Hallstatt: Das Welterbedorf in der Dachsteinregion

Im Salzkammergut bin ich immer wieder gerne unterwegs, sei es auf Wanderwegen oder in dessen touristischen Highlights. Bad Ischl an einem Tag habe ich im letzten Winter getestet, diesmal dringe ich noch tiefer in die Region bis an die Ausläufer des Dachsteinmassivs vor. Ebendort schmiegt sich das Welterbedorf Hallstatt an den Salzberg. Normalerweise ist dieser Ort bereits seit Jahren von Besuchern stark frequentiert, im Jahr der Corona-Pandemie mit erheblichen Reiserestriktionen sehe ich allerdings den Tag gekommen, um mich selbst hierher zu begeben und diese Perle des Salzkammerguts an einem Tag zu erkunden. Ihr habt richtig gelesen: Exakt ein voller Tag steht mir dafür zur Verfügung – inklusive An- und Rückreise von und nach Wien. Klingt ambitioniert und ist es auch. Frühes Aufstehen bzw. spätes Heimkommen ist bei diesem Unterfangen garantiert.

Die Anreise mit den Öffis

Die An- und Rückreise führt über die Westbahnstrecke mit Umstieg in Attnang-Puchheim und weiter mit dem Regionalexpresszug (REX) ins Trauntal hinein. Hier gibt es zwei Möglichkeiten, um nach Hallstatt zu gelangen: entweder man steigt in Steeg-Gosau in den Bus um und wechselt diesen bei der Gosaumühle oder man fährt mit der Bahn direkt bis zur Haltestelle Hallstatt weiter und übersetzt den Hallstätter See danach mit der Fähre. Ich bevorzuge letztere Variante, weil diese die Annäherung an das Dorf von der Seeseite her in den frühen Vormittagsstunden einfach reizvoller macht. Bei der Online-Recherche schlägt mir das Fahrplaninformationssystem SCOTTY allerdings hartnäckig ausschließlich die Busverbindung vor.

Der Transfer mit dem Schiff ist übrigens mit den Ankunfts- und Abfahrtszeiten der Züge in beiden Fahrtrichtungen abgestimmt und kostet derzeit oneway drei Euro. Wann die Fähre ablegt, erfährt man mittels Aushang an den Landungsplätzen. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hallstatt kommt hat auch von Innsbruck und Salzburg ausgehend eine gute Tagesrandverbindung, mit Einschränkungen gilt dies weiters für Graz, Klagenfurt, Eisenstadt und sogar München.

Der Aufenthalt im Welterbedorf

Sobald man wieder festen Boden unter den Füßen hat, begibt man sich zur Orientierung am besten zurerst in Richtung Marktplatz und weiter zum Beginn der Seestraße, wo das Tourismusbüro zu finden ist. Zu diesem Zeitpunkt bin ich beinahe noch allein in den engen Gassen unterwegs. Normalerweise hat man dieses Vergnügen hier nicht. Hinweistafeln in asiatischer Schrift und Sprache sowie Warnungen vor Taschendieben deuten darauf hin, dass das Gedränge im historischen Zentrum üblicherweise recht dicht ist.

Mit einigen Inspirationen und einer Übersichtskarte versorgt, empfiehlt es sich anschließend nordwärts die Gosaumühlstraße entlang zu gehen. Bis zum mittleren Vormittag findet man im Herbst den günstigsten Lichteinfall für das klassische Fotomotiv von Hallstatt vor.

Vom weltweit einzigartigen „Beinhaus“ …

Auf dem Rückweg ins Zentrum hat ergibt sich die Gelegenheit über die Kirchenstiege zur Katholischen Kirche und zum davor nett angelegten Friedhof zu gelangen. Im Karner nebenan befindet sich das weltweit wohl einzigartige „Beinhaus“. Hier werden die Schädelknochen und Skelette Verstorbener gelagert, welche man wegen Platzmangel auf dem Friedhof ab 1750 wieder ausgegraben hat. Die Schädelknochen sind mit den Namen der Toten versehen und mit Mustern bemalt. Für den Eintritt entrichtet man 1,50 EUR.

… in die Katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt

Ohne Obolus ist das Innere der Kirche Mariä Himmelfahrt (auch Maria am Berg) und da vor allem der spätgotische Marienaltar zu besichtigen. Links (nördlich) davon steht mit dem neugotischen Kreuzaltar ein weiterer Flügelaltar. Über dem Eingangsportal der Kirche befinden sich Fresken.

Von der Friedhofsmauer aus hat man die Möglichkeit, seinen Blick über den Hallstätter See schweifen zu lassen.

