Dem Abschluss des Ostösterreichischen Grenzlandweges oder genauer gesagt dem steirischen Teil davon renne ich schon einige Zeit hinterher, doch nie wollte es sich so recht ausgehen. Anfang April ist es aber endlich so weit. Ein Urlaubstag reicht mir, um in fünfeinhalb Tagen von Tauchen bis an die slowenische Grenze in Bad Radkersburg voran zu kommen. WWW 07 Tage 22 bis 27: Von Tauchen nach Bad Radkersburg weiterlesen
Archiv der Kategorie: Ostösterreichischer Grenzlandweg
WWW 07 Tage 15 bis 21: Von Hainburg nach Tauchen
Die Strecke ab Hainburg ist bis zur „Buckligen Welt“ weitgehend unspektakulär. Dennoch gibt es hier zwei Bereiche, die für sich genommen schon einen Tagesausflug wert sind, nämlich zum einen die Gegend zwischen Hainburg und Berg mit dem Aussichtspunkt „Königswarte“, zum anderen und vor allem aber der Nationalpark Seewinkel am Neusiedler See mit seinem Artenreichtum an Wasservögeln. WWW 07 Tage 15 bis 21: Von Hainburg nach Tauchen weiterlesen
WWW 07 – Tage 9 bis 14: Von Retz nach Hainburg
Nur wenige Tage nach der Unterbrechung am 07er in Retz kehre ich wieder dorthin zurück. Verkehrstechnisch ist diese Grenzlandregion für niederösterreichische Verhältnisse mit Öffis sehr gut zu erreichen. Gerade einmal eine Stunde benötigt der Regionalzug von mir daheim bis ins nordwestliche Weinviertel.
Wandertechnisch gilt es für mich, bestehende Lücken zwischen Retz und Hainburg an der Donau zu schließen. Deshalb reihen sich die Tourentage auch nicht chronologisch aneinander:
- 15.04.2015: Retz – Haugsdorf – Mailberg – Patzmannsdorf
- 16.04.2015: Patzmannsdorf – Oberleis – Ernstbrunn – Großrussbach
- 08.05.2015: Großrussbach – Manhartsbrunn – Langenzersdorf
- 01.03.2009: Langenzersddorf – Wien Reichsbrücke – Groß-Enzersdorf
- 12.11.2009: Groß-Enzersdorf – Schönau – Orth an der Donau
- 20.03.2013: Orth an der Donau – Eckartsau – Hainburg an der Donau
Eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Teilstrecken würde den Rahmen dieses Artikels allerdings sprengen und für die Leser(innen) eher langweilig wirken. Darum beschränke ich mich beim Text auf das Wesentliche und rücke die Bilder in den Vordergrund.
Ich starte bereits früh beim Retzer Bahnhof, schließlich wollen bis Patzmannsdorf, wo ich im Gasthof Hammermüller ein Zimmer vorreserviert habe, ungefähr 38 Kilometer an Wegstrecke bewältigt werden.
Die Markierungen leiten mich aus Retz heraus an Obernalb vorbei und durch Unternalb säumen zahlreiche Weinkeller sowie Buschenschanken meinen Weg bis zum Seebach, dem ich hin zu einer markanten Erhebung – dem „Grupferten“ – folge.

Die Landschaft wird nun etwas welliger, wobei ich bis nach Ragelsdorf auf den Höhen unterwegs bin. Ragelsdorf selbst ist unauffällig, gleich danach biege ich jedoch in die Weingärten ab, unterquere die B 303 und erreiche eine Straße.

Der Straße folge ich linkerhand nur kurz, denn bald weist die Markierung nach rechts hin zum Hutberg. Von da oben ist auch Znaim jenseits der Grenze deutlich zu erkennen. Dann wendet sich der Weg deutlich Richtung Süden bzw. Südosten zunächst durch eine längere, aber sehenswerte Kellergasse in Haugsdorf.

Ein Blick auf die Wanderkarte und ein geöffnetes Café lassen mich nicht lange überlegen und meine Mittagsrast findet in Haugsdorf statt. Gleich danach schließt ein etwas unschöner kurzer Abschnit entlang einer stärker befahrenen Straße bis an den Ortsrand von Alberndorf an. Ich befinde mich jetzt kurzzeitig im Pulkautal.
Das nächste Ziel ist der Buchberg, mit seinen 417m der erste nennenswerte Höhenzug im Weinviertel. Der Weg dorthin zieht sich allerdings ein wenig.

Bei einer Weggabelung zweige ich halbrechts ab hin zum ‚Toten Mann‘ (ist mir der beim Weitwandern nicht schon einmal untergekommen?), dann gelange ich durch den Locatelliwald zum Grigelkreuz und weiter zu einem Wildschweingehege. Und was macht der 07er? Er führt geradewegs durchs Gehege hindurch. Ich nehme aus meinen Augenwinkeln eine komplette Wildschweinfamilie wahr, die in etwa zehn Metern Entfernung ein Stück mit mir parallel mitläuft, schließlich aber wieder im Wald verschwindet ohne sich weiter für mich zu interessieren. So nahe bin ich den Viechern noch nie gekommen, trotzdem bin ich erleichtert, als ich ein wenig unterhalb des Buchberggipfels den Zaun wieder überklettern darf. Vom Gipfelkreuz begebe ich mich hurtig wieder hinunter und habe bald eine tolle Aussicht auf Mailberg und die folgenden Stationen inklusive der Leiser Berge.

Die Höhepunkte von Mailberg und Diepolz sind deren Kellergassen. Ansonsten ist es eine recht eintönige Angelegenheit. Zwischen Diepolz, Großharras und weiter bis zum ‚Patzmannsdorfer Graben‘, welcher von einem Kanal durchzogen wird muss ich sogar die Straße benützen, wo nicht gerade gemächlich dahingeglitten wird (landwirtschaftlicher Fuhrpark einmal ausgenommen). Direkt wohltuend ist anschließend der Wiesenpfad entlang des Kanals – auch meiner geschundenen Fusssohlen wegen.
Quartier und Wirtsstube sind in Patzmannsdorf nicht unter einem Dach untergebracht, sondern die Unterkunft befindet sich ungefähr 150 – 200m abseits. Sehr gemütlich und mit tollem Frühstück, muss ich sagen.

