Stadtwanderweg 9: Im Prater zwischen Bier- und Fasangarten

Tag der Tour: Dienstag, 14.Februar 2017;

Eigentlich wäre dieser Tag prädestiniert für das Aufsuchen einer Blumenhandlung, doch ich ziehe diesmal zum herrlich sonnigen Valentin höhere Gewächse vor und begebe mich in den Wiener Prater mit seinen Alleebäumen. Der Wiener Stadtwanderweg mit der Nummer 9 soll heute von mir bewandert werden – ein Rundweg, der mir vorab als uninteressant und wenig attraktiv zugetragen wurde. Ich male mir schon vor dem Start am Bahnhof Praterstern aus, dass das Gehen hier wohl leichter fallen wird als die Beschreibung der Eindrücke, die ich von dieser Gegend haben werde. Also mal sehen, dreizehn Kilometer Fußweg warten auf mich!

Am frühen Vormittag bin ich  bei weitem nicht mehr alleine in der Prater Hauptallee, die rasch nach der Unterführung am Praterstern erreicht ist. Da bleibe ich allerdings nicht lange, denn schon kurz nach dem Planetarium weist ein Pfeil nach rechts in die Sportklubstraße.

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Prater Hauptallee auf Höhe Planetarium

Ab der Rustenschacherallee halte ich direkt auf den Konstantinhügel, der von zahlreichen Sportplätzen flankiert wird, zu. Ich finde beim Hügel einige vermeintliche Fotomotive, welche sich bei näherer Betrachtung daheim dann als wenig brauchbar erweisen. Entlang der Spenadlwiese gehe ich nun weiter bis zur Rotundenallee vor, die ich überquere. Sogleich befinde ich mich im Randbereich der bekannten Jesuitenwiese, auf welcher unterm Jahr verteilt diverse Festivitäten veranstaltet werden.

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Blick auf die Jesuitenwiese

Der Jesuitenwiese folgt eine größere ausgewiesene Hundezone, die wohl mindestens bis zur abermaligen Querung der Rustenschacherallee reicht, wenn nicht gar bis zur Stadionallee. Bei letzterer beginnt dann die Siedlung „Wasserwiese“, die vom Weg aber nur gestreift wird. Es dauert dann nicht mehr lange bis zur Unterführung der A23, der einzigen nennenswerten Lärmquelle am Wanderweg. Nun schon im Unteren Prater holt der Weg in einem weiten Linksbogen bis zur Belvedereallee aus.

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Belvedereallee

Die Belvedereallee muss wohl mindestens zwei Kilometer lang sein – und eine richtig breite Schneise im Auwald. „Fasangarten“ wird dieses Gebiet laut Wiener Stadtplan genannt, den entsprechenden gefiederten Zeitgenossen bekomme ich jedoch nicht zu sehen. Die Allee, die an manch schattigen Stellen einem Eislaufplatz gleicht, führt direkt unter der Ostbahnbrücke hindurch zum Lusthaus, wo sechs Alleen zusammentreffen.

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Lusthaus

Ich begebe mich gleich weiter zur nahegelegenen Gärtnerstraße, wo sich auch die Stempelstelle „Gösser Bierinsel“ befindet. Dort kehre ich auf einen Kaffee ein. Die Bausubstanz dürfte bereits etwas älter sein, als es von außen den Eindruck erweckt und auch das Interieur sieht schon etwas abgenutzt aus. Dafür ist die Qualität des Stempels tipp-topp! Von der „Bierinsel“ ziehe ich dann weiter in Verlängerung der Gärtnerstraße hinein in einen Erdweg am zugefrorenen Lusthauswasser entlang Richtung Donau.

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am Lusthauswasser

Auf der anderen Seite des Weges befindet sich die Freudenauer Rennbahn, wo saisonal galoppiert wird. Heute erlaubt mir das reichlich vorhandene Gegenlicht allerdings keine gute Sicht auf Bahn und Tribüne.