Am historischen Marktplatz

Der Kirchenweg führt nun steil zum Mühlbach und der Rückseite des Salzhauses bergab. Ein schmaler Durchlass bringt den Besucher wieder zum Oberen Markt und weiter zum zentralen Marktplatz mit seinen historischen Häusern. Während jene auf dessen rechter Seite (Nordseite) ausschließlich im Privateigentum stehen, gehören die Häuser auf der gegenüberliegenden Seite allesamt der Gemeinde Hallstatt. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts erinnert eine Dreifaltigkeitssäule mitten auf dem Platz an die Zeit der Pest.

Die nahe Evangelische Kirche ist äußerlich bereits bei der Ankunft in Hallstatt ein Blickfang, den Rundgang durch das Innere des Kirchenschiffs kann man sich jedoch aufgrund von zu viel Schlichtheit an einem Ort sparen.

Rund um den Baderplatz

Am Gasthof Simony (derzeit geschlossen) vorbei erreicht man den Baderplatz mit einem Trinkwasserbrunnen. Blickt man zum Salzberg auf, ist die Spitze des ‚Welterbe-Skywalks‘ 360 Meter höher zu erkennen. Beinahe direkt darunter stürzt sich der Mühlbach ins Tal. In der Nähe des Brunnens befindet sich das Welterbemuseum und schräg gegenüber der Sportartikelausrüster „Dachsteinsport Janu“. In dessen Kellerräumlichkeiten kann man sich bei freiem Eintritt archäologische Ausgrabungen ansehen, darunter die mit rund 7.000 Jahren älteste  in Hallstatt entdeckte Keramik.

Alles rund ums Salz

Natürlich geht es bei einem Aufenthalt in Hallstatt in erster Linie ums Salz. Das Salzhaus habe ich bereits erwähnt, den Salzkontor oder ein paar Häuser weiter Hallstatts erstes Salzgeschäft findet man in der Seestraße. Alle Arten von Salz sind dort im Angebot, doch das Ausbleiben kaufkräftiger Touristen lässt auch dieses Geschäft derzeit einbrechen.

Schräg gegenüber vom Salzkontor brannten im Herbst 2019 ein paar Bootshütten, was das Welterbe insgesamt in Gefahr brachte, da die Flammen auch auf die Dachstühle zweier Wohnhäuser übergriffen und die überwiegend aus Holz errichteten Gebäude sehr eng aneinander stehen.

Abstecher nach Hallstatt-Lahn

Die Seestraße verbindet das historische Zentrum mit dem Ortsteil Lahn, welcher einen deutlich schmuckloseren Eindruck hinterlässt als der Markt selbst. Erwähnenswert ist nur die leicht erhöht stehende Kalvarienbergkirche, die allerdings versperrt ist. Direkt darunter ist der große Besucherparkplatz angelegt, von wo aus nur wenige Minuten bis zur Talstation der Standseilbahn zu gehen sind. Viele fahren zuerst auf den Berg hinauf, was der Grund für die Leere im historischen Ortskern in den ersten Vormittagsstunden sein dürfte.

Ein Besuch in den „Salzwelten“

Das zentrale Thema für jeden Touristen ist ein Besuch der „Salzwelten“ auf dem Salzberg. Leider ist mein Ausflug hierher doch etwas zu spontan, weshalb ich kein Ticket für eine Führung durch das Stollensystem erhalte. Dieses kann nur vorab online gebucht werden und kostet in Kombination mit einer Berg- und Talfahrt derzeit 34 EUR und ohne Auf- und Abstiegshilfe 24 EUR. Für eine Berg- und Talfahrt sind ohne Führung 18 EUR zu berappen, eine Einzelfahrt ist um 10 EUR zu haben. Von einer Warteschlange ist jetzt am Nachmittag keine Spur, alles geht ruck-zuck und nur die letzte Talfahrt um 16:30 Uhr (im Oktober) sollte im Auge behalten werden, will man nicht kniezerstörend zu Fuss laufen.

Auch ohne den Eintritt in die „Salzwelten“ zahlt sich der Aufenthalt am Salzberg bei brauchbarem Fotowetter aus.  Über einen Steg ist das denkmalgeschützte Bauwerk „Rudolfsturm“ erreichbar, welches auf einen ehemaligen Wehrturm zurückgeht. Heute ist darin ein Gastronomiebetrieb untergebracht, der wegen der in unmittelbarer Nähe errichteten Aussichtsplattform „Welterbeblick“ gut besucht ist. Der Aussichtspunkt bietet den Gästen einen unvergleichlichen Blick über den Hallstätter See und die umliegenden Berge, von denen der Krippenstein der wohl bekannteste sein dürfte. Der Dachsteingipfel ist von hier aus jedoch noch von den Vorbergen verdeckt. Am südöstlichen Ende des Sees liegt Obertraun – ein Ort, der auch an der Uferpromenade gut zu erwandern ist. Beinahe senkrecht mir zu Füßen liegt nun das Hallstätter Zentrum. Für den Besucher ist das ein Anblick, den er nicht so schnell vergisst. Ich bin froh, dass sich diesmal ausschließlich Langnasen hier oben aufhalten, denn das Sich-gegenseitig-Fotografieren würde sonst kein Ende nehmen. Besonders in bunten Herbstfarben werden die Fotos sehr schön, das Zeitfenster hiefür dürfte aber ein eher kleines sein.