Das reichhaltige Frühstück verzögert dann auch meinen Aufbruch am nächsten Morgen etwas, ist aber nicht weiter problematisch. Gleich nach Patzmannsdorf betrete ich via Schlossberger Kellergasse einen riesigen Wald. Über eine lange Forststraße steuere ich den nächsten Ort Oberleis an. Ein längerer Wildzaun rechter Hand sowie ein paar Wegkreuze und Bildstöcke am linken Wegesrand sind die einzige Abwechslung. Unweit vom Fischerkreuz erreiche ich wieder eine Asphaltstraße. Eine Schottergrube ist noch zu passieren und schließlich strebe ich über einen Feldweg Oberleis zu, wo mein Weg auch mit dem Weinviertler Jakobsweg zusammentrifft.

Ich habe keine Ahnung, ob es sich bei der Oberleiser Kirche um eine Jakobskirche handelt, den Weinviertler Jakobsweg werde ich mir aber ohnehin irgendwann einmal vornehmen, spätestens da werde ich diese Wissenslücke dann ausmerzen. Jetzt ist mir einmal die Aussichtswarte am Hügel, welcher sich Oberleiser Berg nennt, wichtiger. Ganz kurz geht es sehr steil hinauf, werde oben aber mit einem netten, aussichtsreichen Pausenplätzchen für die Mühe belohnt.

Die kurze Pause nutze ich zum Kartenstudium, weil der ursprüngliche Weg nach Ernstbrunn durch den Ernstbrunner Wald wegen eines Wolfsgeheges nur noch sehr umständlich und weit ausholend ans Ziel führt. Laut Empfehlung vom Österreichischen Alpenverein sollen Wanderer dem Weinviertler Jakobsweg über Steinbach nach Ernstbrunn folgen. Ich halte mich also brav an diesen Vorschlag und fahre gut damit. Lediglich die letzten 200m vor der Ortstafel von Ernstbrunn sind unangenehm, weil die LKW von der nahen Kalkgrube den Fußgängern relativ nahe kommen. Mittlerweile dürfte sich die Routenführung des 07ers auch offiziell an jene des Pilgerweges anlehnen.

Kurz vor dem Hauptplatz kann ich einer Pizzeria nicht widerstehen und komme so zu einer etwas längeren Pause. Wieder am Weg, dreht der Wind ab Gebmanns ordentlich auf. Wohl nicht allzu selten hier, denn bereits auf der nächsten Hügelkuppe nahe Hipples erblicke ich den ersten Windpark auf der Tour.

Ab Hipples verläuft der (damalige) markierte Weg über mehrere Kilometer auf der Straße und das auch noch sehr windausgesetzt, während der Pilgerweg in die Felder hinein abbiegt. Immerhin habe ich freie Sicht zurück zu den Leiser Bergen, so dass noch dieses Foto entsteht.

Die Straße neigt sich am Ende abwärts und führt direkt nach Großrussbach hinein, wo diese Tagesetappe ihr Ende findet. Die Fortsetzung folgt dann drei Wochen später.
Aus dem Ort geht es hinter der Kirche und deren angeschlossenen Friedhof in den Wald hinein, der jetzt im Mai schon ein recht üppiges grünes Kleid trägt. An diesem kann ich mich allerdings nicht sehr lange erfreuen, da verlasse ich den Wald wieder und marschiere auf der Straße in das langezogenen Hornsburg hinein und etwas später auf der Route des Eurovelo 9- Radweges wieder hinaus bis zur Kreuzung nahe der Luisenmühle, wo ich Richtung Unterolberndorf auf einem Waldpfad neben der Straße weitergehe. Unmittelbar am Ortseingang folge ich einem Wiesenweg hinauf zum Glockenberg.

Der Forstweg über den Glockenberg ist meist schnurgerade mit lediglich zwei nennenswerten Abzweigungen nach Wurnitz und nach Schleinbach. Oben ist er eher abgeflacht, so dass ich genau auf den höchsten Punkt acht geben muss. Für ein kurzes Stück verengt sich der Weg zu einem schmalen, durch die Büsche führenden Pfad, bevor sich der grüne Schlauch wieder öffnet und via Forstweg rasch in eine Asphaltstraße mündet.

Die nächsten Kilometer verbringe ich auf besagter Asphaltstraße, die auf einer Anhöhe verläuft und Blicke hinunter ins Kreuttal und zu den Gemeinden Schleinbach, Ulrichskirchen sowie Wolkersdorf – zum Teil erkennbar an ihren Raiffeisen Lagerhaus Türmen – erlaubt. Auf der Höhe neben der Straße dominiert das Gelb der Rapskulturen. Irgendwann – nach einer gefühlten Ewigkeit – laufe ich dann in Manhartsbrunn ein. Ich will etwas essen, kann jedoch kein geöffnetes Lokal ausfindig machen. Dafür bekomme ich aber einen tollen Fernblick auf die Wiener Skyline geboten. Weit ist’s nimmer bis zur Donau.
Ich verlasse Manhartsbrunn schleunigst und finde mich schnell in einem Waldstück ohne jegliche Aussicht wieder. In welligem Auf und Ab trabe ich vor mich hin, alles wird mit der Zeit recht monoton hier. Aus meiner Monotonie werde ich dann erst wieder beim Stetter Berg gerissen, was zum einen am in der Wiese stehenden Rastbankerl liegt, andererseits an der sich nun wieder bietenden Aussicht ins Umland.

Nach kurzer Pause steige ich vom Stetter Berg herab (dauert nur wenige Minuten) und bin inmitten eines Dickichts – nein nicht im Unterholz, sondern das Dickicht befindet sich ca. zehn bis zwanzig Meter oberhalb von mir. Es sind die vielen surrenden Hochspannungsleitungen, die hier so gehäuft vorkommen, das beinahe schon der Blick auf die Kommunen und die landwirtschaftlichen Kulturen verstellt wird.

Die Dominanz der Energiewirtschaft nahe Königsbrunn ist nicht nach meinem Geschmack, also höchste Zeit dass ich endlich auf den Bisamberg hinauf komme. Zuvor ist aber noch der Weinort Hagenbrunn angesagt, erst dann steige ich auf einem teils gepflasterten Weg in Richtung Elisabethhöhe empor – ob der Aussicht zur Burg Kreuzenstein nicht ohne auf den Auslöser meiner Kamera zu drücken.

