Stadtwanderweg 4a – Hinter Schloss und Hügel

Die meisten der Wiener Stadtwanderwege habe ich in den vergangenen Jahren bereits abgearbeitet, aber noch fehlen mir zumindest zwei davon in meiner Sammlung. „Zumindest“ deshalb, weil in jüngster Vergangenheit zwei neue Wege kreiert wurden, deren Lage und Wegführung mir noch nicht geläufig sind. Darum setze ich mit einem der bisher schon bestehenden Wanderwege fort – konkret mit jenem, der die Nummer 4a trägt. Er zieht sich der Länge nach durch den Wiener Gemeindebezirk Ottakring und umgeht, sobald er in den Wald hinein führt, den Wilhelminenberg mit seinem stattlichen Schloss.

Tag der Tour: 21.04.2021

Strecke: Bhf. Ottakring – Kuffner Sternwarte – Ottakringer Waldschule – Kreuzeichenwiese – Schloss Wilhelminenberg – Bhf. Ottakring;

Länge: 10 km;

Für die Anfahrt zum Bahnhof Ottakring wähle ich die S45, welche in der morgendlichen rush-hour alle zehn Minuten fährt. Hat man den Bahnhof erst einmal verlassen, empfiehlt sich das unverzügliche Studium der (hoffentlich) mitgeführten Wanderbroschüre der Stadt Wien, denn die gewohnte Beschilderung existiert hier im Ottakringer Bahnhofsviertel sowie auch im restlichen verbauten Gebiet nicht. Mein Versuch, mich vorerst ohne diesen Behelf zu orientieren scheitert daher kläglich, so dass ich versehentlich verkehrt herum in die Wanderroute einsteige und zunächst die Ottakringer Straße stadtauswärts entlang laufe. So bekomme ich nebst einem sehr bekannten Heurigen auch die Alt-Ottakringer Pfarrkirche von vorne zu Gesicht.

Weil auch das Hin- und Herpendeln zwischen der Ottakringer Straße und der Thaliastraße keinen Fund eines der Stadtwanderweg-Schilder bringt, greife ich schließlich auf Höhe der Erdbrustgasse doch zum schriftlichen Behelf und siehe da: die Thaliastraße wäre es gewesen! Diese geht nach der Einmündung der Johann-Staud-Straße nahtlos in die Gallitzinstraße über sowie am Ottakringer Friedhof vorbei.

Der Name der Straße erinnert daran, dass der „Wilhelminenberg“ genau genommen Gallitzinberg heißt und nur wegen einer adeligen Wohltäterin im Wien des zu Ende gehenden 19. Jahrhunderts so genannt wird.

Von rechts taucht nun die Erdbrustgasse erneut auf und nach links zweigt die Funkengerngasse weg. Hier hätte ich hineingehen sollen, um den Rolandweg zu erreichen, doch nütze ich erst die zweite Chance dafür, was mir einen kleinen Umweg einbringt. Bei der Einmündung des Rolandweges in die Johann-Staud-Straße befindet sich rechter Hand die bekannte Kuffner-Sternwarte, welche ich bisher noch nie besucht habe.

Die heutige Volkssternwarte wurde 1884 vom Ottakringer Brauereibesitzer und Hobbyastronomen Moriz von Kuffner als gut ausgerüstete Privatsternwarte mit angeschlossenem Forschungsinstitut gegründet.

Nun ist der Johann-Staud-Straße bergan bis zur Feuerwache „Am Steinhof“ zu folgen. Ich könnte jetzt durch die wunderschöne Grünanlage der Steinhofgründe spazieren, doch der Wanderweg hat anderes mit mir vor. Bei den Steinhofgründen wird außerdem die Bezirksgrenze zu Wien Penzing tangiert.

Aber noch eine Besonderheit gibt es: auf der gegenüberliegenden Straßenseite am Waldrand läuft man an der ersten der Stadtwanderweg-Markierungen vorbei. Diese ist hier auch notwendig, sonst würden sich Wanderer und Spaziergänger in einem Gewirr von Waldwegen verlieren. Wer auf dem korrekten Pfad bleibt, erreicht bald den ruhig vor sich hindümpelnden Jubiläumswarteteich.

Hier ist eine gute Gelegenheit, einmal für ein paar Minuten innezuhalten und das Plätschern des dem Jubiläumswarteteich entspringenden Rosenbaches genießend zu verweilen. Anschließend mache ich in kurzer Zeit die restlichen (Höhen-)meter bis zur Stempelstelle bei der „Waldschule Ottakring“ an der Vogeltennwiese in unmittelbarer Nähe zur Jubiläumswarte. Coronabedingt ist die Waldschule im Lockdown natürlich geschlossen, ich habe jedoch gehört, dass der benötigte Nachweis für die Begehung des in diesem Beitrag beschriebenen Stadtwanderweges frei zugänglich auf der Terrasse zu finden sein soll. Bestätigen kann ich das allerdings mangels ernsthafter Suche danach eher nicht.