Die nicht geteerten Wege haben noch einen ordentlichen Eispanzer der in der nur langsam wärmer werdenden Luft sehr zögerlich auftaut und das zügige Gehen somit nur am oft matschigen Wegesrand erlaubt. Das Lusthauswasser geht nahtlos ins Mauthnerwasser über, an dessen Ende der Weg seine Kehrtwende vollzieht. Kurz kann ich die Spitze der Pagode am Donauufer erkennen, dann verschwindet der Wanderweg sofort wieder im Auwald. Krebsenwasser, Grünhaufen und die Kapelle „Maria Grün“ heißen die nächsten Stationen, bevor ich die Aspernallee mit Blick auf das Lusthaus erreiche.

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Kapelle ‚Maria Grün‘

Ich bleibe am Waldweg, der mich zur Unterführung der Ostbahn bringt. Dort befinden sich eindrucksvolle Graffiti-Brückenpfeiler-Kunstwerke mit Motiven des Öffentlichen Personennahverkehrs und sonstiger Wiener Wahrzeichen. Street-Art vom Feinsten also.

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Street-Art 1
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Street-Art 2

Noch geht es weiter über Eis und Matsch, je mehr ich mich aber wieder der Zivilisation nähere, desto mehr dominieren die Brauntöne.  Über den Ameisbügel und am Heustadelwasser entlang gelange ich wieder zur A23 und zur Lusthausstraße. Hier könnte man wohl einen deutlich sichtbaren Richtungspfeil anbringen, denn statt direkt am Wasser zu bleiben (wäre bei diesen Bodenverhältnissen vielleicht ohnehin nicht so empfehlenswert gewesen, Anm.) orientiere ich mich weiter an der Lusthausstraße. Anfangs kann ich noch auf einem Fußweg ein wenig neben der Straße unterwegs sein, später bleibt dann nur noch der Weiterweg direkt auf der Straße. Spätestens hier wird der versierte Wanderer dann stutzig – denn dass die Stadtverwaltung den Weg direkt über eine nicht so wenig befahrene Straße führt, obwohl ringsum nette Alternativen zur Verfügung stehen, glaubt ja wohl niemand.

Bis zur Stadionallee bleibe ich noch am falschen Weg, dort bekomme ich meinen Irrtum bestätigt. Es findet sich kein Richtungspfeil zur Orientierung, was mich dazu veranlasst, nach rechts in Richtung Hauptallee abzubiegen. Beim Bootshaus am Ende des Heustadlwassers entdecke ich meine Markierung wieder, die zunächst zur Trabrennbahn in der Krieau weist. Ich passiere die Wendestelle der Liliputbahn, die Baustelle bei der Trabrennbahn, den Rotundenplatz und gewahre das Gelände der Wiener Messe.

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Wiener Messe

Kurze Zeit später bin ich am Rand des Wiener Wurstel- oder Volkspraters. Ein Stück der „Straße des 1. Mai“ entlang gehend fallen mir einige Lokale mit klingedem Namen auf, so z.B. die „Luftburg“ oder v.a. das weithin bekannte „Schweizerhaus“. Letzteres hat gerade Wintersperre, aber pünktlich am 15. März dieses Jahres wird es seine Pforten wieder öffnen.

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Schweizerhaus

Bezüglich der Lokale an der Prater Hauptallee ist mir kürzlich auch ein interessanter Artikel im Wochenmagazin ‚Profil‘ untergekommen. So erfahre ich auch, dass das Lokal bis etwa 1840 „Zur Tabakspfeife“ hieß und wie die meisten damaligen Gastro-Betriebe – anders als heute – zur Hauptallee hin ausgerichtet war. Seit 97 Jahren ist es im Besitz der Familie Kolarik und beinahe ebenso lange wird dort Budweiser Bier ausgeschenkt.

Der Kreis schließt sich nun, ich bin wieder bei der Hauptallee angelangt. Ein paar hundert Meter sind es noch bis zur Unterführung beim Praterstern.

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Prater Hauptallee

Es sind jetzt zur Mittagszeit bedeutend mehr Menschen auf der Hauptallee unterwegs als einige Stunden zuvor, auch wenn es auf dem Foto nicht ganz danach aussieht. Vor allem die Nebenwege sind recht bevölkert.