Diese Aufstiegsvariante von Hagenbrunn aus ist eher neu für mich, habe sie zumindest nicht in Erinnerung. Die Elisabethhöhe bin ich bisher nur über den „Magdalenenhof“ gegangen, ab dem GH Gamshöhe kommt mir das Terrain wieder vertrauter vor. Oben angekommen bietet sich mir eine Aussicht bis weit ins Tullner Feld hinein. Ein ähnlich gutes Panorama bietet sich dem Wanderer im Südosten, wenn die Sonne im Westen steht.

Bis Langenzersdorf hinunter habe ich nur noch einen kurzen serpentinenartigen Hohlweg zu meistern, aber bei trockenen Verhältnissen kein Problem.Der 07er durch das Weinviertel ist damit abgehakt und der Weg führt im Anschluss beim Einlaufbauwerk auf die Donauinsel und verbleibt dort bis zur Steinspornbrücke. Die Strecke durch Wien bis Groß-Enzersdorf wird von mir im Spätwinter begangen, da begegnen einem nicht so viele Freizeitsportler.

Bei der Steinspornbrücke wechsle ich auf die andere Seite der Neuen Donau und halte mich bis zur Abzweigung „Lobgrundstraße“ beim Ölhafen Lobau an den Radweg Richtung Hainburg. Es folgt ein kurzer Abstecher zur Panozzalacke und zu Napoleons Hauptquartier.

Nach dem Ölhafen durchquere ich die obere Lobau beim Lobaumuseum und über das Gebiet des sogenannten „Angelmaiß“. Über die Kasernbrücke erreiche ich sechs Stunden nach meinem Aufbruch von Langenzersdorf in der beginnenden Dämmerung Groß-Enzersdorf.

Ich befinde mich hier am Donau-Oder-Kanal beim Eingang zum Nationalpark Donauauen. Bei eben diesem bzw. beim Nationalparkcamp werde ich wegen meiner mitgeführten Kompaktkamera gefragt, ob ich Journalist bin. Diese werden hier nämlich nur dann gerne gesehen, wenn sie fürs Fotografieren oder Filmen eine Genehmigung vorweisen können.

Die Untere Lobau wird nicht so häufig frequentiert, wie beispielsweise die Panozzalacke. Jetzt im November ist sie beinahe völlig verlassen und ich bin auf weiter Flur alleine unterwegs, meist entlang der Donaualtarme Eberschüttwasser, Mittelwasser und Kühwörter Wasser.

Wenig später erreiche ich den Marchfelddamm, dem ich mehr oder weniger in gerader Richtung nach Osten folge bis zu einer Wegunterbrechung bei Schönau an der Donau.

Der Schlenker hin zu Schönau währt aber nicht lange und bald bin ich wieder auf dem geraden Marchfelddamm bzw. dem Donauradweg. Vorbei am „Schönauer Feld“ und an den „Heustadelböden“ wendet sich mein Weg erst beim Grundboden der bekannten Ortschaft Orth an der Donau zu.

In Orth an der Donau unterbreche ich abermals und komme in einem anderen Jahr wieder hierher zurück, diesmal wieder im Vorfrühling. Der Ausgangspunkt ist der Schlusspunkt vom letzten Mal beim Schloss.

Der Weg führt – erraten! – an der Firma Baxter vorbei wieder zur Donau zurück. Dort befindet sich auch eine damals leider geschlossene Gastwirtschaft, das „Uferhaus“, inmitten einer urigen Aulandschaft.

Wenigstens ist hier – anders als am Radweg – nicht asphaltiert und ich bleibe fußschonend immer am Donauufer bis ich nach einer guten Stunde über eine Wiese diagonal abzweige und auf Eckartsau zuhalte. An einem Sportplatz am Ortseingang vorbei gehe ich bis ins Ortszentrum vor, wo ich nach rechts zum Schloss hin abbiege.

Und dann bekomme ich einen Vorgeschmack auf das , was mich im Burgenland erwartet: Kilometerlang verläuft der 07er nun auf dem Marchfelddamm bzw. dem Donauradweg in nur leichter Biegung bis Stopfenreuth. Oft ist die Querung der hier stark mäandrierenden Donaualtarme die einzige Abwechslung. Immerhin kommen die schon weithin sichtbaren Erhebungen der westlichsten Karpatenausläufer und somit auch Hainburg langsam näher.

Bei Stopfenreuth wendet sich der Weg wieder zur Donau hin. Dort, wo ich auf sie treffe muss ich aber auf einem von LKWs (Baustelle) arg zugerichteten Weg zur Brücke nach Bad Deutsch-Altenburg stapfen. Auf der Brücke selbst erkenne ich in der Ferne mein vorläufiges Ziel am Fuße des Braunsberges und des Hundsheimer Berges.

Nach der Brücke ist mir der Weg schon von meiner 02er-Begehung und vom Jakobsweg Österreich her bekannt. Es geht somit beinahe immer in Donaunähe entlang bis zum Bahnhof.
Damit habe ich bereits einen beträchtlichen Teil des Ostösterreichischen Grenzlandweges hinter mir und bin schon gespannt, was das Nordburgenland dem Weitwanderer zu bieten hat.
WWW 07 – Tage 5 bis 8: Von Dobersberg nach Retz
Meine Begehung des Ostösterreichischen Grenzlandweges ist mittlerweile ja schon recht weit gediehen und es verbleiben nur noch einige wenige Wandertage, bis ich Bad Radkersburg an der steirisch-slowenischen Grenze erreichen werde. Damit meine Tour vollständig dokumentiert wird, gibt’s auch diesmal wieder älteres Material. Im Detail war ich an den nachstehenden Tagen unterwegs:
- 27.10.2014: Dobersberg – Karlstein – Raabs/Thaya
- 28.10.2014: Raabs/Thaya – Eibenstein – Drosendorf
- 11.04.2015: Drosendorf – Geras – Hardegg
- 12.04.2015: Hardegg – Ruine Kaja – Retz
In Dobersberg begebe ich mich zunächst einmal zur Kirche, wo ich einer Radfahrerin begegne. „Sind sie Weitwanderer?“. Mit dieser Frage, die wohl jeder hier zu hören bekommt, der einen etwas größeren Rucksack mit sich führt, kommen wir ins Gespräch. Die Dame stellt sich als Wegewartin der hiesigen AV-Sektion vor und will von mir wissen, ob mit den Markierungen alles in Ordnung sei. Ich erhalte ihre Handynummer, mit der ich Mängel bei Farbstreifen und Tafeln zwischen Dobersberg und – wenn ich mich jetzt richtig erinnere – Karlstein bei ihr melden kann. Also ein weiteres Argument, die Augen offen zu halten, und schon geht es weiter an der Hauptstraße durch Dobersberg hindurch, noch vor dem Ortsende nach links auf Feld- und Waldwegen nach Lexnitz und ab da wieder auf Asphalt Richtung Radlmühle.

