Eisenwurzenweg 08: Tag 16 – Hinter Trieben am Bach

Es gibt Tage, an denen ich einzelne Etappen eines Weitwanderweges ohne große Erwartungen beginne, sei es, dass keine Highlights am Weg liegen, das Gelände meist nur sanft ansteigt oder dass beinahe durchgehend harte Asphalt- oder Schotterwege dem Wanderer als Unterlage dienen. An solch einen Abschnitt der Wegführung des Eisenwurzenweges vom nördlichen Waldviertel in Niederösterreich bis zum Seebergsattel im südöstlichen Kärnten gelange ich bei der Fortsetzung meines Projekts „Vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Österreichs“. Somit könnte ich mich beim Schreiben dieses Beitrages eigentlich eher kurz fassen, weil im Titel dieses Posts im Grunde genommen bereits die halbe Story steckt – mindestens!

Wir schreiben den August 2019 und die Witterung lässt abermals nur ein Minimalprogramm von drei Tagen zu, obwohl meine Freizeit dreimal dafür gereicht hätte. Ich kehre nach Trieben zurück, als sich die letzten dichten Wolkenfelder gerade in die Seckauer Tauern und südöstlich davon verziehen, so dass ich zumindest für die nächsten eineinhalb Tage keinen Regen zu erwarten habe. Nach meiner Ankunft mache ich dem Gasthof „Triebenerhof“ wie bereits bei der letzten Etappe meine Aufwartung, im Unterschied zu damals ist heute jedoch alles voll und ich muss mich irgendwo dazusetzen.

Die Bedienung dauert zwar etwas, aber ausreichend gestärkt geht es danach auch schon los. Am Rathaus vorbei und gleich danach halbrechts in die Wolfsgrabenstraße hinein habe ich bereits wenige Minuten nach der Abzweigung auf einem Lagerplatz scheinbar das Ende einer Sackgasse vor mir. Bei näherer Betrachtung besitzt das vermeintliche Ende der Straße allerdings doch einen Ausgang durch das Gebüsch und über eine Böschung hinauf zu einer Schotterstraße.

Von da an folge ich einem Forstweg aufwärts und immer tiefer in den Wolfsgraben hinein. Beim Kraftwerk „Sunkbach“ ist dann vorerst Schluss mit dem stetigen Anstieg. Von hier aus könnte ich mich nach rechts weiter zur Edelrautehütte und somit auf den wesentlich anspruchsvolleren Zentralalpenweg – dem Königsweg unter den ostalpinen Weitwanderwegen –  begeben.  Auf den Zentralalpenweg werde ich am folgenden Tag kurz nach der Bergerhube, die mein heutiges Tagesziel ist, noch stoßen und eine Zeit lang in umgekehrter Richtung abwandern.

Noch liegt mein Fokus jedoch beim Gasthaus „Zum Brodjäger“. Dieses erreiche ich über einen Fußweg, auf welchem bis in die späten Dreißigerjahre des vorigen Jahrhunderts Holztransporte durchgeführt wurden und das per Bahn wohlgemerkt. Der Fußweg verläuft also quasi auf der Trasse der sogenannten „Alten Waldbahn“, die schließlich durch ein Hochwasser des Triebenbaches, welcher mich heute den ganzen Tag begleitet, zerstört wurde.

Viel Platz ist in diesem Sektor des Grabens zwischen dem Schwarzkogel und dem Triebenstein jedenfalls nicht. Die Bundesstraße wird von der ehemaligen Bahntrasse nur durch den nicht allzu breiten Triebenbach getrennt.  Links und rechts davon geht es bereits in die steilen Hänge der die Verkehrswege flankierenden Berge.