Nach 3:40 Stunden steige ich am Bahnhof Praterstern wieder in den Zug ein und ziehe Bilanz. Von der drohenden Fadesse bin ich verschont geblieben, denn auch in den hintersten Winkeln der Praterauen gibt es einiges zu entdecken und man bedenke, dass sich das riesige Areal noch im Winterschlaf befindet. Von der Ziel- und Routenwahl her wars wohl auch eine feine Angelegenheit, die Benützbarkeit der Wege war wegen des flachen Geländes kein Problem. Wie ich später erfahre, haben andere am selben Tag auf Wegen mit Gefälle aufgrund der Vereisung größere Mühe beim Vorankommen.

WWW 07 – Tage 5 bis 8: Von Dobersberg nach Retz

Meine Begehung des Ostösterreichischen Grenzlandweges ist mittlerweile ja schon recht weit gediehen und es verbleiben nur noch einige wenige Wandertage, bis ich Bad Radkersburg an der steirisch-slowenischen Grenze erreichen werde. Damit meine Tour vollständig dokumentiert wird, gibt’s auch diesmal wieder älteres Material. Im Detail war ich an den nachstehenden Tagen unterwegs:

  • 27.10.2014: Dobersberg – Karlstein – Raabs/Thaya
  • 28.10.2014: Raabs/Thaya – Eibenstein – Drosendorf
  • 11.04.2015: Drosendorf – Geras – Hardegg
  • 12.04.2015: Hardegg – Ruine Kaja – Retz

In Dobersberg begebe ich mich zunächst einmal zur Kirche, wo ich einer Radfahrerin begegne. „Sind sie Weitwanderer?“. Mit dieser Frage, die wohl jeder hier zu hören bekommt, der einen etwas größeren Rucksack mit sich führt, kommen wir ins Gespräch. Die Dame stellt sich als Wegewartin der hiesigen AV-Sektion vor und will von mir wissen, ob mit den Markierungen alles in Ordnung sei. Ich erhalte ihre Handynummer, mit der ich Mängel bei Farbstreifen und Tafeln zwischen Dobersberg und – wenn ich mich jetzt richtig erinnere – Karlstein bei ihr melden kann. Also ein weiteres Argument, die Augen offen zu halten, und schon geht es weiter an der Hauptstraße durch Dobersberg hindurch, noch vor dem Ortsende nach links auf Feld- und Waldwegen nach Lexnitz und ab da wieder auf Asphalt Richtung Radlmühle.

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bei der Radlmühle

Ich erlebe heute den grauesten Tag aller meiner bisherigen Wandertouren im Waldviertel. Dies offenbart sich mir am deutlichsten bei der nächsten Ortschaft Schuppertholz. Im Sonnenschein wahrscheinlich malerisch an einem Hügel gelegen, ist es an diesem Tag für mich im Nebel kaum wahrnehmbar. Am anderen Ende von Schuppertholz darf ich die Straße kurz verlassen, um auf einem Schotterweg direkt über den ‚Wartbühel‘ zu marschieren, anstatt auf der Straße um diesen herum. Wieder auf der Straße schreite ich hurtig nach Hohenwart hinab – ein Dorf, durch das mittendurch ein Bach fließt. Ein frei stehender Turm scheint optisch die einzige Attraktion hier zu sein.

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ein freistehender Turm in Hohenwart

Wieder aus Hohenwart draußen, folge ich nach ca. 200m einem Weg nach links. Eine Schottergrube oder Deponie wird umgangen und kurz vor dem nördlichen Rand von Münichreith stehe ich wieder auf der Straße, die mich von hier mäßig steil durch Wald zur Thaya und zur Gerhartsmühle hinab leitet.

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die Thaya bei der Gerhartsmühle

Der 07er bzw. Thayatal-Wanderweg 630 wird nun zum Steig und ich kämpfe mich durch verwachsenes Unterholz zu einem Feldweg am oberen Waldrand empor. Achtung! Nach einem Unwetter oder wegen des Eisbruchs vom Dezember 2014 existiert der Weg in dieser Form anscheinend nicht mehr und wurde inzwischen verlegt!

Auf dem vorhin bezeichneten Feldweg gelange ich an einem Sportplatz vorbei nach Karlstein hinein. Jetzt wäre es eigentlich Zeit für eine Mittagspause, allerdings kann ich hier nirgendwo eine gastronomische Aktivität erkennen. Ach ja, es ist Montag – ein typischer Ruhetag in der Branche! Na, dann suche ich erst gar nicht weiter.