Ich erlebe heute den grauesten Tag aller meiner bisherigen Wandertouren im Waldviertel. Dies offenbart sich mir am deutlichsten bei der nächsten Ortschaft Schuppertholz. Im Sonnenschein wahrscheinlich malerisch an einem Hügel gelegen, ist es an diesem Tag für mich im Nebel kaum wahrnehmbar. Am anderen Ende von Schuppertholz darf ich die Straße kurz verlassen, um auf einem Schotterweg direkt über den ‚Wartbühel‘ zu marschieren, anstatt auf der Straße um diesen herum. Wieder auf der Straße schreite ich hurtig nach Hohenwart hinab – ein Dorf, durch das mittendurch ein Bach fließt. Ein frei stehender Turm scheint optisch die einzige Attraktion hier zu sein.

Wieder aus Hohenwart draußen, folge ich nach ca. 200m einem Weg nach links. Eine Schottergrube oder Deponie wird umgangen und kurz vor dem nördlichen Rand von Münichreith stehe ich wieder auf der Straße, die mich von hier mäßig steil durch Wald zur Thaya und zur Gerhartsmühle hinab leitet.

Der 07er bzw. Thayatal-Wanderweg 630 wird nun zum Steig und ich kämpfe mich durch verwachsenes Unterholz zu einem Feldweg am oberen Waldrand empor. Achtung! Nach einem Unwetter oder wegen des Eisbruchs vom Dezember 2014 existiert der Weg in dieser Form anscheinend nicht mehr und wurde inzwischen verlegt!
Auf dem vorhin bezeichneten Feldweg gelange ich an einem Sportplatz vorbei nach Karlstein hinein. Jetzt wäre es eigentlich Zeit für eine Mittagspause, allerdings kann ich hier nirgendwo eine gastronomische Aktivität erkennen. Ach ja, es ist Montag – ein typischer Ruhetag in der Branche! Na, dann suche ich erst gar nicht weiter.
Erwähnenswert sind bezüglich Karlstein noch das imposante Schloss, die Uhrenfachschule und die Seminare des verstorbenen Kräuterpfarrers Weidinger.

Ich halte mich nicht lange in Karlstein auf, das nächste Ziel heißt Speisendorf. Ich gehe auf der Straße am Schloss vorbei bis zum Beginn eines nach links hinauf führenden Waldsteiges. Dieser bringt mich auf eine Art Kammweg durch mehr oder weniger dichten Wald. Die Wegführung ist dort nicht immer eindeutig und mancherorts auch unzureichend markiert (wofür die Wegewartin aus Dobersberg allerdings nicht mehr zuständig ist), so dass die ‚Trial and error-Methode‘ angewendet werden muss. Am Rande des sogenannten Reutfeldes verlasse ich den Wald wieder und bekomme ab hier auch bereits Speisendorf schemenhaft durch den Nebel zu sehen. Auf einem Karrenweg nähere ich mich der Ansiedlung bis zum Ortsrand.

Speisendorf wirkt ziemlich verlassen. Keine Menschenseele ist an diesem Tag anzutreffen, ja als ich den Ort in Richtung Liebnitz verlasse bekomme ich sogar quasi Polizeischutz. Mehrmals fährt ein Fahrzeug der Exekutive an mir vorbei. Ist es denn wirklich so abenteuerlich, hier entlang zu gehen?
Ich passiere die Liebnitzmühle und kurze Zeit später die Hahnmühle, wo ich links in den am Thayaufer entlang führenden Steig einbiege. Dieser bringt mich anfangs unter zum Teil 50 Meter hohen Felswänden und danach hoch über dem Thayaufer bis nahe Raabs. Hier begegne ich den ersten Spaziergängern seit Dobersberg.

Die Thaya mäandriert in diesem Bereich sehr stark und ich muss das alles ausgehen. Es wäre zwar auch ein kürzerer Weg nach Raabs hinein möglich gewesen, den ich auch kurz unbeabsichtigt teste, der richtige Weg ist aber zu schön um ihn im wahrsten Sinne des Wortes links liegen zu lassen.
Ich überschreite daher einen bewaldeten Rücken, um gleich darauf wieder hinunter zur Thaya zu stoßen. Der Fluss ist nun zu übersetzen und anschließend muss ein Gehöft durchwandert werden, bevor man am Beginn eines Uferpromenadenweges steht. Diesem folge ich bis an den Rand von Raabs. In Raabs tangiert der Weg den Zusammenfluss der Deutschen Thaya mit der Mährischen Thaya bei einem Holzsteg, auf dem die Burg von Raabs erreicht werden kann.
Trotz der langsam hereinbrechenden Dämmerung bin ich anscheinend zu früh dran. Mein Quartier ist eher am Rand von Raabs in einer höher gelegenen Siedlung und als ich dort eintreffe, ist alles verdunkelt. Während ich die Straße auf und ab gehe und langsam auskühle, schwitzt die Quartiergeberin noch in der örtlichen Sauna.

Am nächsten Tag scheint die Sonne wieder. Das ist ein ordentlicher Motivationsschub und das Fotografenherz lacht. Es ist das letzte Teilstück meiner Herbstwanderung 2014 mit dem Ziel Drosendorf. Zwanzig Kilometer Weglänge und gut fünf Stunden errechnete Wegzeit machen diesen Schlussabschnitt für mich nicht allzu fordernd.
Ich verlasse Raabs in Richtung Südosten auf dem Kollmitzsteig und sollte am „Jungfernstein“ vorbeikommen. Dieser bleibt aber – entweder weil ich noch verschlafen durch die Welt gehe oder vom Gegenlicht geblendet (bin ich ja schon tagelang nicht mehr gewohnt) – von mir unbemerkt.