Das Hallstätter Hochtal – wie die Landschaft zwischen dem Rudolfsturm und dem Eingang zu den „Salzwelten“ genannt wird – kann auch ohne Eintrittsticket für die Stollen erkundet werden. Auf einem Themenweg beim Gräberfeld bekommt man einen Einblick in die Archäologie und die Geschichte des Salzabbaus.

Ausklang im Welterbemuseum

Wieder zurück im Salinenort steht noch die Besichtigung des Welterbemuseums aus, wofür etwa eine Stunde einzuplanen ist. Der Besuch des Museums lässt sich insbesondere dann noch gut in das Tagesprogramm einbauen, wenn man so wie ich eine Fähre zum Bahnhof nur knapp verpasst.

In den Schauräumen wird die Hallstätter Geschichte von der Steinzeit bis zur Gegenwart nachgebildet, teilweise auch in interaktiver Art und Weise. Die Öffnungszeiten variieren je nach Saison: im Sommer täglich von 10 bis 18 Uhr, im April und im Oktober von 10 bis 16 Uhr und sonst von Mittwoch bis Sonntag von 11 bis 15 Uhr. Einlass ist jeweils bis eine Stunde vor Schluss.

An den langen Sommertagen ist eventuell auch noch Zeit für einen kurzen Schiffsausflug auf dem Hallstätter See. Wer gute Fotos von Hallstatt machen möchte, wählt dafür am besten die Vormittagsstunden, aber ich habe gelesen , dass auch der spätere Nachmittag vom Licht her einigermaßen passend sein soll.

Essen und Trinken

Das Ausbleiben der Touristen hat zur Folge, dass die meisten Gasthöfe und Cafés geschlossen sind und sich die offenen Häuser auf den Marktplatz konzentrieren. Die Ausnahme ist der Rudolfsturm im Hochtal beim Salzberg. Weil das Welterbedorf touristisch stark überlaufen ist, liegen die Preise über dem landesüblichen Durchschnitt. Das Marktbeisl am historischen Marktplatz bietet das Hallstatt-Bier an, wovon ich ein Glas (0,3l) teste. Das Gebräu schmeckt recht gut, hat aber mit 3,80 EUR seinen Preis.

Die Küche ist nur eingeschränkt (hat das mit der Corona-Pandemie zu tun?) und beschränkt sich auf Wurstsalat, Käsekrainer und Gulyas. Eine etwas größere Auswahl bietet das Café gegenüber, ich habe mir aber sagen lassen, dass beide Lokale zusammengehören. Andere Gaststätten als das Marktbeisl werden von mir nicht aufgesucht.

Mein Eindruck vom Welterbedorf

So wie Bad Ischl ist auch Hallstatt als „daytrip“ von Wien aus selbst an kürzeren Herbsttagen gut machbar.  Einige Überwindung wird einem von der stundenlangen An- und Rückreise abverlangt, was dem Welterbedorf Exklusivität im Tagesprogramm verschafft. Ich empfehle eine Ankunft per Schiff statt mit dem Bus, sie ist um so vieles interessanter, wenn man das Ziel schon von weitem sehen kann. In den frühen Vormittagsstunden hat man das historische Zentrum von Hallstatt beinahe noch für sich alleine, während die mit dem Auto anreisenden Besucher Parkplätze am anderen Ende des Dorfes finden und erst nach und nach ins Zentrum strömen. Wo die Bustouristen üblicherweise abgeladen werden, konnte ich nicht eruieren.

Hallstatt mit vergleichsweise nur wenigen Besuchern ist nach Jahren des Overtourism ein spezielles Erlebnis, wenn man im Dorf zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.  Der Overtourism betrifft vor allem den Marktplatz und den Skywalk beim Rudolfsturm, insbesondere an den Wochenenden. Ich hingegen konnte mir an einem Mittwoch die mit zahlreichen Holzelementen errichteten Häuser der Gemeinde ganz genau ansehen ohne durch die Gassen geschoben zu werden. An dieser Stelle teile ich nochmals Bilder aus dem Welterbedorf, so wie ich es wahrgenommen habe:

Dass ich am Ende doch nicht alles von Hallstatt gesehen habe, liegt am Umstand, dass ich es verabsäumte mir online ein Ticket für die Führung durch die Stollen des Salzberges zu reservieren. Das wird bestimmt bald nachgeholt und dann möchte ich mir auch die Wanderwege am See etwas näher ansehen, so z. B. nach Obertraun hinüber gehen und wenn Zeit bleibt mit der Seilbahn auf den Aussichtspunkt am Krippenstein hinauf fahren – leider kein billiges Vergnügen, der Massentourismus lässt grüßen!

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