Erwähnenswert sind bezüglich Karlstein noch das imposante Schloss, die Uhrenfachschule und die Seminare des verstorbenen Kräuterpfarrers Weidinger.

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in Karlstein

Ich halte mich nicht lange in Karlstein auf, das nächste Ziel heißt Speisendorf. Ich gehe auf der Straße am Schloss vorbei bis zum Beginn eines nach links hinauf führenden Waldsteiges. Dieser bringt mich auf eine Art Kammweg durch mehr oder weniger dichten Wald. Die Wegführung ist dort nicht immer eindeutig und mancherorts auch unzureichend markiert (wofür die Wegewartin aus Dobersberg allerdings nicht mehr zuständig ist), so dass die ‚Trial and error-Methode‘ angewendet werden muss. Am Rande des sogenannten Reutfeldes verlasse ich den Wald wieder und bekomme ab hier auch bereits Speisendorf schemenhaft durch den Nebel zu sehen. Auf einem Karrenweg nähere ich mich der Ansiedlung bis zum Ortsrand.

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auf einem Karrenweg ins nebelige Speisendorf

Speisendorf wirkt ziemlich verlassen. Keine Menschenseele ist an diesem Tag anzutreffen, ja als ich den Ort in Richtung Liebnitz verlasse bekomme ich sogar quasi Polizeischutz. Mehrmals fährt ein Fahrzeug der Exekutive an mir vorbei. Ist es denn wirklich so abenteuerlich, hier entlang zu gehen?

Ich passiere die Liebnitzmühle und kurze Zeit später die Hahnmühle, wo ich links in den am Thayaufer entlang führenden Steig einbiege. Dieser bringt mich anfangs unter zum Teil  50 Meter hohen Felswänden und danach hoch über dem Thayaufer bis nahe Raabs. Hier begegne ich den ersten Spaziergängern seit Dobersberg.

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am Thayaufer entlang bis Raabs

Die Thaya mäandriert in diesem Bereich sehr stark und ich muss das alles ausgehen. Es wäre zwar auch ein kürzerer Weg nach Raabs hinein möglich gewesen, den ich auch kurz unbeabsichtigt teste, der richtige Weg ist aber zu schön um ihn im wahrsten Sinne des Wortes links liegen zu lassen.

Ich überschreite daher einen bewaldeten Rücken, um gleich darauf wieder hinunter zur Thaya zu stoßen. Der Fluss ist nun zu übersetzen und anschließend muss ein Gehöft durchwandert werden, bevor man am Beginn eines Uferpromenadenweges steht. Diesem folge ich bis an den Rand von Raabs. In Raabs tangiert der Weg den Zusammenfluss der Deutschen Thaya mit der Mährischen Thaya bei einem Holzsteg, auf dem die Burg von Raabs erreicht werden kann.

Trotz der langsam hereinbrechenden Dämmerung bin ich anscheinend zu früh dran. Mein Quartier ist eher am Rand von Raabs in einer höher gelegenen Siedlung und als ich dort eintreffe, ist alles verdunkelt. Während ich die Straße auf und ab gehe und langsam auskühle, schwitzt die Quartiergeberin noch in der örtlichen Sauna.

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die Burg von Raabs an der Thaya

Am nächsten Tag scheint die Sonne wieder. Das ist ein ordentlicher Motivationsschub und das Fotografenherz lacht. Es ist das letzte Teilstück meiner Herbstwanderung 2014 mit dem Ziel Drosendorf. Zwanzig Kilometer Weglänge und gut fünf Stunden errechnete Wegzeit machen diesen Schlussabschnitt für mich nicht allzu fordernd.

Ich verlasse Raabs in Richtung Südosten auf dem Kollmitzsteig und sollte am „Jungfernstein“ vorbeikommen. Dieser bleibt aber – entweder weil ich noch verschlafen durch die Welt gehe oder vom Gegenlicht geblendet (bin ich ja schon tagelang nicht mehr gewohnt) – von mir unbemerkt.