Kurz nach dieser ominösen Stelle schwingt sich der Weg steil zur Wirtsleiten auf. Auf der anderen Seite verliere ich auf einem Waldweg dann wieder etwas an Höhe und stehe bald vor der „Böhmischen Mauer“. Wenige Minuten später betrete ich bei einer Serpentine das Gelände der Ruine Kollmitz, welches ich – da frei zugänglich – auch sofort erkunde.
Weiter unten – wieder im Thayatal – liegt die Ansiedlung Kollmitzgraben. Dort an der Uferstraße ist gerade eine größere Baustelle, dennoch bietet sich mir aber ein schönes Fotomotiv von der gesamten Ruinenanlage.

Bald steigt diese Straße bergan und ich umgehe den Hadlitzberg in seiner rechten Flanke. Bei einer Wegteilung erreiche ich links über einen Forstweg hinunter bei der Haidlmühle wieder die Thaya. Nun beginnt der schönste Abschnitt des Tages. Als schmaler Steig hoch über der Thaya – zu Beginn teilweise felsig, später im schattigen Steilabhang mit Bachquerungen – schlängelt sich der Pfad zeitraubend bis zur Oberpfinnigsteigmühle. Ab dort wird der Weg breiter und leitet mich bei der Unterpfinnigsteigmühle vorbei.

Nach den beiden Mühlen steigt der 07er wieder etwas und erreicht wenige Gehminuten vor Eibenstein eine Asphaltstraße. Ich halte auf den Ort zu und finde unterhalb der Kirche eine Sitzgelegenheit für die Mittagspause.Ein geöffnetes Lokal zur Einkehr bietet sich mir an diesem Dienstag nicht an.

Nach der Mittagsrast übersetze ich die Thaya bei der Ruine wieder und umrunde der Straße ausweichend einen Hügel zur Hälfte bis hinunter nach Primmersdorf, wo ich abermals auf die andere Seite der Thaya wechsle. Es geht nun auf einer asphaltierten Straße durch den Kobergraben bergan bis zur markierten Abzweigung eines Weges durch den Wald und später an dessen Rand auf die Anhöhe Hofäcker-Überländ. Hier heroben ist freie Fläche und der Wind bläst sehr lebhaft und kühl. Ich erkenne die Ortschaft Autendorf vor mir und in der Ferne mache ich mein Tagesziel Drosendorf aus. Geschätzte 45 bis 60 Minuten sind es noch bis dorthin und ich könnte noch einen relativ frühen Bus in Richtung Retz erreichen.
Also wird das Gehtempo verschärft. Autendorf und die Gehstrecke oberhalb des Robesgrabens sind rasch erledigt. Ich schwenke – jetzt schon wieder bei der Thaya – Richtung Drosendorf ein und habe dessen Schlossanlage hoch über dem Thayatal vor mir. Ein kurzer, heftiger Anstieg ist noch zu absolvieren, dann befinde ich mich bei einem Kreisverkehr. Und hier passiert es: Eine Gehminute von der Bushaltestelle entfernt erkenne ich auf meiner Karte die Kreuzung nicht und gehe fälschlicherweise noch hinunter nach Drosendorf-Altstadt. Das kann ich mir jetzt zwar als Sondierung des Weiterweges fürs nächste Mal anrechnen lassen, kostet mich jedoch so viel Zeit, dass ich den anvisierten Bus nicht mehr erreiche und mehr als eineinhalb Stunden auf den nächsten Bus warten muss. Eine öde Angelegenheit, wie ich nun weiss. Ich kann nur jedem davon abraten, sich an einem Dienstagnachmittag zwischen 14:00 Uhr und 17:00 Uhr in Drosendorf die Zeit vertreiben zu wollen. In dieser Zeit sind alle Rollbalken herunten und die Stadt ist in zwanzig Minuten – zumindest bei herbstlichen Temperaturen – abgeklappert.

Ab Drosendorf mache ich im Frühjahr 2015 weiter. Das Besondere an der Strecke bis Retz ist nicht nur der Nationalpark Thayatal, sondern auch, dass mit Gert von gipfelrast.at ein weiterer Weitwanderer zufällig am gleichen Wochenende dort unterwegs ist. Es dauert aber ein wenig, bis ich seine Wandergruppe einholen kann. Ab Drosendorf hat er etwa eine Stunde Vorsprung und weilt, als ich mit dem Bus am Hauptplatz einfahre, bereits einige Kilometer weiter im Osten. Ich mache mich und meinen Rucksack abmarschbereit und nehme anschließend den Weg beim Kreisverkehr wieder auf.

Ich muss durchs Horner Tor, um gleich darauf links entlang der Stadtmauer hinunter nach Drosendorf-Altstadt zu gelangen. Ich sehe mir dort kurz die Kirche an und befinde mich wenig später auf dem Kamp-Thaya-March-Radweg, der mich auf den Galgenberg – mit Aussicht auf Drosendorf – hinauf bringt.

Dem Radweg folge ich bis Wolfsbach, danach zweige ich in einen Waldweg und später einen Feldweg ab, um unmittelbar vor Kottaun wieder im Wald zu verschwinden. Bei Kottaun meldet sich erstmals auch der Messenger auf meinem Handy – Gert und seine Gruppe halten kurz nach Geras zum Verschnaufen inne. Dadurch sehe ich meine Chance, ihnen ein bedeutendes Stück näher zu kommen und lege daher einen Zahn zu. Der Wald ist flott durchwandert und die Straße nach Geras erreicht. Bis zum Stift gibt es kaum Interessantes am Wanderweg und so ist es wenig verwunderlich, dass ich nicht lange bis zur Stiftskirche brauche.

Eine Pause ist jetzt angesichts der vermuteten Nähe der Wanderfreunde nicht drinnen. Deshalb setze ich den Weg nach ein paar Fotos von der Stiftsanlage wieder fort und erreiche zügig wieder Waldgebiet. In diesem gewahre ich auch einen Stapel mit geschlichteten Baumstämmen – das muss wohl Gerts Rastplatz gewesen sein! Ich mag ihm schnell folgen, doch der Waldweg wird zusehends morastiger. Also schnell geht da gar nichts! Immer wieder muss ich auf die Seite ins Unterholz ausweichen.

