilungen äußerst dürftig, was mich wegen der ständigen Neuorientierung einigermaßen ausbremst. Daher streife ich mit leichter Verspätung den Wachtberg- sowie den Teichthof und bin augenblicklich wieder abwärts zum Gehöft Reitern hin unterwegs. Ungefähr in diesem Bereich stößt auch ein möglicher Alternativweg aus Schönbach heraus wieder zum Eisenwurzenweg. Danke an dieser Stelle an Gert von gipfelrast.at für den Hinweis.

Beim Hof biege ich in einen Graben hinab ab, welcher mich zum Anwesen „Pfennigreith“ bringt. Im Anschluss daran beginnt ein größeres Waldstück, das hauptsächlich auf Forstwegen durchquert wird. Ich folge ihnen vorerst sanft und später stärker fallend bis zu einer Kreuzung am Fuß des Kleinen Gurrenberges. Hier und entlang meines Weiterweges plätschert ein Bach dahin. Ein Blick auf die Karte sagt mir, dass ich mich beim Übergang vom Prinzbach in den Dürnbergbach befinde.

Dem Dürnbergbach folgend treffe ich kurz darauf bei einem Teich am Fuße des Großen Gurrenberges und nur wenig später auch beim Anwesen „Dürnberg“ ein.

Von den Besitzern des Anwesens unbemerkt betrete ich ein weiteres Waldstück, welches abermals bei einem Teich – dem Dürnberger Teich – endet. Auf dessen anderer Seite entdecke ich eine kleine Jagdhütte. Die unauffällige Erhebung im Hintergrund ist übrigens – erraten: der Dürnberg!

Gleich nach dem Teich verlässt der Eisenwurzenweg den Dürnbergbach und steigt – flankiert von Luchsmauer, Dreisesselmauer und Hengstberg – merklich an. Letzteren umgehe ich am Ende noch in dessen oberem Bereich und quere durch einen Sattel zur Großen Föhrenscheibe hinüber. Diese muss noch auf angenehmen grasigen Wegen passiert werden, bevor man in Bärnkopf ankommt.

Im Ort selbst muss ich zur Kenntnis nehmen, dass der Kirchenwirt zwei Monate zuvor dauerhaft zugesperrt hat. Bereits von leichter Depression geplagt, erspähe ich am anderen Ortsende doch noch ein geöffnetes Jausenstüberl, welches sogar ein Mittagsmenü anbietet und sich deshalb mit der Zeit füllt. Ich bleibe wegen des Zeitdrucks nicht länger als nötig und verlasse Bärnkopf in Richtung Reifenauwiese. Bald stehe ich wieder am Waldrand.

Es soll nun an mehreren Teichen vorbeigehen, namentlich am Schlesingerteich, am Hubertusteich und am Pfaffenstegteich, wobei ich den Hubertusteich nie zu Gesicht bekomme. Auch vom Schlesingerteich gewahre ich gerade einmal einen Zipfel, dann schwenkt mein Weg um neunzig Grad vom Teich weg und lässt mich auf grobem Schotter etwa eine halbe Stunde lang Staub aufwirbeln – alles andere, als angenehm zu gehen. Bei meiner Ankunft am Pfaffenstegteich werde ich dann allerdings mit einer idyllischen Szenerie verwöhnt, wie ich sie an diesem Tag bisher noch nicht vor das Objektiv meiner Kamera bekam – und das trotz eines durchbretternden und viel Staub aufwirbelnden Fahrzeuges.

Es folgt ein neuerlicher Anstieg zum Hof „Wurzeben“.

Daran vorbeigehend beginnt ein scheinbar endloser Abschnitt über eine Fortstraße durch den Königwald. Sicher drei Kilometer gibt diese nun die Richtung vor und nicht einmal habe ich das Gefühl, eine wichtige Abzweigung verpasst zu haben. Bei der Erhebung „Kaisermauer“ hat das Zweifeln ein Ende und ich darf auf einen anderen Forstweg zum Ödteich hin wechseln, wo die Variante wieder zu meinem Weg dazustößt. Ein paar Minuten nach der Wiedervereinigung der Wege befinde ich mich am oberen Eingang zur Ysperklamm, wo ich mich in einem Unterstand regeneriere, bevor ich mit dem Abstieg durch die Klamm beginne. Augenblicklich lassen mich abgestufte Holzstege rasch an Höhe verlieren.

Die Große Ysper stürzt hier als rauschendes Gewässer über einige Geländekanten ins Tal. Das nun folgende Bild gibt es übrigens auch mit meinem Konterfei.

Vom Weg aus beobachte ich das herabstürzende Nass.

Im unteren Teil öffnet sich die Ysperklamm ein wenig, sie hält jedoch das eine oder andere Hindernis für den Wanderer bereit.

An hartem Granit entlang suche ich nach dem Klammausgang. Die Große Ysper gibt sich inzwischen zahmer.

Angesichts der Licht- und Schattenspiele ist vorsichtigeres Gehen angebracht.

Im untersten Klammabschnitt befindet sich noch eine dieser Holztreppen, dann geht es hinaus auf eine freie Fläche, wo sich das Besucherzentrum befindet.

Spätestens hier wird es für mich Zeit, ein Quartier zu organisieren. Es ist Montagnachmittag – hoffentlich kein Problem! Die erste Adresse für mich ist daher die Dame im Informationszentrum zur Klamm. Sie erweist sich für mich als wahrer Glücksfall, denn bereits von sich aus setzt sie alle Hebel in Bewegung, damit ich in Laimbach unterkomme. Nebenbei erhalte ich von ihr auch den Kontrollstempel für die Ysperklamm.
In der darauf folgenden Streusiedlung Wimberg zweige ich in eine Seitenstraße ab und begebe mich an einigen Anwesen vorbei zum Weiler Siebendürfting. Bereits seit geraumer Zeit zeigen sich vor mir die beiden Peilsteine am Nordende des Ostrong.

Weiter durch Gmaining hindurch gelange ich schließlich an eine Bundesstraße, der ich ein kurzes Stück folge und danach gehe ich geradewegs auf Laimbach zu.

Laimbach am Ostrong wird zu dieser Zeit arg von Baustellen heimgesucht, da falle ich nicht so sehr ins Gewicht und begebe mich deshalb unauffällig zum Gasthof Schreiners, wo für mich jetzt ein Zimmer reserviert ist. Die Bleibe ist zwar nicht die Billigste auf meinem Weg durchs Land, dafür habe ich aber alles, was ich brauche oder benötigen könnte, denn der Ruhetag fällt angenehmerweise auf den Mittwoch. Vor allem übernachte ich in einem recht geräumigen Zimmer mit einer wunderbaren Aussicht ins Ortszentrum und auf die Erhebungen rings herum.

Somit habe ich auch diese Etappe auf dem Eisenwurzenweg bravourös gemeistert und kann entspannt der Überschreitung des Ostrong-Höhenzuges entgegensehen. Dabei wird es gleich zu Beginn des nächsten Tages zünftig auf den Kleinen Peilstein bergan gehen. Dass das eine krasse Untertreibung ist, kann ich am Vorabend noch nicht wissen.
Weiters werde ich, wie bereits erwähnt, auch die Donau erreichen und damit den ersten in sich geschlossenen Wegabschnitt des 08ers zu Ende bringen. Für mich jedenfalls Grund genug, die Strecke kürzer anzusetzen und den „Erfolg“ etwas länger auszukosten. Die Quartiersuche unterwegs entfällt, denn dies wird schon am Vorabend von Laimbach aus erledigt.