Die Frage des höchstgelegenen Punktes kann ich nicht eindeutig beantworten, denn es kommen sowohl die Waldschule als auch die Kreuzeichenwiese, zu welcher ich mich nun begebe, hiefür in Betracht. Jetzt am Vormittag ist auf der Wiese noch wenig los, später wird hier wahrscheinlich vermehrt Hundegebell zu vernehmen sein.

Die Kreuzeichenwiese überschreitet man auf der Tour nicht vollständig, sondern verlässt sie nach rechts durch den Gemeindewald zunächst leicht in Richtung Heuberg absteigend. An einer Kreuzung ändert der Stadtwanderweg seine Richtung allerdings scharf nach rechts, beginnt steil mitten durch den Wald zu fallen und hält vorerst auf die Bieglerhütte zu, an der man aber nicht vorüber kommt. Vielmehr überquere ich den Dornbach und laufe in die Andergasse aus.

Für kurze Zeit setzt man hier seine Wanderstiefel auf den Boden von Wien Hernals, aber bereits über die nach rechts wegzweigende Eselstiege gelangt man wieder nach Wien Ottakring. Das den Stadtwanderweg bezeichnende Schild beweist, das der Wegabschnitt nicht als Hilfe für unfreiwillige Wegabweichler gedacht ist.

Am Ende der Stiege haben die Planer der Wegführung einen Schlenker über die Savoyenstraße zum Schloss Wilhelminenberg eingebaut und davor laufe ich noch am Mausoleum von Wilhelmine Montléart-Sachsen-Curland vorbei. Das ist diejenige wohltätige Adelige, der der „Wilhelminenberg“ seinen Namen verdankt. Zum Schloss selbst muss ich mich ein paar Meter vom Wanderweg entfernen, ganz schaffe ich es aber wegen Privatbesitz nicht vor das Gebäude, das heute als Hotel genutzt wird. Es wäre ohne Super-Weitwinkel-Objektiv auch gar nicht einfach abzulichten.

Sehr aussichtsreich geht es nach der daran angeschlossenen Jugendherberge auf dem Sprengersteig vom Wilhelminenberg hinunter in das Stadtgebiet.

Schon ab dem oben erwähnten Mausoleum kommen mir die Schilder zum Stadtwanderweg wieder abhanden, so dass ein kurzer Blick in die Wanderbroschüre abermals angeraten ist. Viel zu sehen gibt es nun nicht mehr, während ich durch die Gassen der Siedlungen von Ottakring marschiere. Am meisten erregen noch die Häuser in der Kollburggasse meine Aufmerksamkeit.

Über die Erdbrustgasse erreiche ich wieder die Ottakringer Straße, durch die ich vom Bahnhof hierher gekommen bin. Darum wähle ich für den Rückweg nun die Thaliastraße, wo ich auf Höhe des Stillfriedplatzes an der Rückseite der Alt-Ottakringer Pfarrkirche vorbeikomme.

Wer noch nicht heimfahren will bzw. seine Wanderung auf die Nachmittagsstunden verlegt, kann seinen Spaziergang im Heurigen „10er-Marie“ auf der anderen Seite der Kirche ausklingen lassen.

Der Stadtwanderweg 4a ist für so gut wie jedermann und zu allen Jahreszeiten begehbar. Seine Länge wird in der Wanderbroschüre mit zehn Kilometern angegeben und die voraussichtliche Gehzeit mit 2,5 bis 3 Stunden veranschlagt. Ich selbst reihe mich mit sehr gemächlichen 2,5 Stunden am unteren Rand der Spannweite ein.

Beim Verhältnis zwischen verbautem Stadtgebiet und Waldgebiet erscheint mir letzteres ein wenig ins Hintertreffen zu geraten, was dem doch etwas längeren Zustiegsweg vom Bahnhof bis zu den Steinhofgründen geschuldet sein mag. Vielleicht wäre es ja auch möglich gewesen, den Weg erst bei den Steinhofgründen beginnen zu lassen und in einem Bogen über die Marswiese wieder zum Wilhelminenberg zurück zu führen. Der Anschluss zum Bahnhof Ottakring wäre mit der durch die Johann-Staud-Straße verkehrenden Buslinie 46A hergestellt.

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