Einmal bekomme ich durch den Waldrand kurz freie Sicht auf Langau, den nächsten zu durchwandernden Ort. Just in diesem Moment meldet sich Gert wieder, der dort bereits eingetroffen ist und beim örtlichen Wirten sitzt. Ich kann ihm erfreut mitteilen, dass Langau schon sehr nahe ist. Tja, wär’s auch gewesen, wenn ich querfeldein dorthin gegangen wäre, aber dem Wanderweg gefällt es sehr gut im Wald und er macht noch einen ordentlichen Umweg zu einem Hügel um dann – endlich Richtung Ort – in Wellen auf und ab unnötige Höhenmeter zu machen. Und ich muss auch am Handy die Ungeduld anderer fühlen: „Wie lange wird’s denn noch dauern?“
Endlich in Langau angekommen, erfahre ich, dass ich die Gruppe auch dort nicht einholen kann – sie ist schon weiter nach Riegersburg unterwegs. Ich jedoch brauche jetzt unbedingt eine Pause.

So ungefähr zwanzig Minuten lang regeneriere ich mich bei der örtlichen Kirche. Ich bekomme langsam das Gefühl, an einer Schnitzeljagd teilzunehmen.
Außerhalb von Langau tangiere ich das hiesige Freizeitzentrum – Achtung hier wird geschossen, aber es knallt nur laut. Bis Riegersburg muss ich dann noch ordentlich Gas geben – erst dort treffe ich endlich auf Gert und seine Leute, die auf einer Sitzbank beim Schloss auf mich warten. Nun vereint, ziehen wir zu viert weiter gen Felling, wo sich eine Perlmuttmanufaktur befindet, die wir aber links liegen lassen.

Wir haben es beinahe schon bis Hardegg geschafft. Etwa 1:45 Stunden sind es laut Beschilderung in Felling nur noch. Ganz besonders Ausdauernde mit viel Zeit können allerdings auch über einen Umweg in sechs Stunden in der kleinsten Stadt Österreichs eintreffen. So viel Zeit haben wir allerdings nicht mehr. Zum einen haben meine Begleiter in Hardegg im Gegensatz zu mir noch kein Quartier vorreserviert, zum anderen schickt sich hinter uns eine dunkle Gewitterwolke an, uns überholen zu wollen.

Das Duell endet letztlich unentschieden. Wir erreichen Hardegg gleichzeitig mit den ersten schweren Regentropfen und kommen so noch einigermaßen trocken bei unserem Quartier an, wenngleich auch mit kurzer Unterbrechung in einem Buswartehäuschen. Glück gehabt – alle vier kommen im Gasthof Hammerschmiede unter!
Schon am nächsten Morgen zeigt sich das Wetter wieder von einer wesentlich freundlicheren Seite. Bei Sonnenschein ist die Burg Hardegg einfach viel fotogener. Wir bekommen die Burg aus unterschiedlichen Perspektiven zu sehen – die Fotografen freut es!


Wir erreichen den Ochsengraben, gelangen auf einen schmalen – offiziell noch gesperrten – Pfad und steigen zwischen vom vergangenen Eisbruch geknickten Bäumen hindurch. Es folgt eine recht interessante Passage, die man auch über den Umlaufberg deutlich abkürzen kann. Wir entscheiden uns jedoch, den Thayaumlauf komplett auszugehen.

Die ganze Zeit seit Hardegg befinden wir uns direkt an der Grenze zu Tschechien, beim Kajabach verlassen wir sie und wenden uns wieder dem Landesinneren zu. Vorbei an der Ruine Kaja und dem Sagteich durchqueren wir ein größeres Waldstück – das Kajarevier – und verlassen es erst wieder bei Niedrfladnitz. Danach streifen wir noch das kleinere Waldgebiet „Rehleiten“ und treffen unmittelbar vor Hofern auf einen Radweg und die Gleise der ehemaligen Thayatal-Bahn, auf denen jetzt in der warmen Jahreszeit der „Reblaus-Express“ fährt.

Dieser Punkt markiert auch die Grenze zwischen dem Wald- und dem Weinviertel. Sogleich sichten wir auch die ersten Weinkeller. Dem Radweg folgen wir nun nach Osten hin zum Parapluieberg und befinden uns schon inmitten der Retzer Weinberge mit einer weiten Aussicht über das nördliche Weinviertel bis hin zum Buchberg, den ich ein paar Tage später überschreiten werde.

Der Weg fällt nun deutlich zur noch funktionstüchtigen Retzer Windmühle und das letzte Stück bis an den Rand des Retzer Siedlungsgebietes hinab. Von dort marschieren wir noch weiter bis zur Znaimer Straße und dem Znaimertor, dann stehen wir auf dem Hauptplatz mit einigen interessanten Gebäuden, wie z. B. dem alten Rathaus, der Marienkapelle, dem Scherzerhaus, dem sog. Sgraffito-Haus oder dem sog. Verderberhaus.

Wir sind nun am Ziel und ein tolles Wanderwochenende geht zu Ende. Ich verabschiede mich am Bahnhofsparkplatz von der Gruppe, muss aber noch beinahe eineinhalb Stunden auf den nächsten Zug Richtung Wien warten. Naja, Wochenende eben…
WWW 07 – Tage 1 bis 4: Von Altweitra nach Dobersberg
Wenn sich aktuell wandermäßig nicht viel tut, muss ich auf meine Tourenhistorie zurückgreifen und die führt mich zunächst ins Waldviertel zum Startpunkt des „Ostösterreichischen Grenzlandweges“ mit der Nummer 07 bzw. 07A. Wo aber liegt dessen Anfang nun? Der Hauptweg beginnt am Nebelstein, dieser ist öffentlich allerdings weniger gut zu erreichen, weil ein längerer Zustieg vonnöten ist. Ich entscheide mich deshalb für die Variante und wähle Altweitra als Ausgangsort.
In diesem Beitrag fasse ich folgende Etappen zusammen:
- 19.09.2009: Altweitra – Mandlstein – Moorbad Harbach – Weitra
- 20.09.2009: Weitra – Groß Dietmanns – Gmünd
- 25.10.2014: Gmünd – Schrems (Eugenia) – Heidenreichstein – Wiedenauer Teich
- 26.10.2014: Wiedenauer Teich – Waidhofen/Thaya – Thaya – Dobersberg
Noch bei klarem Sternenhimmel von daheim aufgebrochen muss ich noch bei der Anreise nach Altweitra erfahren, was es bedeutet im Herbst im Waldviertel unterwegs zu sein. Die zahlreichen Moorböden verstärken die Neigung zu Nebel. So ist es nicht verwunderlich, dass ich in einem eher trostlos wirkenden Gmünd dem Zug entsteige. Die Weiterfahrt in einem Taxibus nach Altweitra dauert dann nur noch wenige Minuten und ich begebe mich sogleich zur Kirche im benachbarten Unserfrau.