Hat man diese Erhebungen passiert, läuft man auf einer Schotterstraße geradewegs ein paar hundert Meter auf das vorhin erwähnte Gasthaus zu. Im Gasthaus „Zum Brodjäger“ benötige ich noch keinen Stempel, sondern erst im Gasthof Braun, der weniger als eine Stunde oberhalb im (Vorder-)Triebental liegt. Dennoch kommt bei mir leichte Nervosität auf, da die Braunsche Webseite hinsichtlich Öffnungszeiten und Ruhetagen kaum informativ ist. Ein kurzer Anruf bringt Klarheit: Heute ist ab 16 Uhr geöffnet und ich kann mir den Stempel im Wanderbuch sichern.

Jetzt ist es kurz vor 15 Uhr und weil ich im „Brodjäger“ ohnehin keinen Sitzplatz bekomme, ziehe ich langsam die Bundesstraße querend ins Triebental weiter. Zum Gasthof Braun (und noch weiter) führt nun durchgehend eine alles andere als abwechslungsreiche Asphaltstraße. Von früheren Schneelasten erdrückte Scheunendachstühle und der sich langsam seiner Wolkenhaube entledigende Große Grießstein sind die Höhepunkte am Weg, den ich trotz des Wettbremsens gegen die Zeit um einiges schneller als bis 16 Uhr bewältige.

So muss ich eben warten, bis der Wirt mit dem Auto vor dem Gasthof, wo auch Ferienwohnungen zu mieten sind, vorfährt. Zur Entschädigung für das Ausharren vor der Eingangstür komme ich in den Genuss einer Jause. Nach der Stempelung verlasse ich das Vordertriebental und wandere auf der Straße weiter an der Triebentalhütte vorbei bis zu den Höfen Steiner und Seyfried am Eingang zum Hintertriebental.

Dort geht der Asphalt bald in Schotter über, der Zustieg zur Bergerhube will aber immer noch kein Ende nehmen, auch deswegen, weil Sehenswertes am Weg rar bis nicht vorhanden ist. Immerhin zeichnet sich in der Ferne bereits der Talschluss ab und rechts davon dominieren immer noch der Große und der Kleine Grießstein die Landschaft. An der Ausfahrt des Gehöftes „Eberl“ am Fuß des Seyfriedberges vorbei tangiert die heute zum Glück verkehrsarme staubige Straße eine Jagdhütte.

Im sich vorübergehend wieder verbreiternden Hintertriebental übersetze ich in etwa auf der Höhe der Königsbachhube nochmals den Triebenbach.

Vor mir taucht eine größere Baumgruppe auf, hinter der endlich die Bergerhube in Sicht kommt. Vor dem Eintreten mache ich noch die obligaten Beweisfotos.

Ich bekomme einen Schlafplatz in einem Mehrbettzimmer zugewiesen, von dessen Balkon ich die Erhebungen hinter dem Talschluss – insbesondere jene um den Gamskogel – samt hübscher Dekoration sehr gut vor die Linse bekomme.

In der Stube lasse ich den Tag mit Angeboten aus der Speise- und Getränkekarte der gut organisierten Bergerhube ausklingen. Morgen möchte ich nicht allzu spät wegkommen, weil sich im Tagesverlauf die nächste Kaltfront bemerkbar machen soll. Das Straßengehatsche hat nun ein vorläufiges Ende. Der Weg über das Kettentörl (1.864m) und weiter bis zum Ingeringsee ist um einiges naturnäher,  darauf freue ich mich schon. Über das Danach denke ich heute lieber noch nicht nach, denn das wird mindestens so schlimm wie der Zustieg zur Bergerhube, doch mehr dazu im nächsten Beitrag. 

Wer von euch hat schon einmal in der Bergerhube übernachtet und weiß über eigene Erfahrungen mit dem Hüttenbetrieb zu berichten? Hat jemand von euch gar Übernachtungen in der Hütte als Ausgangspunkt für Bergtouren auf die Grießsteine oder den Gamskogel usw. gebucht? Wie schwierig sind diese Touren? Lasst es mich wissen!

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