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endlich wieder Sonne!!! – auf dem Kollmitzsteig

Kurz nach dieser ominösen Stelle schwingt sich der Weg steil zur Wirtsleiten auf. Auf der anderen Seite verliere ich auf einem Waldweg dann wieder etwas an Höhe und stehe bald vor der „Böhmischen Mauer“. Wenige Minuten später betrete ich bei einer Serpentine das Gelände der Ruine Kollmitz, welches ich – da frei zugänglich – auch sofort erkunde.

Weiter unten – wieder im Thayatal – liegt die Ansiedlung Kollmitzgraben. Dort an der Uferstraße ist gerade eine größere Baustelle, dennoch bietet sich mir aber ein schönes Fotomotiv von der gesamten Ruinenanlage.

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Ruine Kollmitz bei Kollmitzgraben

Bald steigt diese Straße bergan und ich umgehe den Hadlitzberg in seiner rechten Flanke. Bei einer Wegteilung erreiche ich links über einen Forstweg hinunter bei der Haidlmühle wieder die Thaya. Nun beginnt der schönste Abschnitt des Tages. Als schmaler Steig hoch über der Thaya – zu Beginn teilweise felsig, später im schattigen Steilabhang mit Bachquerungen – schlängelt sich der Pfad zeitraubend bis zur Oberpfinnigsteigmühle. Ab dort wird der Weg breiter und leitet mich bei der Unterpfinnigsteigmühle vorbei.

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Unterpfinnigsteigmühle

Nach den beiden Mühlen steigt der 07er wieder etwas und erreicht wenige Gehminuten vor Eibenstein eine Asphaltstraße. Ich halte auf den Ort zu und finde unterhalb der Kirche eine Sitzgelegenheit für die Mittagspause.Ein geöffnetes Lokal zur Einkehr bietet sich mir an diesem Dienstag nicht an.

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in Eibenstein

Nach der Mittagsrast übersetze ich die Thaya bei der Ruine wieder und umrunde der Straße ausweichend einen Hügel zur Hälfte bis hinunter nach Primmersdorf, wo ich abermals auf die andere Seite der Thaya wechsle. Es geht nun auf einer asphaltierten Straße durch den Kobergraben bergan bis zur markierten Abzweigung eines Weges durch den Wald und später an dessen Rand auf die Anhöhe Hofäcker-Überländ. Hier heroben ist freie Fläche und der Wind bläst sehr lebhaft und kühl. Ich erkenne die Ortschaft Autendorf vor mir und in der Ferne mache ich mein Tagesziel Drosendorf aus. Geschätzte 45 bis 60 Minuten sind es noch bis dorthin und ich könnte noch einen relativ frühen Bus in Richtung Retz erreichen.

Also wird das Gehtempo verschärft. Autendorf und die Gehstrecke oberhalb des  Robesgrabens sind rasch erledigt. Ich schwenke – jetzt schon wieder bei der Thaya – Richtung Drosendorf ein und habe dessen Schlossanlage hoch über dem Thayatal vor mir. Ein kurzer, heftiger Anstieg ist noch zu absolvieren, dann befinde ich mich bei einem Kreisverkehr. Und hier passiert es: Eine Gehminute von der Bushaltestelle entfernt erkenne ich auf meiner Karte die Kreuzung nicht und gehe fälschlicherweise noch hinunter nach Drosendorf-Altstadt. Das kann ich mir jetzt zwar als Sondierung des Weiterweges fürs nächste Mal anrechnen lassen, kostet mich jedoch so viel Zeit, dass ich den anvisierten Bus nicht mehr erreiche und mehr als eineinhalb Stunden auf den nächsten Bus warten muss. Eine öde Angelegenheit, wie ich nun weiss. Ich kann nur jedem davon abraten, sich an einem Dienstagnachmittag zwischen 14:00 Uhr und 17:00 Uhr in Drosendorf die Zeit vertreiben zu wollen. In dieser Zeit sind alle Rollbalken herunten und die Stadt ist in zwanzig Minuten – zumindest bei herbstlichen Temperaturen – abgeklappert.