Von der Kirche halte ich noch auf der Straße Richtung Schagges zu, bald zweigt aber ein Karrenweg nach rechts in die Ausläufer des Reinprechtsforstes ab. Der Waldboden nimmt sofort den für das Waldviertel typischen Moosüberzug an. Feucht und sumpfig ist es hier, ich muss achtgeben, wo ich hintrete. Ich passiere den einen oder anderen Fischteich im Gebiet der „Hauslüß“, auf dem richtigen Weg wähne ich mich allerdings nicht immer. Kurz vor Heinrichs finde ich meine Markierung wieder und schwenke nach links zum Anstieg auf den Kudelring. Nach dessen Überschreitung wird der Weg zu einem schmalen, teils seilversicherten Pfad, in dessen Bereich ich an einigen interessanten Granitsteinblöcken und Wackelsteinen vorbeikomme. Die nächste zu erklimmende Anhöhe ist der „Hut“, welcher hier sowohl als Granitsteinformation als auch mit seinen 838m als Hausberg der Heinrichser fungiert.

Nach kurzem Abstieg quere ich die Straße von Heinrichs nach Moorbad Harbach und schwinge mich auf der anderen Seite zum Gipfel des Mandlstein auf. Hier wird der Nebel besonders dicht und auch der Wind bläst ordentlich. Trotz dieser widrige Umstände mache ich hier meine Mittagspause – im Stehen wohlgemerkt, trotz vorhandener Sitzgelegenheit!

Nach ca. 15 Minuten wird mir das zu „anstrengend“ und ich setze den Weg hinunter nach Moorbad Harbach fort, zunächst zur Straße und dann auf dieser oder auf einem parallel zu ihr verlaufenden Güterweg. Ich marschiere durch den Ort am Kurhaus und am Gasthof „Holzmühle“ vorbei, übersetze den Hirschenwiesbach und die nach Hirschenwies führende Straße bis zu einer Wegteilung im Gebiet „Maißen“. Von hier sollte ich eigentlich zum Nebelstein mit seiner gleichnamigen Schutzhütte aufsteigen, doch passiert mir hier ein zeitraubendes Missgeschick und ich biege fälschlicherweise nach rechts ab anstatt geradeaus weiterzugehen. Eine rot-weiß-rote Markierung und die vermeintlich korrekte Wegnummer verleiten mich dazu und ich bemerke meinen Irrtum erst, als ich wieder aus dem Wald komme und in einer Senke die Ortschaft Hirschenwies erkenne.

Zwar kann ich auch von Hirschenwies aus auf den Nebelstein aufsteigen, die Uhr zeigt jedoch bereits 15:30 und ich muss im drei Stunden entfernten Weitra noch ein Quartier suchen. Also zurück zur Wegteilung und zum Gasthof „Holzmühle“, von dort weiter hinab vorbei an der „Steinernen Frau“ und durch Wultschau auf der Straße. Bald nach Wultschau zweigt ein Weg in den „Hinteren Hartwald“ ab. Dieser Weg bringt mich zur Lainsitz und weiter durchs Gabrielental in die Stadt Weitra, wo ich beim letzten Tageslicht eintreffe. Tja, am Wochenende ist die Quartiersuche ohne Vorreservierung hier schwierig, ich habe aber Glück und komme privat am südlichen Stadtrand unter. Bei der Quartiergeberin kann ich mich nur noch an den Vornamen erinnern. Eine Ludmilla scheint mir hier im Land doch eher selten unterzukommen. Sollte sie noch vermieten, kann ich sie durchaus empfehlen.
Anderntags sehe ich mich zuerst noch ein wenig auf dem Hauptplatz um. Es gibt da ein paar ganz nette und fotogene Hausfassaden und das Hotel Brauhaus, dessen Rezeptionistin ich auch für die Unterstützung bei der Quartiersuche dankbar bin.

Obwohl die Stadt einen ausführlichen Besichtigungsrundgang rechtfertigen würde, hält es mich nicht lange hier. Es ist nebelig und recht kühl, also muss ich mich schneller bewegen. Einige Male übersetze ich die Schmalspurbahn, bevor sich die Straße langgezogen nach Ulrichs hinab senkt um am Gegenhang wieder steil und kurvig anzusteigen und danach am verfallenden Friedrichshof vorbei auf die Straße von Altweitra nach Hörmanns zu stoßen. Über einen Feldsaum erreiche ich den sogenannten „Satzungswald“ und steige sodann durch den „Eisengraben“ hinab nach Groß-Dietmanns, wo ich mir eine Pause gönne. Gleich außerhalb des Ortes gelange ich wieder an eine Weggabelung mit einem Wegkreuz. Diesmal passe ich besser auf Markierung und Wegnummer auf und riskiere auch einen Kontrollblick in meine Kompass-Faltkarte (Anm.: Das war die letzte Tour, bei der ich derartige Karten mitführte).

Der 07er beschreibt hier ein Eck in den Asangwald hinein. Nach etwa einer Stunde gibt mich der Wald am anderen Ende bei einer Asphaltstraße wieder frei. Ich folge der Straße nun in Richtung Gmünd und dann nach rechts dem Teichkettenweg. Dieser heißt so, weil man hier an einer Abfolge nebeneinander liegender Teiche bis an den Stadtrand von Gmünd entlang wandern kann.

Gleich nach der Unterführung der Franz Josefs-Bahn geht’s linker Hand zum Bahnhof (also im Jahr 2009 auch für mich) und halbrechts am Fuchsteich vorbei in den Malerwinkel und kurz darauf in den Naturpark Blockheide. Letzteren stelle ich mir durchaus sehens- und erwandernswert vor, mein Zeitbudget ist aber viel zu knapp dafür, schließlich gilt es an diesem Oktobertag noch Seyfrieds kurz nach Heidenreichstein zu erreichen. Aus diesem Grund kommt an diesem eher grauen Tag auch ein Aufstieg auf den Aussichtsturm nicht in Betracht.

Groß- und Kleineibenstein, das Jagdhaus Ludwigsthal, der Hubertusbildstock und Schrems-Eugenia sind die nächsten Stationen auf meinem Weg. In Eugenia raste ich in einem Buswartehäuschen und studiere den Weiterweg nach Amaliendorf. Wenige Schritte später empfiehlt sich eine Kellerzeile als Fotomotiv – aber ist das Weinviertel nicht noch vier Tagesmärsche entfernt weiter im Osten? Hier wird wohl etwas anderes gelagert, jedenfalls ist mir in dieser Gegend keine einzige Riede untergekommen.

Gleich nach Eugenia stehen kilometerlange Forststraßen auf dem Wanderprogramm. Hartberg nennt sich dieses Waldgebiet. Etwa am Fuße des Machoberges (der ist wirklich so in meiner Kompass-Karte eingetragen!) beginnen dann die Wackelsteine, welche mich bis Amaliendorf begleiten. Für ein besonderes Exemplar mache ich sogar einen kurzen Abstecher auf einen Nebenpfad.

Amaliendorf zieht sich in die Länge, auch weil der Ort mit dem benachbarten Aalfang mittlerweile zusammengewachsen ist, vor allem aber, weil ich seit dem Ortsbeginn wieder auf Asphalt unterwegs bin.

Die nächste Durchgangsstation ist Wielandsberg, wo ich die Straße endlich wieder verlassen darf und durch den Meinhartswald bis zum Kaltenbachteich gelange. In unmittelbarer Nähe zum Teich befindet sich eine Gaststätte der besonderen Art, sie ist nämlich im Rumpf einer Tupolew 154 untergebracht.

Kurz nach der Gaststätte komme ich über Kleinpertholz in Heidenreichstein an. Hier mache ich’s mir nochmals bequem und nach kurzer Zwischenpause schlendere ich durch den Stadtkern. Bekannt ist diese Stadt allerdings für ihre imposante mittelalterliche Wasserburg, deren Innenhof ich mir auch ansehe. Zahlreich Fotos von der Burg entstehen, für diesen Beitrag habe ich ein repräsentatives ausgewählt.

Wieder zurück im Meinhartswald finde ich seltsame Utensilien am Wegesrand: Brennende Friedhofskerzen, Absperrbänder, ja sogar abgestellte Särge kommen mir unter. Hier im Wald dürfte die hiesige Jugend am Wochenende vor Halloween bereits für das schaurige Fest proben. Und richtig: Dem Hängenden Stein kann ich an diesem Nachmittag keinen Besuch abstatten, da zu diesem Zeitpunkt genau dort eine „Hexenversammlung“ oder Ähnliches stattfindet. Also lieber nicht anstreifen und ich ziehe mich daher wieder auf den eigentlichen Weitwanderweg zurück.

Ich muss noch bis zum Winkelauer Teich durch den Wald gehen, erst dort bin ich wahrscheinlich vor den „Hexen“ sicher. Bereits hier könnte ich zu meinem Quartier in Seyfrieds abzweigen, aber gehe noch ein Stück der Straße am Teichufer entlang. Das sollte sich nochals gute Entscheidung herausstellen, denn ich bin von einer hölzernen Fischerhütte mit Steg angetan und am nächsten Morgen sollten die Lichtverhältnisse noch nicht fototauglich sein.

Nach einer Nacht in einem trotz Heizung nicht allzu warmen Zimmer versuche ich möglichst schnell nach Waidhofen an der Thaya weiter zu gehen, um dort mittags einkehren zu können. Laut Recherchen im Vorfeld gibt es vorher keine Möglichkeit und danach auch in Thaya eher nicht, so dass ich dann bis Dobersberg hungrig durchlaufen müsste. Fuchsberg (Wasserscheide Nordsee – Schwarzes Meer), Artolz, Buchbach, Brunn und Jasnitz heißen die Wegpunkte, die ich bis Waidhofen – nicht selten auf verkehrsarmen Asphaltstraßen – zu passieren habe. Die Strecke bis dorthin ist nicht allzu spektakulär, darum wird die angegebene Gehzeit im Wanderführer von mir auch ein wenig unterboten.

In der Stadt selbst gönne ich mir eine Pizza, dann ziehe ich weiter – nämlich hinunter zur Thaya in eine noch ursprünglich erhaltene Aulandschaft. Der Weg nach Kleineberharts führt hart an der Sixmühle und einigen Marterl – auch solchen in exponierter Lage – vorbei.

Kurz nach dem Ort überschreite ich die aufgelassene Bahntrasse. Der Weg macht einen Linksbogen und strebt zwischen Feldern hindurch direkt Thaya zu. Zu mehr als einer Besichtigung der Kirche reicht es aber nicht. Ich muss weiter, denn Dobersberg liegt noch gute zwei Wegstunden vor mir und die Tage sind schon recht kurz.
Über Niederedlitz gehe ich zum Rehbergwald, wo ich zeitweise eine gute Aussicht auf den Ort Merkengersch habe. Es folgt dann der Maiß(en)wald mit einem unerwarteten Anstieg bis zur Bergstation eines Skiliftes. Von hier heroben kann ich Dobersberg schon sehen.

Ich steige am Rand der Piste ab, dann folgt eine eher steile Fortsetzung im Wald bis zu einer Straße mittels derer ich die Thaya wiedersehe. Ich schreite über einen Steg ans andere Ufer und halte auf ein Wildgehege zu. Noch wenige Schritte bergan und ich stehe am Ortseingang von Dobersberg. Gleich hier in unmittelbarer Nähe befindet sich auch mein Quartier, mit dem ich sehr zufrieden bin.
Insgesamt betrachtet bietet das Waldviertel mit seinen moosig-moorigen Böden und den mystischen Granitblöcken eine willkommene Abwechslung zu anderen Naturlandschaften im Land. Der häufige Nebel in den Herbst- und Wintermonaten passt da nur allzu gut dazu. Dennoch ist für mich der Gedanke an eine Frühjahrstour nicht abwegig.