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hinunter nach Autendorf – dahinter kann man Drosendorf bereits erkennen

Ab Drosendorf mache ich im Frühjahr 2015 weiter. Das Besondere an der Strecke bis Retz ist nicht nur der Nationalpark Thayatal, sondern auch, dass mit Gert von gipfelrast.at ein weiterer Weitwanderer zufällig am gleichen Wochenende dort unterwegs ist. Es dauert aber ein wenig, bis ich seine Wandergruppe einholen kann. Ab Drosendorf hat er etwa eine Stunde Vorsprung und weilt, als ich mit dem Bus am Hauptplatz einfahre, bereits einige Kilometer weiter im Osten. Ich mache mich und meinen Rucksack abmarschbereit und nehme anschließend den Weg beim Kreisverkehr wieder auf.

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der Ortskern von Drosendorf

Ich muss durchs Horner Tor, um gleich darauf links entlang der Stadtmauer hinunter nach Drosendorf-Altstadt zu gelangen. Ich sehe mir dort kurz die Kirche  an und befinde mich wenig später auf dem Kamp-Thaya-March-Radweg, der mich auf den Galgenberg – mit Aussicht auf Drosendorf – hinauf bringt.

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am Galgenberg sehe ich Drosendorf zum letzten Mal an diesem Tag

Dem Radweg folge ich bis Wolfsbach, danach zweige ich in einen Waldweg und später einen Feldweg ab, um unmittelbar vor Kottaun wieder im Wald zu verschwinden. Bei Kottaun meldet sich erstmals auch der Messenger auf meinem Handy – Gert und seine Gruppe halten kurz nach Geras zum Verschnaufen inne. Dadurch sehe ich meine Chance, ihnen ein bedeutendes Stück näher zu kommen und lege daher einen Zahn zu. Der Wald ist flott durchwandert und die Straße nach Geras erreicht. Bis zum Stift gibt es kaum Interessantes am Wanderweg und so ist es wenig verwunderlich, dass ich nicht lange bis zur Stiftskirche brauche.

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Stiftskirche von Geras

Eine Pause ist jetzt angesichts der vermuteten Nähe der Wanderfreunde nicht drinnen. Deshalb setze ich den Weg nach ein paar Fotos von der Stiftsanlage wieder fort und erreiche zügig wieder Waldgebiet. In diesem gewahre ich auch einen Stapel mit geschlichteten Baumstämmen – das muss wohl Gerts Rastplatz gewesen sein! Ich mag ihm schnell folgen, doch der Waldweg wird zusehends morastiger. Also schnell geht da gar nichts! Immer wieder muss ich auf die Seite ins Unterholz ausweichen.

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auf matschigem Waldweg Richtung Langau

Einmal bekomme ich durch den Waldrand kurz freie Sicht auf Langau, den nächsten zu durchwandernden Ort. Just in diesem Moment meldet sich Gert wieder, der dort bereits eingetroffen ist und beim örtlichen Wirten sitzt. Ich kann ihm erfreut mitteilen, dass Langau schon sehr nahe ist. Tja, wär’s auch gewesen, wenn ich querfeldein dorthin gegangen wäre, aber dem Wanderweg gefällt es sehr gut im Wald und er macht noch einen ordentlichen Umweg zu einem Hügel um dann – endlich Richtung Ort – in Wellen auf und ab unnötige Höhenmeter zu machen. Und ich muss auch am Handy die Ungeduld anderer fühlen: „Wie lange wird’s denn noch dauern?“

Endlich in Langau angekommen, erfahre ich, dass ich die Gruppe auch dort nicht einholen kann – sie ist schon weiter nach Riegersburg unterwegs. Ich jedoch brauche jetzt unbedingt eine Pause.

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Langauer Kirche

So ungefähr zwanzig Minuten lang regeneriere ich mich bei der örtlichen Kirche. Ich bekomme langsam das Gefühl, an einer Schnitzeljagd teilzunehmen.

Außerhalb von Langau tangiere ich das hiesige Freizeitzentrum – Achtung hier wird geschossen, aber es knallt nur laut. Bis Riegersburg muss ich dann noch ordentlich Gas geben – erst dort treffe ich endlich auf Gert und seine Leute, die auf einer Sitzbank beim Schloss auf mich warten. Nun vereint, ziehen wir zu viert weiter gen Felling, wo sich eine Perlmuttmanufaktur befindet, die wir aber links liegen lassen.

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die Weitwanderer ziehen gen Felling

Wir haben es beinahe schon bis Hardegg geschafft. Etwa 1:45 Stunden sind es laut Beschilderung in Felling nur noch. Ganz besonders Ausdauernde mit viel Zeit können allerdings auch über einen Umweg in sechs Stunden in der kleinsten Stadt Österreichs eintreffen. So viel Zeit haben wir allerdings nicht mehr. Zum einen haben meine Begleiter in Hardegg im Gegensatz zu mir noch kein Quartier vorreserviert, zum anderen schickt sich hinter uns eine dunkle Gewitterwolke an, uns überholen zu wollen.

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wer wird wohl zuerst in Hardegg eintreffen-das Gewitter oder wir?

Das Duell endet letztlich unentschieden. Wir erreichen Hardegg gleichzeitig mit den ersten schweren Regentropfen und kommen so noch einigermaßen trocken bei unserem Quartier an, wenngleich auch mit kurzer Unterbrechung in einem Buswartehäuschen. Glück gehabt – alle vier kommen im Gasthof Hammerschmiede unter!

Schon am nächsten Morgen zeigt sich das Wetter wieder von einer wesentlich freundlicheren Seite. Bei Sonnenschein ist die Burg Hardegg einfach viel fotogener. Wir bekommen die Burg aus unterschiedlichen Perspektiven zu sehen – die Fotografen freut es!

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Burg in Hardegg am nächsten Morgen
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so sehen die Tschechen die Stadt Hardegg

Wir erreichen den Ochsengraben, gelangen auf einen schmalen – offiziell noch gesperrten – Pfad und steigen zwischen vom vergangenen Eisbruch geknickten Bäumen hindurch. Es folgt eine recht interessante Passage, die man auch über den Umlaufberg deutlich abkürzen kann. Wir entscheiden uns jedoch, den Thayaumlauf komplett auszugehen.

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am Thayaumlauf

Die ganze Zeit seit Hardegg befinden wir uns direkt an der Grenze zu Tschechien, beim Kajabach verlassen wir sie und wenden uns wieder dem Landesinneren zu. Vorbei an der Ruine Kaja und dem Sagteich durchqueren wir ein größeres Waldstück – das Kajarevier – und verlassen es erst wieder bei Niedrfladnitz. Danach streifen wir noch das kleinere Waldgebiet „Rehleiten“ und treffen unmittelbar vor Hofern auf einen Radweg und die Gleise der ehemaligen Thayatal-Bahn, auf denen jetzt in der warmen Jahreszeit der „Reblaus-Express“ fährt.

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bereits im Weinviertel – auf dem Radweg geht’s weiter

Dieser Punkt markiert auch die Grenze zwischen dem Wald- und dem Weinviertel. Sogleich sichten wir auch die ersten Weinkeller. Dem Radweg folgen wir nun nach Osten hin zum Parapluieberg und befinden uns schon inmitten der Retzer Weinberge mit einer weiten Aussicht über das nördliche Weinviertel bis hin zum Buchberg, den ich ein paar Tage später überschreiten werde.

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Retz von oben – weit weg der Buchberg

Der Weg fällt nun deutlich zur noch funktionstüchtigen Retzer Windmühle und das letzte Stück bis an den Rand des Retzer Siedlungsgebietes hinab. Von dort marschieren wir noch weiter bis zur Znaimer Straße und dem Znaimertor, dann stehen wir auf dem Hauptplatz mit einigen interessanten Gebäuden, wie z. B. dem alten Rathaus, der Marienkapelle, dem Scherzerhaus, dem sog. Sgraffito-Haus oder dem sog. Verderberhaus.

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am Retzer Hauptplatz – Marienkapelle und altes Rathaus

Wir sind nun am Ziel und ein tolles Wanderwochenende geht zu Ende. Ich verabschiede mich am Bahnhofsparkplatz von der Gruppe, muss aber noch beinahe eineinhalb Stunden auf den nächsten Zug Richtung Wien warten. Naja, Wochenende eben…